Der 8. Mai 1945. Kriegsende. Für die kriegführenden Allierten englischer Zunge der VE-Day (Victory in Europe).
Unser alteingesessener Mitbürger Willi Baumgartner (geboren am 8. November 1930) erinnert sich noch gut an diesen Tag vor 77 Jahren. Allerdings nicht der Kirchenglocken wegen, die zum Ende der Kampfhandlungen läuteten, nein. Für den damals 14 1/2-jährigen jungen Weiacher war es vor allem ein arbeitsreicher Tag.
Willi musste nämlich im Auftrag seines Vaters im schaffhausischen Rüdlingen eine Kuh abholen. Er wisse nicht mehr genau, wie er dorthin gelangt sei, erzählt er WeiachBlog im Gespräch, wahrscheinlich habe er mit dem Viehhändler mitfahren können. Mit der Kuh habe er dann jedenfalls zu Fuss (!) nach Weiach gehen müssen.
Rüdlingen–Eglisau–Rheinsfelden–Weiach. Das waren 13.7 Kilometer Fussmarsch mit einer Kuh, die einen nicht kennt. Ein Drittel einer Marathonstrecke. Klar: Längst nicht so schnell gelaufen wie eine solche. Aber wegen des zu überführenden Rindviechs doch eine ziemlich anstrengende.
Denn man kann sich das ja vorstellen: Da stehen – zumal an einem Maientag – allerlei Verlockungen essbarer Art am Wegesrand, die nur darauf warten, probiert zu werden. So ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sich die Kuh eben nicht dorthin bewegen will, wo der Treiber sie haben will. Und so war es denn auch.
Willi erinnert sich, dass ihm die Kuh bei Steinenkreuz (wenige hundert Meter oberhalb Rüdlingen, noch auf Schaffhauserboden) zum ersten Mal «ab» sei. Und ein zweites Mal beim Bahnhof Zweidlen. Immerhin war sie wenigstens durch das Städtchen Eglisau und über die dortige Rheinbrücke hinweg brav.
Quelle
- Persönliches Gespräch mit Willi Baumgartner-Thut am 11. April 2022.
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