Ende April 1882 kündigte der Sekundarschulkreis Stadel offiziell Neuwahlen an. In der zweimal wöchentlich – am Mittwoch und am Samstag – erscheinenden Regionalzeitung «Bülach-Dielsdorfer Volksfreund» (heute Neues Bülacher Tagblatt) wurden gleichzeitig auch die Namen derjenigen Mitglieder veröffentlicht, die sich erneut der Wahl stellten. Als Bisheriger wurde u.a. «Herr Baumgartner, alt Gemeindammann, in Weiach» genannt.
Bisheriger verpasst das absolute Mehr
Heute, am 13. Mai vor 125 Jahren, folgte im «Volksfreund» das Ergebnis dieser Wahlen. Und zwar mit folgender Rechnung:
«Wahlergebnis vom 7. Mai:
A. Erneuerungswahl von 7 Mitgliedern der Sekundarschulpflege.
Stimmberechtigte: 737, abgegebene Stimmzeddel 652 x 7 = 4564
Leere Stimmen 1604
Maßgebende Stimmenzahl 2960
Absolutes Mehr: 213
Gewählt sind: Stimm.
1. Hr. Bezirksrath Gaßmann in Riedt 403
2. Hr. Präsident Meier in Neerach 391
3. Hr. Bierbrauer Albrecht in Stadel 379
4. Hr. Gemeinda. Beereuter i. Windlach 342
5. Hr. Lieut. Meier in Thal-Bachs 267
6. Hr. Präsident Hauser in Stadel 220
Ferner erhielten Stimmen:
Hr. a. Gemeinda. Baumgartner i. Weiach 184
Hr. Pfarrer Dr. Egli in Bachs 182
Hr. Kantonsrath Hauser in Stadel 179
Hr. Lehrer Moser in Weiach 133
Hr. Bezirksrichter Grießer in Weiach 22
Hr. Pfarrer Kirchhofer in Stadel 18
Vereinzelt 169
Ungültig 71
Gleich den maßgebenden Stimmen 2960»
Unter Punkt B wird schliesslich vermeldet, Gassmann sei als Präsident gewählt.
Kein Hiesiger in der Sekundarschulpflege?
Wie man sieht hatte kein einziger Weiacher den Sprung in die Pflege geschafft. Und warum? Weil der bisherige Vertreter unserer Gemeinde, alt Gemeindammann Baumgartner offenbar einige Feinde hatte, die lieber dem Lehrer Moser oder gar dem Bezirksrichter Griesser die Stimme gaben. Die 22 Stimmen des Letzteren sind ein Hinweis darauf, dass er wohl gar nicht kandidiert hatte.
Man kann sich vorstellen, wie jetzt hinter den Kulissen das Seilziehen losging. Denn schliesslich ging es nun darum, in der kommenden Wahl die Stimmen aller anderen Dörfer auf den Richtigen zu vereinigen – und das sollte dann schon ein Weiacher sein. Und nicht ein zweiter Bachser. Pfarrer Egli hatte Baumgartner ja um ein Haar geschlagen und das absolute Mehr lediglich um nicht einmal 25 Stimmen verpasst.
Der zweite Wahlgang stand schon sehr bald ins Haus, wie man ebenfalls der amtlichen Publikation im «Volksfreund» vom 13. Mai 1882 entnehmen kann:
«Es ist somit die Wahl eines Mitgliedes der Sekundarschulpflege noch ausstehend. Diese Wahl findet Sonntag den 21 Mai statt. Die Zusammenstellung des Wahlergebnisses geschieht am gleichen Tage Abends 4 Uhr in der Post in Stadel.
Stadel, 10. Mai 1882.
Die Kreisvorsteherschaft.»
Die neugewählten Sekundarschulpfleger mischen sich ein
Sehr interessant ist die Reaktion der soeben Gewählten: Am Tag vor der Wahl, dem Samstag, 20. Mai 1882, liessen sie im «Volksfreund» folgendes Inserat erscheinen:
«Sekundarschulpflege Stadel.
Als Sekundarschulpfleger schlagen wir vor:
Herrn Lehrer Moser in Weiach,
eine Persönlichkeit, die der ganzen Pflege sehr wohl ansteht.»
Mit anderen Worten: der bisherige Amtskollege, alt Gemeindammann Baumgartner, war den bereits Gewählten nicht genehm! Sie bevorzugten den Sprengkandidaten.
Ob dieses Inserat den Ausschlag gab, ist nicht bekannt, denn in späteren Ausgaben des «Volksfreund» habe ich keine Publikation der Ergebnisse des zweiten Wahlganges gefunden.
Dafür wird in der 1936 erschienenen Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Sekundarschule Stadel eine Amtsdauer von 1882-1888 notiert – für Lehrer Moser in Weiach.
Quellen
- Bülach-Dielsdorfer Volksfreund, Nr. 34; Samstag, 29. April 1882
- Bülach-Dielsdorfer Volksfreund, Nr. 38; Samstag, 13. Mai 1882
- Bülach-Dielsdorfer Volksfreund, Nr. 40, Samstag, 20. Mai 1882
- Moor, F.: Hundert Jahre Sekundarschule Stadel 1836-1936. Festschrift im Auftrage der Schulpflege. Dielsdorf, Oktober 1936 – S. 26.
[Veröffentlicht am 18.5.2007]
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