Sonntag, 10. Juli 2011

Kapitaler deutscher Hecht mischt Schweizer Teich auf

Die Basellandschäftler Firma Gebrüder Aymonod war im Schweizer Baustoffgeschäft ein kleiner Fisch. Deshalb interessierte sich auch kaum jemand für deren Aktivitäten auf Weiacher Boden.

Ab November 1960 änderte sich das schlagartig. Wie man der «Erwiderung» von Gemeindepräsident Meierhofer entnehmen kann, wollten die Aymonods ihr Abbaurecht abtreten. Der kapitalkräftige neue Interessent liess Probebohrungen vornehmen und deren Resultate waren offenbar so überzeugend, dass er gleich eine Vervierfachung des Abbauperimeters von 4 auf 16 Hektaren wünschte.

Haniel: Gigant aus dem Ruhrgebiet

Der plötzlich im wohlgeordneten Schweizer Karpfenteich auftauchende kapitale Hecht wurde als Bedrohung empfunden. Denn die Interessentin, die Franz Haniel AG Basel, war die schweizerische Niederlassung und 100%ige Tochterfirma der Franz Haniel & Cie GmbH, eines mächtigen Familienunternehmens aus Duisburg. Der 1756 als Handelshaus gegründete, bald im Bergbau und der Verhüttung tätige und bis heute im Wesentlichen von der Gründerfamilie Haniel kontrollierte Mischkonzern war schon vor 50 Jahren ein Schwergewicht.

Haniel hat aktuell rund 50'000 Mitarbeiter und figuriert auch heute noch unter den 250 grössten Unternehmen der Welt. Bezüglich Umsatz liegt die Franz Haniel & Cie GmbH auf Platz 188 der Fortune Global 500 von 2009 (zum Vergleich: Canon ist auf Platz 190, Novartis auf 183), unter den deutschen Unternehmen auf Platz 19. Noch auf der Fortune 500-Liste von 2002 war Haniel wesentlich weiter hinten klassiert: Platz 269.

Holderbank: Lokaler Platzhirsch

Auch der direkte Konkurrent ist namentlich bekannt. Aufgrund verschiedener Indizien (im Kantonsratsprotokoll und in Akten aus dem Haniel-Archiv) muss angenommen werden, dass die Ende Juni 1961 via Medien verabreichte Schelte an die Adresse der Gemeinde Weiach vor allem von der Holderbank Financière Glarus ausgegangen ist. Auch die Opposition gegen die vom Regierungsrat angestrebte Beteiligung des Kantons Zürich an dem von Haniel aufgezogenen Weiacher Kiesunternehmen wurde offenbar von Holderbank orchestriert.

Die 1912 als «Aargauische Portlandcementfabrik Holderbank-Wildegg» gegründete und vor 50 Jahren durch die Industriellen-Familie Schmidheiny kontrollierte Firma Holderbank ist heute unter dem Namen Holcim bekannt. Der international tätige Zement- und Baustoffkonzern ist wie Haniel auf der Fortune 500-Liste vertreten (2009: weltweit Nr. 393, Platz 13 in der Schweiz).

Hiermit wären die Hauptkontrahenten in der rund um die Gründung der Weiacher Kies AG vor 50 Jahren entstandenen Auseinandersetzung kurz vorgestellt.

Keine Kommentare: