David gegen Goliath. Eidgenossen gegen Habsburger. Ukrainer gegen Putin. Die Sympathien liegen hierzulande eher bei den Kleinen, die sich mit asymmetrischen Mitteln zur Wehr setzen.
Wie David mit der Steinschleuder. Die Eidgenossen mit einem unkonventionellen Hinterhalt am Morgarten. Oder aktuell die Ukrainer mit allen möglichen Defensivtaktiken zu Lande, zu Wasser, im Luftraum und im sogenannten Informationsraum.
Vier Jahrhunderte osmanische Fremdherrschaft
Imperien haben es schwer. Das ging dem Osmanischen Reich mit den Griechen nicht anders. Die wurden nach dem Ende ihrer Stadtstaaten von Alexander dem Grossen zur Leitkulturnation einer hellenistischen Zivilisation, später von den Römern kulturell appropriiert und mit dem Byzantinischen Reich in eine weitere Phase griechischer Identität transformiert. Dann aber schwächelte Ostrom fatal (u.a. auch im Gefolge der westlichen Kreuzzüge). Diesmal hatten östliche Eroberer (anders als weiland die Perser) nachhaltigen Erfolg. Die Osmanen eroberten ab 1359 innert eines Jahrhunderts all diejenigen Gebiete, die heute zu Griechenland gehören. Einzige Ausnahme: die Ionischen Inseln, die seit 1215 unter der Kontrolle der Republik Venedig standen.
Die europäischen Mächte fördern den Freiheitskampf
Und trotzdem überlebte die griechische Identität. Ab dem 22. Februar 1821 entwickelte sich der Griechische Unabhängigkeitskampf – von Anfang weg logistisch, finanziell und ideell unterstützt durch Britannien, Frankreich und Russland – zu einem immer grösseren Problem für die Osmanen.
In Europa war, wie das heute mit den Ukrainern ist, die Solidarität mit den Griechen gross. Auch in der Schweiz. Da wurden Griechenvereine gegründet, Fundraising betrieben, ja einige Zürcher Unterländer zogen gar persönlich für die griechische Sache ins Feld. Unter ihnen war auch der Schöfflisdorfer Johann Jakob Meyer, ein Eidgenosse von etwas zweifelhaftem Ruf, der aber bei den heutigen Griechen wegen seiner Rolle bei der Verteidigung der Stadt Messolongi gegen die osmanische Belagerung 1825-1826 noch heute in hohem Ansehen steht.
Die Gemeinden des nördlichen Zürcher Unterlands spenden
Auch in Weyach wurden namhafte Summen Geldes gesammelt. Man nannte sie Griechensteuern, heute würde man sagen Kollekten, da sie freiwillig beigesteuert wurden. Den Beleg dazu findet man in der Zürcher Freitagszeitung (volkstümlich: Bürkli-Zeitung) vom 18. August 1826:
Diese Aktivität war kein Zufall, sondern letztlich auch propagandagesteuert. Denn 1825 bis 1827 waren entscheidende Jahre in diesem Konflikt. 1825 gelang es nämlich den Osmanen, ihre ägyptischen Truppen mit Landungsoperationen u.a. bei Pylos (italienisch: Navarino) auf dem Peloponnes festzusetzen. Diese Einheiten gingen zu einer Taktik der verbrannten Erde über, heute würde man sagen: Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung (s. den Text von Zschokke unten).
In der Folge drohte die griechische Revolution zu scheitern, was die europäischen Grossmächte nicht zulassen wollten. Die Koalition aus Briten, Franzosen und Russen griff schliesslich aktiv ein, wendete das Blatt und brachte den Osmanen schliesslich 1827 in der Seeschlacht von Navarino eine entscheidende Niederlage bei.
Der russische Zar nutzte die Schwäche der Osmanen aus und ging ab 1828 militärisch derart erfolgreich gegen den Sultan vor, dass dieser im Herbst 1829 ohne diplomatische Unterstützung aus London und Paris, d.h. Druck auf den Zaren ein Friedensabkommen auszuhandeln, wohl untergegangen wäre. Die Russen standen nämlich bereits in Edirne, nur noch 60 km von Istanbul entfernt.
Von der Flüchtlingshilfe...
Der ebenfalls im obigen Ausschnitt aus der Bürkli-Zeitung erwähnte Griechenverein dürfte übrigens im Wesentlichen aus Schweizern bestanden haben. Und nicht aus ethnischen Griechen. Ihre Gründung verdankten diese Vereine – wie auch die Hülfsvereine – einerseits der Ankunft griechischer Flüchtlinge im Jahre 1822, andererseits den Nachrichten über die Kriegsverbrechen von 1826.
Herausgegriffen sei an dieser Stelle eine Darstellung aus Aargauer Sicht, die Emil Zschokke im Jahre 1861 vorgelegt hat:
Quellen
- Züricher Freytags-Zeitung, Nummer 33, 18. August 1826, S. 3 (mit Breaking News aus dem Griechenland-Konflikt auf der Titelseite!)
- Zschokke, E.: Geschichte der Gesellschaft für vaterländische Cultur im Kanton Aargau: zur 50jährigen Gedenkfeier ihres Bestehens [...]. Aarau 1861 – S. 39-40.
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