Spätestens seit der Eröffnung des neuen Friedhofs-Teils «Fuori le mure» im Jahre 2004 hat sich der Friedhof zum kommunalpolitischen Minenfeld entwickelt. In Weiach liegt der Friedhof zwar unmittelbar bei der reformierten Kirche, gehört aber dennoch in die Zuständigkeit der politischen Gemeinde, wie überall im Land.
Der neue Friedhof wurde von Landschaftsarchitekten gestaltet und mit einer Art Lattenzaun umfriedet, der Bezug nehmen sollte auf die Holzzäune der Bauerngärten. Damit sollte der ländliche Charakter der Gemeinde betont werden. Das Entzücken der Fachwelt war gross, die Fachmedien berichteten und «Fuori le mure» wurde 2006 sogar für den Europäischen Preis für Landschaftsarchitektur nominiert (vgl. La ampliación del cementerio de Weiach, WeiachBlog Nr. 144 vom 28. März 2006), worauf der damalige Gemeindepräsident Trachsel stolz hinwies.
Urteil der Fachwelt interessiert die Einheimischen nicht
Etlichen Weiacherinnen und Weiachern waren und sind solche Expertenmeinungen allerdings schnurzpiepegal. Sie finden die neue Anlage «schrecklich», «unpassend», ja geradezu «pietätlos». Vor allem der Lattenzaun war ihnen ein Dorn im Auge. Aber auch die Gestaltung und Bewirtschaftung der Gemeinschaftsgräber.
Und wie sich zeigt, ist der Friedhof immer noch ein höchst emotional diskutiertes Thema. So lädt der Gemeinderat in den Mitteilungen vom Mai 2016 und sogar in einer separaten Einladung auf der Gemeinde-Website auf heute Mittwoch, 1. Juni 2016, 19.00 Uhr, zum «Diskussionsabend» zu ebendiesem Thema. Der Gemeindepräsident schreibt dazu:
«In jüngster Vergangenheit wurde ich vermehrt mit Fragen, Wünschen und Anliegen im Zusammenhang mit dem Friedhof angesprochen. Da die Bedürfnisse ganz unterschiedlich sind, diese geplant und priorisiert werden müssen, lädt sie der Gemeinderat zu einem Diskussionsabend ein.» [...] «Alle Einwohnerinnen und Einwohner welche gerne ihre Anliegen im Zusammenhang mit dem Friedhof beim Gemeinderat platzieren möchten sind herzlich eingeladen.»
Mutiger Gemeinderat
Die Gemeindeväter wollen es also wissen und wagen es, das heisse Eisen anzufassen. Sie begeben sich dazu sozusagen in die Höhle der wütenden Löwinnen. Denn die Kritik dürfte heute Abend im Gemeindesaal vorab von weiblicher Seite kommen.
Eine ältere Weiacherin ereiferte sich im Gespräch mit dem Autor des WeiachBlog über die Art und Weise wie der Friedhof geführt werde. Auch im alten Teil liege einiges im Argen. Da gebe es teils 40-jährige Gräber (vor allem auf der Ostseite zwischen Kirche und Pfarrscheune). Eigentlich sei da ja die Liegezeit längst abgelaufen und trotzdem würden die Gräber nicht geräumt. Mittlerweile seien etliche davon sogar zu Sicherheitsrisiken geworden.
Zum Glück wurde niemand getroffen
Erwähnt wurde von ihr ein Vorfall, der gerade noch glimpflich ausgegangen ist: Bei der Beerdigung von «Bedmen Hanni» im Jahre 2015 sei der Grabstein von Griesser Berta umgekippt. Das Grab, zu dem dieser Stein gehörte, liegt direkt beim Durchgang zur Pfarrscheune - auf dem Weg in den neuen Friedhofsteil. Und offensichtlich stützen sich viele Friedhofbesucher auf diesem Stein ab, um die Stufe beim Durchgang leichter zu bewältigen. Bis zu eben dieser Beerdigung.
Nicht auszudenken, was dieser Stein hätte anrichten können. Immerhin würden auch kleine Kinder (genannt wurden die Zwergli- und Domino-Schüler) genau diesen Weg nehmen. Der umkippende Stein hätte also ein Kind schwer verletzen oder gar töten können.
Meine Gesprächspartnerin ist der Ansicht, der Friedhofvorsteher habe seit dem Vorfall mit dem umkippenden Grabstein rein gar nichts zur Verbesserung der Situation unternommen.
Nun, da darf man gespannt sein, wie sich die Gemeindeväter im Minenfeld Friedhof bewegen und was ihre Antwort auf den geschilderten Fall sein wird.
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