Sonntag, 14. Januar 2007

Die Pest aus Marseille

Im gestrigen Beitrag war die Rede von der sogenannten Marsilianischen Pest, also der Pest in der südfranzösischen Hafenstadt Marseille.

Dass die Massnahmen des Zürcher Sanitätsrates vollauf gerechtfertigt waren (vgl. Weiacher Geschichte(n) Nr. 9 und Nr. 10) zeigt sich, wenn man die Suchmaschinen mit den Stichworten "Pest", "Marseille" und "1720" füttert.

Letzte Pest in Europa 1720

«Im Mai 1720 kam die Pest zum letzten Mal nach Europa. Angeblich eingeschleppt von einem Schiff, bei dessen Abfertigung die Quarantänebestimmungen nicht korrekt angewandt wurden, verbreitete sich die Krankheit von 172o bis 1722 über Marseille und die Provence. Die Pest von Marseille löste überall in Europa Maßnahmen aus. So erließ der Kurfürst von Sachsen am 10. Oktober 1721 ein „Mandat Wegen der in dem Koenigreiche Franckreich Sich je mehr und mehr ausbreitenden CONTAGION und Derer, dagegen anbefohlenen Anstalten". Da diese Epidemie auf den Süden Frankreichs beschränkt blieb, konnte der preußische König am 15. Juni 1723 die seit 1721 bestehenden Beschränkungen und Verbote des Handels mit Frankreich wieder aufheben, wie das, wie in der Verordnung ausdrücklich vermerkt wird, andere Staaten bereits getan hatten.» (Gesundheitsamt Garmisch-Partenkirchen)

Auch in Sachsen war man also vorsichtig, wenn auch wesentlich später als in Zürich. Man konnte ja schliesslich nicht zum Voraus wissen, dass sich die Seuche nicht so rasant ausbreiten würde wie in früheren Fällen.

Eine andere Internetseite nennt sogar den Namen des Schiffes und weitere Details:

«Im Jahr 1720 lief die "Le Grand Saint Antoine" aus Syrien ein. Bereits während ihrer Seereise starben mehrere Matrosen an Bord an einer seltsamen Krankheit und hohem Fiber. Seit vielen Jahren schützt sich die Hafenstadt gegen Seuchen durch eine strikte Quarantäne verdächtiger Schiffe auf den Frioul Inseln. Doch dieses Mal - allem Anschein nach auch auf Druck einflussreicher Kaufleute aus der Umgebung, die die Waren an Bord des Schiffes sehnlichst erwarten - wird die strikte Verfahrensweise gelockert. Dies erwies sich schon bald als fataler Fehler. Die nun ausbrechende Pest-Epidemie tötete etwa 100.000 Menschen, davon allein 50.000 der 90.000 Marseillais.» (Huber)

Dass eine mysteriöse Krankheit mit hoher Todesrate als Pest bezeichnet wird ist nicht ganz abwegig. Unabhängig davon, um was es sich bei der Marsilianischen Pest gehandelt haben mag, gilt: Eine Katastrophe von solch gewaltigem Ausmass lässt sich nicht vertuschen.

Die alarmierenden Nachrichten darüber erklären, weshalb die Zürcher selbst Soldaten mit Kanonen an die Grenze stellten, um ihrer Entschlossenheit zur Seuchenquarantäne und damit dem Schutz ihres Landes Ausdruck zu verleihen.

Quellen und weitere Artikel

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