Samstag, 4. März 2006

Schneeuntaugliche CITARO-Gelenkbusse

Die tüchtigen Schneefälle von gestern Freitagmorgen haben für einmal auch Weiach nicht ausgelassen. Um halb acht Uhr lagen auf meinem Vorplatz mehr als 10 cm Schnee. Entsprechend musste man dann auch ein paar Minuten länger auf das Postauto warten. Alles halb so wild. Ich habe in Bülach sogar noch die S-Bahn erwischt.

Das wirkliche Chaos fand an diesem Morgen etwas früher statt. Und es betraf ausschliesslich die neuen Gelenkbusse des Autobetriebs Stadel-Neerach, der für die Postauto Zürich fährt. Das wurde mir nach einigen Minuten Fahrt klar.

Wenn man am Antriebsystem spart...

Vor einer Scheune beim Windlacher Kreuz stand der erste Gelenker, der zweite wurde bei der Busgarage Neuwishuus gerade von einem Traktor aus seiner misslichen Lage befreit und ein dritter Gelenkbus stand auf der Haltebucht Richtung Kaiserstuhl beim Stadler Musterplatz. Drei liegengebliebene neue Busse auf weniger als einem Kilometer. Und das alles wegen ein bisschen Schnee.

Einer der Chauffeure erklärte mir heute, das Problem liege darin, dass der Hersteller auf den Einbau eines Antrieb der im vorderen Teil gelegenen Mittelachse verzichtet habe. Nur die hinterste Achse treibe den Bus an. Wenn die Strasse derart glitschig sei wie gestern morgen, dann knicke das Gelenk ein und der Knickschutz werde aktiviert. Resultat: der Motor wird automatisch gedrosselt und nichts geht mehr. Kurz gesagt: Die Manövrierfähigkeit der Busse ist unter Schneebedingungen unter jeder Kanone. Es ist schlicht zu gefährlich mit ihnen zu fahren, wenn die Räumdienste nicht mehr nachkommen.

...und warum das so ist.

Da fällt einem unweigerlich das US-Motto "Just good enough" ein. Dem lebt jetzt offenbar auch Mercedes-Benz mit seiner CITARO-Reihe eifrig nach. Kein Wunder nach der Fusion mit Chrysler. Und deshalb verkauft man den Kunden nun offensichtlich Fahrzeuge, die mit einem nicht mehr abschaltbaren ABS und mit völlig unzureichender Software ausgerüstet sind.

Man nimmt bei diesen Firmen also in Kauf, dass das Leben von Fahrgästen in Situationen wie der oben geschilderten fahrlässig gefährdet wird. Oder mutet den Betreibern zu, dass sie unter den genannten Bedingungen den Betrieb schlicht einstellen müssen.

Allwettertaugliche, robuste Busse müssen her

Denjenigen die jetzt glauben, einmal pro Jahr sei ein solcher Zustand doch für ein, zwei Stündchen zumutbar, sei gesagt, dass wir derartige Extremereignisse als Folge der Klimaerwärmung in Zukunft immer häufiger haben werden.

Schon allein deshalb ist es eine Zumutung, für solche Schrottbusse auch noch teuer zu bezahlen. Billig sind die Niederflurbusse nämlich beileibe nicht. Und trotzdem unbequemer, da überhaupt nicht gefedert und deshalb weitaus schneller am Ende ihrer Lebensdauer als ihre Vorgänger. Im Stadtverkehr mögen sie genügen, im Überlanddienst überzeugen sie aber überhaupt nicht.

Solchen Herstellern sollten die Einkäufer von Fahrzeugen des öffentlichen Verkehrs konsequent die rote Karte zeigen. Wir brauchen kein zweites Combino-Tram-Desaster.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

der Einbau eines Antriebs ist mit einem Dieselmotor schlicht fast unmöglich! (oder es würde ein Vermögen kosten, was kein Betrieb der Welt zahlen würde!) Einzig beim Citaro Hybrid, da bei dem Bus schlussendlich Elekromotoren den Bus antreiben! Das die Citaro Busse schlecht gefedert und unkonfortabel sind, dem muss ich vehement wiedersprechen! Die Citaros sind im Vergleich mit anderen Bussen weitaus am komfortabelsten! Im Design hängen sie sowieso jeden anderen Bus ab!
Dieser Bericht wiederspricht ebenfalls ihrer Sichtweise, auch wenn ich diese natürlich respektiere:
http://www.mercedes-benz.ch/content/switzerland/mpc/mpc_switzerland_website/de/home_mpc/bus/home/buses_world/update/news2010/30000_citaro.html

kein anderer Bus wurde so oft und mit so viel Erfolg verkauft!