«Juni. Die ersten 10 Tage zeichnen sich durch geradezu ideales Heuwetter aus; immer zwischen 22° und 27° am frühen Nachmittag. Mein Tagebuch meldet: "Es wird Heu heimgeführt en gros und zwar fast alles mit den neuen, modernen Ladewagen, also nur noch wenig "Handarbeit". "Ja, ja - unsere jungen Bauern machen es sich bequem! Auf "hohem Trone" sitzen sie, schieben und drehen an dem einen oder andern Hebel oder Rädchen, und die Maschine gehorcht automatisch! Ob's aber wohl für alle gut ist so? - Gut für's Futter und gut für den Bauernmenschen? - Am 10.6. schrieb ich: "Der Heuet ist zuende, Menge und Qualität recht gut." Vor 1 Jahr haben die beiden Nachbarn erst anfangs Juli ihre letzten Fuder eingeführt, also rd. 3 Wochen Unterschied.
Am frühen Morgen des 12.6. endlich wieder einmal gewittriger Regen, der noch vormittags über anhält. Alles ist froh; darauf hat man gewartet. Vom 13.6. bis zum 18.6. folgen wieder meist sonnige, düppige Sommertage. Immer hofft man, wenn ein graues Wölklein im Westen aufsteigt, jetzt gelinge es; aber immer wieder leert's im S.O. oder N.O. irgendwo aus, nur nicht bei uns. Am 18.6. abends endlich gerät's, ab 17.30 Uhr Gewitter mit nachfolgendem Regen und rascher Abkühlung. Und nun geniessen wir ein paar durchzogene Tage mit wechselndem Wetter und öftern Schauern, auch spürbaren Westwinden. Der letzte Tag, der 30.6., dann nochmals recht angenehm sonnig vom Spätvormittag bis zum Spätabend.
Höchsttemperaturen morgens 20°, mittags 29°, abends 24°
Tiefsttemperaturen morgens 9°, mittags 14°, abends 10°.»
Wenn man das enorm nasse Wetter des diesjährigen «April-Juni» vor Augen hat, dann war das Juniwetter vor fünf Dezennien richtiggehend optimal. Da kann Zollinger dann getrost über Bauern auf hohem Throne lästern. Aber so ist das in der Landwirtschaft nun einmal mit der Mechanisierung - nämlich wie in sehr vielen anderen Lebensbereichen auch: «Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit». Es bleibt einem Bauern faktisch nicht viel anderes übrig als zu rationalisieren, wenn er konkurrenzfähig bleiben will. Damals waren es Ladewagen - heute werden moderne Traktoren schon bald standardmässig mit Navigationssystemen ausgerüstet. Damit ist es auch nur noch eine Frage der Zeit bis GPS-unterstützte Feldarbeit Einzug auf den Betrieben hält. Auch da kann man sich fragen, ob das alles nur gut ist für die Landwirtschaft und die ihnen anvertrauten Ökosysteme. Die Bilanz dürfte durchzogen sein.
Quelle
- Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1966 – S. 5. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1966].