Dienstag, 3. Januar 2023

Kirchenheizung jagt Stromrechnung in die Höhe

Im Jahre 1929 erhielt die Weiacher Kirche erstmals eine Heizung, bei der man nicht mehr einfeuern, sondern nur noch einen Schalter drehen musste. Die Zeit der Holzkohlenheizung (eingebaut 1888) war abgelaufen.

An ihrer Stelle installierte die Elektrizitätsgenossenschaft Weiach (EGW) eine elektrische Heizung der Firma Therma in Schwanden (Kanton Glarus; 1904-2015) mit 51.6 kW Leistung. In der ersten Ausführung war nur jede zweite Kirchensitzbank beheizt. Bei den Bänken im Chor, wo die Honoratioren Platz nahmen, hingegen jede Bank.

Der Sigrist war um Mitternacht herum in der Kirche

Bei einer Aussentemperatur von -15 °C musste man diese Heizung während 10 Stunden auf voller Last laufen lassen, um die Kirche für den Gottesdienst auf Temperatur zu bringen, bei 0 °C immerhin noch 8 Stunden! Sehr viele Kilowattstunden für einen kurzzeitig warmen Kirchenraum.

1957 wurden zusätzlich Heizaggregate in den Fensterbänken installiert, was den Kaltluftabfall an den grossen Fenstern reduziert hat.

Bei der grossen Restauration der Jahre 1965-1967 wurde die Sitzbankheizung ersetzt. Und diesmal unter jedem Kirchenbank ein Heizkörper installiert. Zusätzlich sind seither die Fenster besser verglast, was ebenfalls die Entstehung von Kaltluft vermindert. [Am Veröffentlichungstag um 14:50 neu eingefügter Absatz]

Ende der 1990er-Jahre schlug die Kirchenheizung jeden Winter mit zwischen 5000 und 7000 Franken Stromkosten zu Buche. Mit der Installation einer programmierbaren Heizungssteuerung, die per 1. Oktober 2000 in Betrieb genommen wurde, konnte eine Reduktion der Stromkosten auf fast die Hälfte erreicht werden.

Bei der letzten Renovation im Jahre 2020 musste diese Steuerung erneut ersetzt werden, weil verschiedene Komponenten bereits nicht mehr erhältlich waren. Dieses System erlaubt nun ein noch besseres Management des Raumklimas. Unterstützt wird das unter anderem durch den Einbau von zwei Fenstern, die fernprogrammiert automatisch geöffnet und geschlossen werden können. [Am Veröffentlichungstag um 14:50 neu eingefügter Absatz]

Die Kirche ist und bleibt ein Stromfresser

Pfarrhaus und Pfarrscheune sind heute über eine Fernleitung an die kommunale Holzschnitzelheizung in der Mehrzweckanlage Hofwies angeschlossen. Nicht aber die Kirche. Die wird nach wie vor rein elektrisch beheizt. 

Nach dem Strompreisschock des Jahres 2022 (der eine Verdoppelung der kWh-Tarife brachte) wurde dieser Umstand naturgemäss auch zum Thema in den Sitzungen der evang.-ref. Kirchenpflege Weiach.

Die Pflege hat ihren Entscheid nun im aktuellen Mitteilungsblatt kommuniziert: 

Gottesdienste in der Pfarrscheune

«Ab Januar sind einzelne Gottesdienst [sic!] in der Pfarrscheune geplant. Damit möchte die Kirchenpflege den Empfehlungen der Landeskirche und dem UVEK folgen. Die Kirche wird mit der Elektroheizung jeweils im Nachttarif aufgeheizt. Die Pfarrscheune hingegen ist am Wärmeverbund der Gemeinde Weiach angeschlossen. Durch die Verlagerung der Gottesdienste in die Pfarrscheune, können wir den Strombedarf der Kirche reduzieren. Entsprechend können wir so die ansteigenden Stromkosten abfedern.» (MGW, Januar 2023, S. 16)

Wie man derselben Ausgabe entnehmen kann, betrifft dies die Sonntagsgottesdienste vom 15. und 29. Januar. An diesen Tagen wird die Weiacher Organistin Krauze zur Pianistin.

Quellen und kirchenheizungsrelevante WeiachBlog-Artikel

  • Heizung. Beleuchtung. Lautsprecher. Signatur: ERKGA Weiach II.B.5.06.8
  • Brandenberger, U.: Dreijahresvertrag für den Kirchenheizer, 1891 bis 1894. WeiachBlog Nr. 1558 v. 5. August 2020.
  • Brandenberger, U.: Wenn es in der Kirche zu kalt ist. WeiachBlog Nr. 1720 v. 14. August 2021.
  • Brandenberger, U.: Kirchenbezirk Weiach. Ein wehrhaftes Ensemble stellt sich vor. [Arbeitstitel Entwurf, Stand 1. Januar 2023].
  • Telefonisches Gespräch betr. Heizverhältnisse mit Gregor Trachsel, alt Gemeindepräsident und Architekt der letzten Renovation am 3. Januar 2023.

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