Heute vor 110 Jahren war im Grütlianer, einer Tageszeitung, die eine patriotische und zugleich der Arbeiterbewegung nahestehende Blattlinie verfolgte, die folgende Notiz zu lesen:
«Gaunerstreich. In einem Stalle in Weiach erkrankte sämtliches Vieh infolge von Futtervergiftung. Nachforschungen ergaben, daß das zum Füttern verwendete Gras mit Schweinfurter Grün vergiftet worden war. Ein Stück mußte bereits abgetan werden.»
Schweinfurter Grün (Chemiker nennen es Kupfer(II)-Arsenitacetat) wurde erstmals in Schweinfurt (Unterfranken, Bayern) industriell hergestellt. Es wurde im 19. Jahrhundert als Malerfarbe verwendet und war seiner Farbintensität und Lichtechtheit wegen sehr geschätzt. Der Nachteil: Es besteht aus grossen Mengen an Kupfer und Arsen und ist daher giftig, was schon früh bekannt war. Bereits 1882 wurde die Verwendung als Farbanstrich im Deutschen Reich verboten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts sei die Substanz auch als eines der ersten Pflanzenschutzmittel eingesetzt worden, liest man im Wikipedia-Artikel.
Mit «echtem Schweinfurtergrün» wurden 1863 und 1878 gemäss den Weiacher Turmkugeldokumenten die Jalouiseläden am Dachreiter unserer Kirche bemalt.
Die beschriebene Straftat ist selbst im Ausland in Zeitungen eingerückt worden, so in das in Bregenz erscheinende konservative Vorarlberger Volksblatt:
«Zürich, 5. Mai. (Vergiftungsfall.) In einem Stalle zu Weiach erkrankte sämtliches Vieh infolge von Futtervergiftung. Die Nachforschungen ergaben, daß das gefütterte Gras mit Schweinfurtergrün bestreut war. Ein Stück Vieh mußte bereits abgetan werden.»
Quellen
- Grütlianer, 4. Mai 1912, S. 3 (via e-npa.ch)
- Vorarlberger Volksblatt, 7. Mai 1912, S. 10 (via anno.onb.ac.at)
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