In der Neuen Zürcher Zeitung vom 31. Mai 1872 findet man unter der Rubrik «Vermischtes» die folgende Meldung aus dem Bereich Unglücksfälle und Verbrechen. Der abseits von Inseraten schon damals sichersten Kategorie, unter der es kleine Dörfer wie Weiach in die Hauptstadtpresse schaffen:
«Erwischt. * Am Vormittag des 27. Mai kam die Jgfr. Grießer in Weiach vom Felde heim. Bei Hause war Niemand. Als sie in die Küche kam, bemerkte sie, daß Jemand ob der Küche in einer Kammer Geräusch verursachte. Beim Nachsehen stellte sich heraus, daß dies eine fremde Persönlichkeit und gerade im Begriff war, einen Kasten in dem zirka Fr. 600 aufbewahrt lagen, zu öffnen; die Tochter machte Lärm und es gelang, den Dieb, der sich inzwischen im Holzschopfe versteckt hatte, fest zu nehmen und in sichern Gewahrsam zu bringen. Es ist derselbe ein sehr gefährlicher, in Baden und Zürich schon oft bestrafter und erst kürzlich aus dem thurg. Zuchthause Tobel entlassener Dieb, Namens Joh. Rieger, von Grießen, Baden.»
Der gefasste badische Kriminelle hat also in ziemlicher Nähe seiner Heimat flugs diejenige Profession wiederaufgenommen, mit der er bei seiner Verhaftung aufhören musste. Griessen liegt nämlich gleich ennet dem Kalter Wangen, nur wenige Kilometer Luftlinie von Weiach entfernt.
Die erwähnten 600 Franken entsprechen, mit den Indexwerten von Swistoval der Uni Bern auf heutige Werte umgerechnet, einem Betrag in fünfstelliger Grössenordnung. Mit dem Historischen Lohnindex (HLI) wären das 2009 rund 36'000 Franken gewesen.
Die Thurgauer Strafanstalt Tobel wurde ab 1809 in den Gebäuden der seit 1226 entstandenen ehemaligen Johanniter-Komturei (auf Gemeindegebiet von Tobel-Tägerschen) eingerichtet und war bis 1973 in Betrieb (vgl. Website der Komturei-Stiftung).
Quelle
- Neue Zürcher Zeitung, Nummer 272, 31. Mai 1872 Ausgabe 02
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