Dienstag, 7. Mai 2019

Wenn Bibliothekare kreativ werden müssen

Als es um die bibliographische Erfassung der ersten zwischen harte Buchdeckel gepackten Monographie zur Geschichte von Weiach ging, mussten sich die Katalogisierer in den Bibliotheken erstmals entscheiden: Wie gehen wir mit den unterschiedlichen Titeln auf dem Buchrücken, dem Einband und auf dem Titelblatt um? In der Regel nahmen sie dann den Titel auf dem Titelblatt im Innern des Büchleins «Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach» auf ihre Katalogkarten auf. Für die nicht dokumentalistisch gebildeten Leser hingegen wurde der Rückentitel «Chronik Weiach» massgebend (vgl. Habent sua fata libelli, WeiachBlog Nr. 1350 v. 11. September 2017). Manchmal ist umgangssprachlich sogar nur von der «Chronik» die Rede.

Wenn nun, wie im Februar 2019, der volkstümliche Name einer Publikation zum neuen offiziellen Titel wird («Mitteilungsblatt» statt «Mitteilungen für die Gemeinde Weiach», vgl. WeiachBlog Nr. 1391) und dieser Titel mit einem Schrift-Logo verbunden auf dem Titelblatt prangt, dann müssen die Bibliotheksangestellten erneut kreativ werden. Mit unterschiedlichen Resultaten, wie man in den Bibliothekskatalogen HELVETICAT und NEBIS sehen kann.

Wie es die Schweizerische Nationalbibliothek macht...

Die Nationalbibliothek, die alle schweizbezogenen Publikationen (Helvetica) sammelt, hat den neuen Titel unter dem Datensatzfeld «Anderer Titel» erfasst: «Titel ‹2.2019-›: Mitteilungsblatt / Gemeinde Weiach». Die im Impressum stehende, angestammte Bezeichnung «Publikationsorgan der Gemeinde Weiach» wird in eckigen Klammern (da nicht eigentlicher Titelbestandteil) hinter den (ehemaligen) Titel gestellt. In Bern hält man also sozusagen am alten Titel fest:


Die Allgemeine Fussnote weist darauf hin, seit wann die Nationalbibliothek die Mitteilungen aus Weiach sammelt: Dezember 2007.

... und wie die Zentralbibliothek Zürich

Anders in Zürich. Dort ist der Titel der seit Februar offizielle, ergänzt um die Impressumsangabe (allerdings ohne eckige Klammern). Für den alten Titel hat man das Feld Verwandte Titel verwendet: «Früherer Titel: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach: Januar 2003-Januar 2019». Und schliesslich gibt es noch das Feld Einheitstitel: «Mitteilungsblatt (Gemeinde Weiach)».
Wie man dem Eintrag ausserdem ansieht, findet sich da zur Zeit noch der Irrtum, die MGW würden erst seit 2003 erscheinen (dadurch bedingt, dass die Gemeindeverwaltung die Zentralbibliothek erst seit besagtem Jahr auf dem Verteiler hat).

Und schliesslich haben wir im untersten Feld die Information, dass die früheren Jahrgänge in der sog. Speicherbibliothek in Büron LU lagern. Das ist ein als Hochregallager gebauter, gemeinsamer «Büchersilo» verschiedener Schweizer Bibliotheken, die auf diese Weise ihre Platzprobleme gelöst haben. Will man ein Werk aus dieser Speicherbibliothek einsehen, dann ist darauf zu achten, dass es a) 24 bis 48 Stunden dauert (d.h. 2 Arbeitstage) bis es in Zürich verfügbar ist und b) ob es dem «Individualbestand ZB» angehört. Nur wenn letzteres zutrifft, erhält man das Original. Steht da der Vermerk «Kollektivbestand» sind nur Kopien erhältlich (Quelle: mündliche Auskunft der ZB vom 7. Mai 2019; siehe auch https://www.nebis.ch/de/bibliotheken/speicherbibliothek/).

Lasst viele Katalogblumen blühen

Die Gemeindeverwaltung hat also nach 1972 und 1984 (1. und 2. Auflage von Zollingers eingangs erwähnter Monographie) erneut dafür gesorgt, viele bibliothekarische Blumen erblühen zu lassen. Grösstmögliche Vielfalt, wie man auf swissbib.ch sehen kann, denn nur zwei Bibliotheken haben das Weycher Mitteilungsblatt in ihren Beständen:


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