Mittwoch, 13. Juli 2011

Haniel fühlt sich durch Holderbanks Angriff bestätigt

Der gestern veröffentlichte Auszug aus einem Aktenband des Haniel-Archivs in Duisburg hat bereits erstaunliche Erkenntnisse zur Vorgeschichte der Weiacher Kies AG zutage gefördert (vgl. WeiachBlog vom 12. Juli 2011).

Der Leiter des Archivs hat in diesem aus hektographierten Blättern bestehenden Band ein paar Seiten weiter geblättert und auf S. 117 das nachstehende, handschriftlich mit Tinte um das Datum «13.4.61» ergänzte, «Exposé zuhanden des Verwaltungsrates (Sitzung vom 21.4.61)» der Franz Haniel AG Basel gefunden. Der Titel tönt wenig spektakulär. Der Inhalt ist es umso mehr:

Betr.: Kiesausbeutungs-Projekt WEIACH

«In seiner Sitzung vom 13. Dezember 1960 hat der Verwaltungsrat die Geschäftsführung unserer Firma bekanntlich ermächtigt, ein Kiesausbeutungsrecht von der Gemeinde Weiach mit Fr. 30'000.-- käuflich zu erwerben. Der Vertragsabschluss ist daraufhin noch am selben Tage zustande gekommen. Bereits tags darauf, also am 14. Dezember, hat auch Holderbank-Financière ihr Interesse am nämlichen Grundstück bei der Gemeinde Weiach angemeldet. Um drohende Spannungen nach Möglichkeit zu vermeiden, haben wir uns sofort zu einer geeigneten Zusammenarbeit mit Holderbank bereit erklärt; Holderbank ist auf unser Anerbieten jedoch nicht eingetreten, lag ihr offenbar doch mehr daran, uns gänzlich aus diesem Geschäft auszubooten. Zu diesem Zwecke hat Holderbank, wie bekannt ist, sogar bei Herrn Dr. Reusch persönlich [Dr. Hermann Reusch, Vorstandsvorsitzender der Gutehoffnungshütte von 1947-1966] gegen uns interveniert. Diese Intervention hat uns veranlasst, das Projekt in Weiach mit umso grösserer Energie voranzutreiben, hat es uns doch bewiesen, dass wir mit diesem Ausbeutungsvertrag ein hochinteressantes Geschäft in Händen haben. Dies ergibt sich speziell auch im Hinblick auf die Tatsache, dass die Stadt Zürich und ihre Umgebung schon seit langem an einem akuten Kiesmangel leidet, der sich von Jahr zu Jahr verschärft. Diese Gegend hat in der Schweiz die intensivste Bautätigkeit zu verzeichnen.

In der Folge haben wir von einer Anfrage für Kieslieferungen Kenntnis erhalten, die der Kanton Zürich zur Deckung seines Bedarfes für den Nationalstrassenbau pro 1962 hat ergehen lassen. Wir haben erfahren, dass sich kein einziges bestehendes Kieswerk für diese Lieferungen interessiert hat, mit Ausnahme eines unabhängigen Ingenieurbüros, das dem Kanton eine Offerte für Kies aus Landquart (104 km von Zürich entfernt) unterbreitet hat. Das dazu benötigte Kieswerk hätte aber auf Grund der Bestellung des Kantons erstellt werden müssen. Aus diesen Gründen haben wir uns selbst sehr intensiv um diesen Auftrag bemüht, was am 16. März d.J. zu einem Gespräch mit dem zürcherischen Regierungspräsidenten, Herrn Regierungsrat Meierhans, geführt hat. Unser Verwaltungsratspräsident, Herr Dr. Scherrer, hat sich freundlicherweise bereit erklärt, an dieser Sitzung teilzunehmen. Wir haben dabei erfahren, dass der Kanton Zürich am Kiesvorkommen in Weiach grösstes Interesse hat, weil er als Bauherr für den Nationalstrassenbau auch die Verantwortung für die hinreichende Kiesbeschaffung trägt. Wir haben uns ohne weiteres bereit erklärt, dem Kanton Zürich die benötigten Mengen Kies zur Verfügung zu stellen. Bei dieser Gelegenheit haben wir auch erfahren, dass sich der Weiacher-Kies durch seine Frostbeständigkeit qualitatitv besonders auszeichnet, weshalb er gerade für den Strassenbau bestens geeignet ist (keine Autobahnaufbrüche).
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Quelle
  • Haniel Archiv, Duisburg, Signatur: ZABW:201, S. 117.
Für die Genehmigung zur Veröffentlichung dankt WeiachBlog dem Leiter des Haniel-Archivs, Herrn Dr. Ulrich Kirchner.

Jubiläum 50 Jahre Weiacher Kies AG

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