Donnerstag, 7. August 2008

Wenn Pferde sich mit der Landwirtschaftszone beissen

Pferde sind nur etwas für relativ Wohlhabende. Das war schon vor Jahrhunderten so, als nur die dörfliche Oberschicht sich eins oder gar mehrere Pferde im Stall leisten konnte. Alle anderen spannten ihre Kühe oder gar sich selber vor den Pflug.

Pferde als Spiegel postmodernen Wohlstandes

Heute werden Pferde nicht mehr ihrer PS wegen und zwecks Ziehen von landwirtschaftlichen Geräten und Wagen aller Art gehalten. In der überwiegenden Zahl sind es Reitpferde, die dem Vergnügen dienen.

Das können sich von den 1.3 Millionen Einwohner des Kantons schon einmal einige leisten. Wohl deshalb «werden immer mehr Baugesuche für Pferdepensionen in der Landwirtschaftszone gestellt», wie der Tages-Anzeiger am 4. August schreibt. Jährlich würden 50 bis 100 Baugesuche für Bauten ausserhalb der Bauzone gestellt, die mit Pferdehaltung in Zusammenhang stehen.

Auch in der noch immer relativ ländlichen Gemeinde Weiach spürt man diese Nachfrage. Es gibt meines Wissens mindestens 4 Höfe rund um den Dorfkern, bei denen Pferde eingestellt werden können. Und zwei Landwirte haben nach Recherchen der Tages-Anzeiger-Journalistin Sandra Zrinski gegenwärtig je ein Baugesuch für Rossstallungen laufen.

Da Pferde Platz brauchen (150 Quadratmeter pro Pferd sieht beispielsweise das Gesuch von Hans Willi vor), ist es verständlich, wenn man dafür nicht teures potentielles Bauland verwenden will.

Ein Grundbucheintrag wider die unkontrollierte Proliferation

Gegen die Flut von neuen Pferdeställen in den Landwirtschaftszonen hat die zuständige kantonale Behörde geeignete Massnahmen ergriffen. Eine Bewilligung gibt es beispielsweise nur gegen einen Eintrag im Grundbuch. Dieser sieht vor, dass freistehende mit der Pferdehaltung im Zusammenhang stehende Bauten wieder entfernt werden müssen, sobald das landwirtschaftliche Unternehmen seinen Betrieb einstellt. Diese Bestimmung ist mit ein Grund dafür, dass Pferdeboxen häufig in bestehende Gebäude eingebaut oder daran angebaut werden.

Diese Einschränkung will der Weiacher Landwirt Manfred Baumgartner für die südlich seines bestehenden Hofes geplanten Bauten nicht akzeptieren, hat Zrinski in Erfahrung gebracht. Gegen den Eintrag dieser Rückbauverpflichtung bei nichtlandwirtschaftlicher Umnutzung, einer sogenannten Dienstbarkeit im Grundbuch, habe er Rekurs eingelegt.

Aus seiner Sicht verständlich - schliesslich kann er ja nicht wissen, wann seinem Betrieb der Schnauf ausgeht. Nicht nur die Investition wäre dann verloren, auch für den Rückbau kämen signifikante Ausgaben hinzu.

Bauern werden am Überleben gehindert, könnte man da meinen. Die in der Raumplanungsgesetzgebung vorgesehene, ordnende Hand des Staates ist aber ganz entscheidend dafür verantwortlich, dass in unserer Gegend überhaupt noch Bauernbetriebe überlebt haben. Denn sonst wären sie von der Kapitalmacht der Städter längst verdrängt worden. Dass man nicht jeden Rösselertraum unbesehen bewilligt, ist also auch ein Schutz - für unsere Bauern und unsere Landschaft.

Quelle
  • Zrinski, S.: Immer mehr Pferdeställe werden im Landwirtschaftsgebiet geplant. In: Tages-Anzeiger, 4. August 2008 - S. 45 Unterland.

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