Mittwoch, 17. November 2021

Rechnen lernten die Weiacher Schüler vor 250 Jahren nicht

Aus der Zürcher Schulumfrage von 1771/72 geht Erstaunliches hervor. Die von der Zürcher Regierung durchgeführte Erhebung wurde (so vermutet das Staatsarchiv) für Weiach durch den hiesigen Pfarrer Johann Heinrich Wiser (1728-1782) beantwortet.

Rechnen zu können gehört zu den absoluten Grundfähigkeiten. Wer das nicht kann, hat im Leben nichts als Probleme. Noch vor 250 Jahren war das aber offensichtlich eine entbehrliche Fähigkeit. Da reichte es, wenn ausgewählte Personen im Dorf zu rechnen wussten.

Auf die Frage «Was Wird im Rechnen gethan? wird hiezu auch in der Haupt-Schule, oder nur in Neben-Schulen, und Nacht-Schulen Zeit gewiedmet?» (Frage Bb20) bemerkt der Pfarrer lapidar:

«Nichts, der schulmeister versteht diese edle kunst nicht.»

Nun denn, wenn der Lehrer das nicht kann, dann halt auch die Schulkinder nicht. Egal auf welcher Stufe. In Weyach selber war da nichts zu wollen. Wer rechnen lernen wollte, musste sich das auswärts beibringen lassen. Das geht aus der darauffolgenden Position in der Umfrage hervor:

«Lernen viele Bauerknaben rechnen? und werden sie auch vornemlich auf das nöthigste und gemeinnüzigste in der Rechenkunst geführt?» (Frage Bb21)

Antwort: «Etwann in einer fränden schul lernet wenige knaben etwas.»

Man musste also, erläutert Pfarrer Wiser, in eine fremde (d.h. nicht in der Gemeinde oder gar ausserhalb des Zürichbiets gelegene) Schule um Rechnen zu lernen.

Wie aus der Stapfer-Enquête von 1799 (einer Schulumfrage der Helvetischen Republik) hervorgeht, gab es Ende des 18. Jahrhunderts die Möglichkeit, beim Müllermeister Mayer in Fisibach das Rechnen zu lernen (vgl. WeiachBlog Nr. 1449)

Quelle

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