Samstag, 20. Januar 2007

Dorfmusik Weiach - vor 50 Jahren aus der Taufe gehoben

Oder doch schon vor 55 Jahren? Wenn man die publizierte Literatur (Weiach 1271-1971) konsultiert, dann muss man das Geburtsjahr 1952 annehmen. Wenn man sich jedoch auf eine ältere, unpublizierte Jahreschronik desselben Autors stützt, das Jahr 1957.

Wenig Publiziertes

Gesichert erscheint momentan, dass in Weiach 1903 ein Posaunenchor gegründet wurde, woraus 1913 eine erste Dorfmusik entstand. Was weiter mit ihr passierte, darüber gibt Walter Zollinger in der Fussnote 77 seiner 1972 erschienenen Monographie Auskunft:

«Der Erste Weltkrieg hemmte leider ihr Weiterbestehen, 1915 löste sie sich auf. Erst 1952 ist sie neu erstanden», steht da kurz und sec.

Für die Neuauflage von 2003 wurden diese Informationen in die Fussnote 150 übernommen und ergänzt:

«Der Erste Weltkrieg hemmte leider ihr Weiterbestehen, 1915 löste sie sich auf. Erst 1952 ist sie neu erstanden, kämpfte jedoch an der Wende zum 21. Jahrhundert mit geringen Mitgliederzahlen. Die Dorfmusik stand im Jahre 2002 vor ihrer Auflösung.»

In der Überarbeitung zur vierten, als pdf-Datei erhältlichen Auflage wurden durch Abänderung des letzten Satzes auch die jüngsten Entwicklungen reflektiert:

«Die Dorfmusik hat sich Mitte 2003 aufgelöst. Ihre Mitglieder spielen nun teilweise in Kaiserstuhl und Glattfelden.»

Die Jahreschronik vermittelt ein anderes Bild

Aufgrund der Angaben in Zollingers Jahreschronik 1957 muss man nun an der Geburtsangabe 1952 zweifeln. Denn in diesem Typoskript steht auf Seite 14:

«Ende letzten Jahres [also 1956] erliessen einige Freunde der Blasmusik einen Aufruf zur Wiederauflebung eines Musikvereins; es hatte nämlich vor rd. 45 Jahren bereits einer bestanden, der dann aber bei Ausbruch des ersten Weltkrieges eingegangen war. – Mit Neujahr 1957 konnte nun die „Dorfmusik Weiach“ ihre Neugründung mit 20 Mitgliedern melden. Durch Gemeindebeiträge und eine private Sammlung wurde die Anschaffung von Blechinstrumenten ermöglicht und sogleich begann ein eifriges Ueben im Saal zum „Sternen“ und unter Anleitung eines begabten Bläsers. Anlässlich der Bundesfeier auf dem Schulhausplatz konnten sich dann die „neugebackenen Blasmusiker“ zur grossen Freude der Einwohnerschaft zum erstenmal produzieren und am 13.9. gaben sie ihr erstes Platzkonzertchen im Dorf. Am 22.9. wirkten sie anlässlich des Absendens des Veteranenschiessens, wie der Männerchor, mit, und endlich beteiligten sie sich auch schon an der kirchlichen Sylvesterfeier.»

Stattlicher Gemeindebeitrag

Etwas weiter vorn in derselben Jahreschronik 1957 findet sich auf Seite 9 ein Eintrag zur Gemeindeversammlung vom 19. Oktober:

«a. Ausrichtung eines Beitrages von Fr. 1300.- pro 1957 und von Fr. 1900.- pro 1958 an die Dorfmusik zur Anschaffung von Musikinstrumenten. Dabei wurde mitgeteilt, dass die private Sammlung hiefür Fr. 2500.- ergeben habe.»

Aufgrund dieser beiden Fundstellen neige ich heute zur Ansicht, dass sich Zollinger in seiner Monographie zur Geschichte von Weiach im Gründungsjahr geirrt haben könnte.

Deshalb steht gegenwärtig folgender Text in der aktuellen Fassung der oben erwähnten Fussnote 150:

«Der Erste Weltkrieg hemmte leider ihr Weiterbestehen, 1915 löste sie sich auf. Erst 1957 ist sie neu erstanden, kämpfte jedoch ab den Neunzigerjahren mangels Mitgliedern ums Überleben. Die Dorfmusik hat sich Mitte 2003 selbst aufgelöst. Ehemalige Mitglieder spielen nun teils in Kaiserstuhl bzw. Glattfelden.»

Quellen

  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1957 – S. 9 & 14 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1957)
  • Zollinger, W.: Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach. (Chronik Weiach. 1271-1971). Hrsg.: Gemeinderat Weiach. 1. Auflage 1972; 2., ergänzte Auflage 1984.
  • Brandenberger, U.: Weiach – Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes. Dritte, überarbeitete Auflage von Walter Zollingers «Weiach. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach». Oktober 2003 – 80 S. (Hrsg. von der Gemeinde Weiach). Aktuellste Fassung auf Anfrage beim Verfasser erhältlich.

[Veröffentlicht am 11.2.2007]

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