Montag, 20. Juni 2022

Bedmen. Eine Namens- und Flurbeschreibung

Das Gebiet Bedmen, in den Quellen ab dem 16. Jahrhundert auch Bödmen geschrieben, hat im 19. Jahrhundert zwischenzeitlich die Schreibweise Bebnen erhalten. 

Anders als man vielleicht vermuten würde, ist diese Schreibweise auf der Topographischen Karte des Kantons Zürich (Wild-Karte; StAZH A 4; s. Bildauschnitt oben) aus der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht etwa ein Irrtum, sondern auch in lokalen Quellen belegt.

Ein Eintrag im sog. «Visitbuch der obern Classe» lautet nämlich explizit: «31.12.[18]68: Hs. Jak. Meierhofer im Bebnen» (Flurnamenliste Adolf Pfister, 1936-42). Dieser Schulpfleger dürfte der Vater des Unternehmers Albert Meierhofer (1863-1931) und Grossvater der Kinderärztin Dr. h.c. Marie Meierhofer (1909-1998) gewesen sein. Der Bauernhof dieser Familie befand sich an der Kaiserstuhlerstrasse 19 (nach Brand 1952 wiederaufgebaut).

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts war aber auch die Schreibweise Bödmen im Umlauf. Besonders Friedrich Vogel verwendet sie in beiden Auflagen seines Ortslexikons des Kantons Zürich:

  • «Bödmen, im, Gegend mit 1 Wohngeb.» (Vogel 1835)
  • «Bödmen, im, Ortsgegend der Gem. Weyach mit 2 Wohnh., die an der Straße nach Kaiserstuhl liegen.» (Vogel 1841)
  • «Bödmen» in Kaufbrief der Meierhofer im Bedmen aus dem Jahre 1902 (Pfister 1936-42)

Was ortsnamen.ch dazu sagt

Grundlagendaten zu den Weiacher Flurnamen wurden von Bruno Boesch im Jahre 1958 gesammelt. So auch zum Namen Bedmen:

Es handelt sich – wie der Name vermuten lässt – um ursprünglich fast rein landwirtschaftliches Gebiet, eine ebene Ackerflur, die früher auch als Wässerwiese genutzt wurde, indem man das Wasser von Sagi- und Mülibach in den östlichen Teil unmittelbar nördlich des Dorfkerns leitete (daher rührt die Sumpf-Signatur südlich des Höhenpunkts 370 auf der Wild-Karte).

Die aus den Unterlagen von Boesch extrahierte Quelle von 1596 (StAZH F II b 245 a) ist dabei irrtümlich in die Belegliste gerutscht. Aus dem Zusammenhang ergibt sich, dass eine Fläche nördlich der Flur Höh bzw. In der Höh gemeint sein dürfte. Und diese liegt eindeutig Richtung Hard (damals die Richtung ab dem Dorfkern weisend als Hardzelg benannt) und nicht in Richtung Kaiserstuhl (damals: Stadtzelg).

Eine Grenzbeschreibung anhand heutiger Landmarken

Nordwestlich markiert von der ehemaligen Dreschscheune der Elektrizitätsgenossenschaft Weiach (später Lagerhaus Pneu Müller; Grubenweg 1) sowie dem Gemeindewerkhof (Grubenweg 6), verläuft die Grenze des Bedmen in nordöstlicher Richtung diagonal durch das Mehrfamilienhaus Dammweg 14. Dessen südöstliche Hälfte sowie alle weiteren Gebäude am Dammweg (ausser der Nr. 16 und dem nordwestlichen Teil von Nr. 14) gehören zum Bedmen. 

Die Grenze folgt dann dem Bahndamm bis auf die Höhe des Durchbruchs des Dorfbachs, visiert dort auf die Liegenschaft Glattfelderstrasse 10 (südlich Hauptstrasse) und biegt auf halber Strecke nordwestlich des heutigen Eschterhofs in südwestlicher Richtung ab, mit Visierung auf das Gebäude Kaiserstuhlerstrasse 10 (nördlich Hauptstrasse).

Die Begrenzung verläuft weiter in südwestlicher Richtung über die Wiese zwischen Wiesental und Sternen und zieht sich anschliessend an der Geländekante hinter den Liegenschaften an der Kaiserstuhlerstrasse entlang bis zum Ausgangspunkt dieses kleinen Bannumgangs.

Die Tankstelle liegt schon im Bedmen

Vom Dorfkern aus gesehen liegen also die Tankstelle und das ehem. Rest. Wiesental im Bedmen, der alte ehafte Gasthof Sternen (seit 1830 an dieser Stelle) aber noch nicht.

Bereits wieder ausserhalb des Bedmen sind in Richtung Kaiserstuhl das alte Polizistenhäuschen (Kaiserstuhlerstrasse 40, Baujahr 1953) sowie die Landi (ehem. Lagerhaus Landw. Genossenschaft Weiach; Kaiserstuhlerstrasse 44, Baujahr 1957) zu nennen.

Innerhalb des Perimeters der Boesch'schen Flurnamenkarte 1958 (vgl. Ausschnitt oben) liegen somit die folgenden heutigen Gebäude und gehören damit zum Bedmen:

  • Dammweg 1, 4, 6, 8, 10 und 12, sowie 14 zur Hälfte (Baujahr 2017 m. Ausn. v. Nr. 1), 
  • Grubenweg 1, 3 (Baujahr 1979), 7 und 9.
  • Kaiserstuhlerstrasse 10 (heutige Migrol-Tankstelle mit Tina's Café, Baujahr 1957), 15 (ehem. Rest. Wiesental, Baujahr 1819), 19 (Baujahr 1952), 29a+b (Baujahr 1885) und 35 (Baujahr 1931).
  • Haslistrasse 2 (Baujahr 1911), 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15 und 17 (alle Baujahr 1989)
  • Rhihofweg 2 (Transformatorenstation; Baujahr 2015)
Alle Baujahrangaben stammen von der Gebäudeversicherung des Kantons Zürich (Karte Aktueller Gebäudebestand nach Baujahr auf dem GIS Kt ZH). Sie sind, was die älteren Bauten betrifft, leider mangels Quellennachweis von nicht verifizierbarer Qualität.

Quellen
  • Vogel, F.: Ortslexikon des Kantons Zürich oder alphabetische Aufzählung aller Ortschaften, Höfe und einzelnen Wohnungen des Kantons, die besondere Namen tragen, mit Angabe der bürgerlichen und kirchlichen Abtheilungen, in welche sie gehören, u.a.m.  Zürich 1835 – S. 22.

  • Vogel, F.: Neues Ortslexikon des Kantons Zürich oder alphabetisches Verzeichniß aller Ortschaften, Höfe und einzelnen Wohnhäuser, die besondere Namen führen, mit Angabe der Gemeinde, zu welcher sie gehören, ihrer Lage u.s.f. und verschiedenen statistischen Notizen. Zweite, verbesserte und vermehrte Ausgabe. Zürich 1841 – S. 30.

  • Topographische Karte des Kantons Zürich (Wild-Karte). Blatt IX: Weiach, Mai 1859 (Signatur: StAZH PLAN A 4.9).

  • Pfister, A.: Flurnamenliste; erstellt zwischen 1936 und 1942; Teil des sog. Ortsgeschichtlichen Ordners im Archiv des Ortsmuseums Weiach (noch ohne Signatur).

  • Sammlung der Orts- und Flurnamen des Kantons Zürich, 1943-2000 (Signatur: StAZH O 471). Datenerfassung für Weiach durch Prof. Bruno Boesch mit dem Gewährsmann Alb. Meierhofer im Jahre 1958.

  • Eintrag Bedmen. In: ortsnamen.ch. Das Portal der schweizerischen Ortsnamenforschung (Screenshot auf dem Stand vom 24. Februar 2019).

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