Sonntag, 4. April 2010

Reisläufer am österlichen Abendmahl

Dem 68-jährigen Norbert Emmerich aus Heidelberg verdanken wir eine umfangreiche Zusammenstellung über die Schweizer, welche nach dem Dreissigjährigen Krieg die zerstörte Kurpfalz neu belebten (vgl. Artikel im Scienceblog Zeittaucher).

Da die Zeiten auch nach dem Westfälischen Frieden alles andere als konfliktfrei blieben, brauchte der Kurfürst zur Sicherung seines Territoriums militärische Verbände. Wie die Siedler holte er sich auch Soldaten mittels offizieller Abkommen (Militärkapitulationen) aus protestantischen Deutschschweizer Kantonen:

«Die durch Militärkapitulationen überlassenen Truppen bildeten besondere Abteilungen unter eigenen Offizieren und Fahnen und mit eigener Gerichtsbarkeit. Wahrscheinlich waren die beiden Kompagnien der Hauptleute Bürkli und Meister, die von 1678 bis 1682 mit vielen Soldaten in den Heidelberger Kirchenbüchern auftauchten, solche Truppen. In der Kompagnie des Hauptmann Bürkli dienten offenbar (fast) nur Soldaten aus dem Kanton Zürich und in der Kompagnie des Hauptmann Meister solche aus dem Kanton Schaffhausen. Beim Hauptmann Bürkli handelt es sich um Heinrich Bürkli aus Zürich, der 1688 in kaiserliche Dienste trat und es dort bis zum General-Feldmarschall brachte. Die Heirat von Soldaten und die Taufe ihrer Kinder sind in den Heidelberger Kirchenbüchern aufgeführt, nicht jedoch ihr Tod. Informationen zum Tod von Soldaten kann man durch "Verkündungen" in Schweizer Kirchenbüchern erlangen, die aber in nennenswerter Zahl nur in Zürcher und Thurgauer Kirchenbüchern enthalten sind.» (Emmerich, 2009 - S. 22-23)

Soldat aus Weych

Und so wundert es uns auch nicht, in Emmerichs Buch im Zusammenhang mit dieser Kompagnie Bürkli einen Hinweis auf einen Johann Meyer aus Weych zu finden:

«[Nr.] 833 Johann MEYER (M)
* Weich ZH, + nach 1679
[...] Abendmahl in Heidelberg zu Ostern 1679, Soldat in der Kompagnie des Hptm. Bürkli.
» (Emmerich, 2009 - S. 279)

Mehr über Johann Meyer (Abstammung sowie Geburts- und Todesdaten) kann man allenfalls aus den Weiacher Kirchenbüchern erfahren, die ab 1609 geführt wurden.

Sein Vorgesetzter in Heidelberg, der Militärunternehmer Hans Heinrich Bürkli, war übrigens der einzige Schweizer, der es je zum General-Feldmarschall des kaiserlichen Heeres gebracht und damit den höchsten militärischen Rang des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation bekleidet hat.

Die Tätigkeit in kurpfälzischen Diensten war ab 1669 sozusagen Bürklis Eintrittskarte ins Deutsche Reich, denn sein Vater und er selber waren in Frankreich militärisch sozialisiert worden.

Quelle

Keine Kommentare: