Montag, 2. Oktober 2006

Güllenloch gegraben und Skelette gefunden

Die Hinweise auf den Standort des alten Friedhofs von Weiach verdichten sich. Schon bisher war bekannt, dass er sich im Geviert zwischen Alter Poststrasse, Oberdorfstrasse, Querstrasse und Stadlerstrasse befinden muss (vgl. WeiachBlog vom 11. Februar 2006 zum Haus Bianchi).


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Zwischen altem Waschhaus...

Walter Zollinger setzte in der ersten Weiacher Ortsgeschichte (publiziert 1972) das Waschhaus im Oberdorf als Referenzpunkt für den Standort der alten Kirche (und damit des Kirchhofs, der zumeist als Friedhof genutzt wurde). Dieses Häuschen ist im Besitz der Gemeinde und wird heute als Altölsammelstelle genutzt. Es trägt die Assekuranznummer 278 und stammt gemäss Datenbank der Gebäudeversicherung des Kantons Zürich aus dem Jahre 1783.

...und Zeindlers Güllenloch

Gestern machte alt Gemeindepräsident Ernst Baumgartner-Brennwald auf ein weiteres Mosaikteilchen aufmerksam. Als die Familie Zeindler ein Güllenloch erstellt habe, seien bei den Erdarbeiten ganze Reihen von Skeletten zum Vorschein gekommen.

Da dieses Loch zwischen den Liegenschaften Oberdorfstrasse 22 und Stadlerstrasse 21 gelegen ist, dürfte sich dort auch ein Teil des alten Friedhofs befunden haben, der wohl zur Zeit der Reformation, d.h. nach 1519, angelegt und 1706 aufgehoben und an den heutigen Platz verlegt wurde.

Längst verstorbene Einwohner, so z.B. Luise Liebert, die letzte Besitzerin des heutigen Ortsmuseums, haben Walter Zollinger erzählt, in der Nähe des Gemeindewaschhauses im Oberdorf hätten Buben Knochen gefunden.

Dass weder der eine noch der andere Fund die Kriminaltechniker der Polizei auf den Plan rief, dürfte auch damit zusammenhängen, dass der Standort des alten Friedhof bei den Hiesigen allgemein bekannt war.

Die Mesmer wohnten in der Nähe...

Auch Übernamen stützen diese These. Weil die Sigristenfamilie traditionell in unmittelbarer Nähe der Kirche wohnte, sind auch die Zunamen der seit alters her in den umliegenden Häusern wohnhaften Familien von grossem Interesse. Sie trugen häufig den sprechenden Bestandteil Mesmer. So zum Beispiel s'Mesmerjokebe, s'Mesmer Alberte (wohnhaft Oberdorfstrasse 22) und s'Mesmer Hans (wohnhaft Oberdorfstrasse 26).

Quellen
  • «Dossier Zollinger»; nach neueren Erkenntnissen: Ortsgeschichte-Ordner von Adolf Pfister (1936-1942 in Weiach), weitergeführt von Walter Zollinger. Archiv des Ortsmuseums Weiach, ohne Signatur.
  • Zollinger, W.: Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach. (Chronik Weiach. 1271-1971). 1. Aufl. 1972; 2. ergänzte Aufl. 1984.
  • Gebäudenummernkonkordanz der Gemeinde Weiach: 1812–1895–1955–1992. Elektronisches Spreadsheet, Weiach 2002-2005.
  • Persönliches Gespräch mit Ernst Baumgartner-Brennwald, 2. Oktober 2006.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Immer wieder Spannendes aus Weichach. Man dankt!

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Bei solchen Lochereien sei es dem Wanderer verziehen, dass er flugs im "Weichacher" gelandet ist. ;))

Das passiert schliesslich auch Journalisten des Neuen Bülacher Tagblatts und anderen wie man hier sieht.

Anonym hat gesagt…

Da bin ich doch tatsächlich im weichen Acher gelandet ... ich meinte natürlich: Immer wieder Spannendes aus Weiach!!

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Wie man hört wird anscheinend nun doch nichts aus dem Bauprojekt auf der Liegenschaft Bianchi. Das Bauunternehmen habe von seinen ursprünglichen Plänen Abstand genommen. War da die Angst vor den Skeletten mit ein Grund?