Donnerstag, 24. Mai 2007

Wo die Jagdhütte Sanzenberg hingekommen ist

In Weiacher Geschichte(n) Nr. 89 war der zweite Teil des von Ruth Schulthess-Bersinger 1941 an der Bezirksschule Kaiserstuhl gehaltenen Vortrags über Weiach abgedruckt. Darin erwähnt ist auch eine Jagdhütte, die auf Gemeindegebiet stand:

«Auf dem Sanzenberg, an der westlichen Strasse, die auf den Bachserbuck führt, wurde vor 5 Jahren ein Blockhaus erstellt. Das Holz zu dessen Bau stifteten die Gemeinden Weiach, Stadel & Bachs. Die Wände sind aus geschälten tannenen Rundhölzern. Solche auf einem Betonsockel aneinandergefügt, bilden den Boden. Ein Dach aus Dachbappen schützt das schöne Innere, welches aus Aufenthaltsraum, Schlafraum, Keller & Cheminée besteht. Neben dem Kochherd erhebt sich ein Geschirrschrank. Die Wände sind mit Rehbockgeweihen behängt. Nicht durch eine Türe gelangt man in den Schlafraum; sondern, indem man einen Vorhang zurückschiebt. Als Ruhelager dienen 2 übereinander befestigte, breite Matratzen. Über der Eingangstür kann man folgende Inschrift lesen:

S Sanzenberg heisst unsere Hütte,
A Aufgebaut in Waldesmitte.
N Nicht so leicht kann’s Schön’res geben
Z Zieht man aus zum Nimrodleben. –
E Einträchtig mit ihrer Beute
N Nahen sich die Jägersleute,
B Bleiben froh zusammen sitzen.
E Es ermangelt nicht an Witzen.
R Ruhm und Heldentat sind feil;
G Glorreich ist das Weidmannsheil!

Gewiss jeder Spaziergänger, der an dieser Jägerhütte vorbeizieht, wird sie bewundern.
»

Nicht mehr am ursprünglichen Standort

Das geht heute nicht mehr, denn diese Hütte steht nicht mehr am damaligen Standort. Im März 2007 habe ich noch gewerweisst, wo sie hingekommen sein könnte:

«Alt Gemeindepräsident Mauro Lenisa ist der Ansicht, dass diese Jagdhütte nicht identisch mit derjenigen der Jagdgesellschaft Sanzenberg sei. Diese Aussage wird durch das Inventar der Gebäudenummern-Konkordanz gestützt. Dort findet man lediglich zwei Waldhütten auf dem Müliboden mit den Baujahren 1955 und 1968. Die von Ruth Bersinger erwähnte Jagdhütte mit Baujahr 1936 ist also entweder durch eine neue ersetzt, an einen anderen Platz versetzt oder ersatzlos abgebrochen worden.»

Wechsel der Revierpächter - Haus gezügelt

Am Rande der Premiere des Stückes «Kolumbus oder Die Entdeckung Amerikas» in Weiach (vgl. WeiachBlog-Beitrag vom 16. Mai) konnte alt Gemeindeschreiber Hans Meier im Gespräch mit WeiachBlog das Rätsel um den Verbleib der Jagdhütte Sanzenberg klären.

Erstens: es gibt sie noch! Das ist sie:

Zweitens: sie steht heute auf dem Grenzsattel zwischen dem Ofen und Zweidlen, hart an der Gemeindegrenze zwischen Weiach und Glattfelden - aber klar auf Glattfelder Boden (Grenze verläuft auf dem obigen Bild etwa 20 m links der Bildmitte).

Deshalb erscheint die Hütte natürlich auch nicht mehr in der Liste der Gebäudeversicherung für unsere Gemeinde, sondern mit der Nr. 1451 in der von Glattfelden.

Auch das Baujahr kann man klar und deutlich auf dieser Aufnahme ablesen: «Erbaut 1937.»

Geweihe gehören noch zum Inventar. Nur der launige Spruch, bei dem der Name Sanzenberg sozusagen zum Akronym wird, der ist verschwunden. Warum, ist auch klar: Das Revier Sanzenberg gehört ja jetzt einer anderen Jagdgesellschaft.

Quellen

  • Bersinger, R.: "Weiach!" 20Min-Vortrag in der Bezirksschule Kaiserstuhl. Handschrift, 10 Seiten. Zusammengestellt im November 1941. Xero-Kopie im Archiv des Ortsmuseums Weiach.
  • Brandenberger, U.: «Die Trotte im Oberdorf war unser Eigentum». Ein Vortrag von Ruth Bersinger an der Bezirksschule, November 1941 (Teil 2). Weiacher Geschichte(n) 89. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, April 2007 – S. 9-12. (pdf, 1.6 MB)

[Veröffentlicht am 12. Juni 2007]

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