Sonntag, 17. April 2022

Römisches Kleingeld aus der Zeit von Jesus gefunden

Zugegeben: statt «Jesus» hätte man auch «Octavianus Augustus» schreiben können. Denn das Konterfei des letzteren war auf den Münzen aus der Regierungszeit des ersten römischen Kaisers, Adoptivsohn von Julius Cäsar, aufgeprägt. Aber der Gottessohn passt halt besser zu Ostern. Und zum Finden der versteckten Eier.

In der Karwoche hat die Zurich Open Platform (zop.zb.uzh.ch), auf der die Kantonsarchäologie Zürich die Kurzberichte über ihre Tätigkeit seit diesem Jahr veröffentlicht, nun endlich den längst fertiggestellten Bericht zum Jahr 2021 online gestellt. Das Osterei, über das ich hier schreiben kann, ist also – zumindest aus Sicht der breiten Öffentlichkeit – taufrisch. 

Prospektion auf neu ausgeschiedener archäologischer Zone 

Auf dem Weiacher Gemeindegebiet waren wieder eine Fülle von Tätigkeiten zu verzeichnen. Das gilt besonders für die von der Kantonsarchäologie kürzlich ausgeschiedene Schwerpunktzone, die sich vom Sanzenberg bis hinunter zum überbauten Gebiet bzw. zur Hauptstrasse erstreckt. Hier ist man proaktiv tätig, damit nicht wieder Notgrabungen durchgeführt werden müssen, wenn dereinst die Bagger bereits aufgefahren sind (wie bspw. 2001 im Gebiet Winkelwiesen).

Archäologische Zone Weiach 15.0 (Quelle: https://maps.zh.ch/s/yvdu4zq4)

Nur Durchgangsverkehr oder doch eine Siedlung?

Das römische Kleingeld wurde im Unterabschnitt «See/Seeren/Usser Hasli» gefunden:

«Bei Prospektionsarbeiten in einem geplanten Kiesabbaugebiet kamen 2019/2020 verschiedene römische Funde zum Vorschein, so zwei halbierte Asse (1. Jh. v. Chr.), ein Gefässhenkel, eine Gefäss-Bodenscherbe und etwas Baukeramik, daneben mehrere Devotionalien. Am westlichen Rand des Areals verläuft der Alte Zürichweg von Kaiserstuhl über den Sanzenberg nach Zürich (IVS ZH 17.2). Auch 2021 wurden ergänzende Begehungen durchgeführt. Die Bedeutung des Fundplatzes ist aktuell noch nicht geklärt (Verkehrsweg, Siedlungsplatz oder Gräber?). Weiterführende Untersuchungen sind geplant.»

Da darf man gespannt sein, denn in diesem Gebiet zwischen dem Bedmen und dem Städtchen Kaiserstuhl sind bislang keine alten Siedlungsspuren gefunden worden, lediglich 1873 ein gut erhaltenes Skelett beim Alten Bahnhof.

Zu verschmerzender Verlust?

Der Münzfund wird weiter unten im Text präzisiert: «ein halbierter As des Augustus (womöglich Imitation), ein weiterer halbierter As, [...]»

Ein As als Recheneinheit war in den Zeiten der alten römischen Republik bis ca. 200 v. Chr. noch sehr viel wert: Sie diente ursprünglich als Gewichtseinheit und «stand ganz allgemein für einen ganzen Gegenstand, eine Erbschaft (res ex asse), einen Acker oder ein einheitliches Besitztum», steht dazu in der Wikipedia.

Durch alle kriegerischen Wirren hindurch und bis zur Machtübernahme durch Augustus im Jahre 31 v. Chr., hat der Wert dann aber dramatisch abgenommen (Inflation ist keine Erfindung unserer heutigen Zeit der unbegrenzt aufgeblähten Papiergeldmenge).

Ein Ei oder doch etwas mehr

Ein Denar, das 16-fache eines As, soll eine Kaufkraft gehabt haben, die heutzutage ca. 15-25 Euro entsprechen würde. Ein As wäre also gerade einmal der Gegenwert eines Eis aus dem Hofladen (ca. 60 Rappen). 

Dagegen berichtet Sueton (um 70 – nach 122 n. Chr.), dass man zu seiner Zeit mit dem Gegenwert von zwei Assen bereits seinen täglichen Lebensunterhalt bestreiten konnte.

Die Beurteilung, wie stark die beiden verlorenen Semis (die Fachbezeichnung für eine halbierte As-Münze) ihre damaligen Besitzer geschmerzt haben und ob sie darob vor Wut gar gleich so kreativ wurden, wie der Verleger Diabelli es dem Ludwig van Beethoven unterstellt hat (vgl. den Titel seines Opus 129), sei dem geneigten Leser überlassen.

Frohe Ostern!

Quelle

Keine Kommentare: