Dienstag, 23. Oktober 2007

Weiacher Stimmbeteiligung im kantonalen Durchschnitt

Der Mobilisierungseffekt dieser eidgenössischen Parlamentswahlen war auch in Weiach deutlich zu spüren. Ob das nun an den im Unterland bevorzugt auf Landwirtschaftsparzellen entlang der Strassen zu Hunderten platzierten SVP-Plakaten lag (wie die Zürcher Landzeitung heute mutmasst) oder an der dank Schäfchenpolemik und Bundesplatzkrawall ganz generell aufgeheizten Stimmung: die Stimmbeteiligung war verglichen mit dem Urnengang im Mai 2006, mehr als doppelt so gross. Sie erreichte 48.1 Prozent. Das liegt nur knapp unter dem Kantonsdurchschnitt von rund 48.9 Prozent der Stimmberechtigten.

Wie die Verteilung nach Gemeinden aussieht, das kann man auf den Wahlresultat-Seiten des kantonalen Statistischen Amts nachschauen. Da sieht man dann, welch hohe Prozentwerte die kleinen, noch stark agrarisch geprägten Landgemeinden des Weinlandes aufweisen. An der Spitze liegt Truttikon mit 64.6%. Verglichen mit den über 80 Prozent in gewissen Walliser Gemeinden (vor allem im Bezirk Leuk) ist das immer noch wenig.

In Weiach sind die urbanen Zeiten und die Zugehörigkeit zur Agglomeration Zürich auch am Grad des Urnenabsentismus abzulesen. Das benachbarte Bachs gehört nach den Kriterien des Bundesamts für Statistik nicht zur Agglo - und erreicht mit 59 Prozent die beste Stimmbeteiligung im Bezirk Dielsdorf.

Spekulationen über ungültige Stimmabgaben

In Weiach beteiligten sich von 726 Stimmberechtigten deren 372 an der Wahl. 93.8 % warfen gültige Wahlzettel ein. Immerhin 6.2 % der eingegangenen Wahlzettel waren aber ungültig (sie werden als «nicht in Betracht fallende» bezeichnet). 23 Stimmberechtigte haben also etwas falsch gemacht, z.B. mehrere Listen im Couvert, den Stimmrechtsausweis nicht beigelegt oder diesen nicht unterschrieben - der möglichen Gründe sind viele.

Verglichen mit anderen Gemeinden ist das wenig. Mit Verlust muss man rechnen. Was soll man aber beispielsweise von den unglaublichen 35.3% ungültigen Stimmen in Volken halten? Oder von den 0% in Kyburg? Beides lässt einen leicht verwundert zurück. Wenn man nämlich bei einer Population eine Normalverteilung wahlbezogener Intelligenz annimmt, dann müsste so ziemlich genau das herauskommen wie in Weiach: ein kleiner Prozentsatz schnallt es einfach nicht. Aber mehr als ein Drittel?

Bleibt die Frage: Gibt es eine Qualitätskontrolle für Wahlbüros? Wer schaut denen auf die Finger? Das wäre ja einmal eine Aufgabe für neutrale Wahlbeobachter.

Quellen

  • Wahl-Website des Statistischen Amts des Kantons Zürich
  • Riedel, S.: Viele Plakate bringen viele Stimmen. Unterland: Lächeln für den Wahlsieg – SVP-Gesichter dominieren Strassenränder und den Wahlkampf. In: Zürcher Landzeitung/ZU/NBT, 23. Oktober 2007.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Dummen wählen ja bekanntlich SVP - daher wäre der wahl-IQ-korrigierte SVP-Anteil noch höher.

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Und das schreibt ausgerechnet der Anonymus vom Pfannenstil?

In Weiach gibt es immer noch mehr als zehn Prozent bäuerliche SVP-Stammwähler, welche die Partei schon vor Jahren bevorzugt haben - damals als von Blocher, Mörgeli und Konsorten und deren Polemik-Strategie noch keine Spur zu sehen war.

Entscheidend ist, wie viele Prozent auf das bürgerliche Ticket insgesamt entfallen.

Schauen wir doch einmal, welche Anteile die Südschneiser-Gemeinden in den ersten drei Listen SVP, SP, FDP aufweisen:

Zumikon
29.4 % Liste 1: SVP
10.9 % Liste 2: SP
33.5 % Liste 3: FDP

Maur
34.9 % Liste 1: SVP
13.8 % Liste 2: SP
19.3 % Liste 3: FDP

Küsnacht (mit Forch)
31.7 % Liste 1: SVP
12.2 % Liste 2: SP
29.5 % Liste 3: FDP

Egg
36.7 % Liste 1: SVP
16.0 % Liste 2: SP
15.6 % Liste 3: FDP

Weiach
54.4 % Liste 1: SVP
12.4 % Liste 2: SP
7.9 % Liste 3: FDP

Wenn man die Anteile der altliberalen FDP, die bald nur noch ein Wurmfortsatz der neoliberalen SVP ist, zusammenrechnet, dann ergeben sich folgende bürgerliche Anteile:

Zumikon: 62.9%
Maur: 54.2%
Küsnacht (mit Forch): 61.2%
Egg: 52.3%
Weiach: 62.3%

Fazit: Wer im Glashaus sitzt sollte besser nicht mit Steinen werfen.

Anonym hat gesagt…

Küsnacht ist keine Südanfluggemeinde. Keine 5% der Küsnachter wohnen auf der Forch.

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Ja, dass diese Präzisierung kommen musste, ist klar. Wenn sonst keine Einwände kommen ist alles klar. QED für meine obige Aufstellung.

N.B.: Küsnacht ist sehr wohl eine Südanflug-Gemeinde, gerade wegen der Forch. Leider gibt es keine Forch-spezifische Auswertung. An den Prozentzahlen ändert das aber wohl nichts.

Anonym hat gesagt…

Küsnacht ist in der Tat vom Südanflug betroffen. Wegen der Südanflüge sind die Baulandpreise dort in neue Rekordhöhen gestiegen - weil man im benachbarten Zumikon nicht mehr angenehm wohnen kann. Lärm hört man am See nicht.

Aber zum Glück steht mittlerweilen das "Baugerüst" für den gekröpften Anflug - die öffentliche Auflage. Wir hoffen auf eine schnelle Genehmigung und das ohne Einsprachenaufschub, damit die 100'000 geschädigten wenigstens ab und zu wieder länger als bis 6 Uhr ruhen können.

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Und in Weiach ist man überzeugt, dass die Gemeinden Stadel und Weiach sämtliche Rechtsmittel ausschöpfen werden, die ihnen zu Gebote stehen.

Ziel: die Enteignung von Gemeindeland, die Rodung von Wald und das Servitut zu verhindern, dass die Bäume auf dem Stadlerberg und Haggenberg nicht mehr so wachsen dürfen, wie es ihnen die Natur ermöglicht.

Das BAZL soll nicht damit durchkommen, dass wegen ein paar egoistischen Südschneisern gesunde Bäume fallen müssen, nur weil sie ein per Zentimeter in die Überflugszone hineinlampen.

Gekröpfter Nordanflug NEIN!

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Im Artikel wurde über die Gründe für ungültige Stimmabgaben spekuliert. Besonders bei der brieflichen Stimmabgabe gilt es ein paar Dinge zu beachten, die teils nicht auf dem offiziellen Couvert stehen

Gemäss Website der Gemeinde (http://www.weiach.ch/de/politik/abstimmungsresultate/) ist die briefliche Stimmabgabe ungültig wenn eins oder mehrere der folgenden Sachverhalte zutreffen:

- ein anderes als das offizielle Antwortkuvert benützt wird
- die Unterschrift auf dem Stimmausweis fehlt
- das Antwortkuvert mehr als einen Stimmausweis enthält
- das Stimmkuvert mit Kennzeichen versehen ist
- die Stimm-/Wahlzettel und der Stimmrechtsausweis im gleichen Kuvert verpackt sind.