Im Beitrag WeiachBlog Nr. 2239 von gestern wurden die Belege aus dem Ratsmanual präsentiert, die zeigen, wie rasch die Zürcher Regierung zu einem neuen Weiacher Pfarrer gekommen ist.
Auch das Antragsschreiben der «Examinatores [...] sammt den Verordneten zur Lehr» ist für diese Pfarrerwahl erhalten geblieben, und zwar in den sog. «Pfrundakten» zur Pfarrstelle Weiach (StAZH E I 30.136, Nr. 24).
Sie seien dem Auftrag der Regierung «nach hüttiger morgen-Predig[t] gehorsammlich nachkommen», schrieb die Wahlkommission, und schlug dem Rat zwei Kandidaten vor (interessanterweise nicht wie sonst üblich drei): Neben «Rudolf Ernj, Diacon zu Bülach» wurde «Johannes Lavater, Exspectant» in die Auswahl geschickt.
Erni war zu diesem Zeitpunkt bereits 45-jährig und Familienvater. Exspectanten hingegen waren in der Regel junge Theologen, die ihre Ausbildung abgeschlossen hatten und nun darauf warteten, bis eine Pfarrstelle frei wurde. In dieser Zeit mussten sie sich andere Erwerbsmöglichkeiten suchen, oft als Lehrkraft, Assistent eines gewählten Pfarrers und dergleichen.
Wie gross das Mehr für Ernj gewesen ist, ist unbekannt
Nach der Ratssitzung gelangte das Schreiben offenbar wieder an den Absender zurück, der es sorgfältig zu den Akten gelegt hat, sodass es bis heute überdauern konnte.
Auf dem Dokument wurde von anderer Hand notiert: «Diser wards mit mehrern Stimmen», dazu Wochentag, Datum und Jahr, sowie die Angabe des Entscheidkörpers: «Coram Senatu», deren ersten Bestandteil wir Heutigen eher aus der Wendung «coram publico» kennen, die deutlich macht, dass etwas vor aller Augen geschehen sei: «vor aller Welt, öffentlich». Das war hier nicht der Fall, denn Ratssitzungen wurden in geschlossener Runde gehalten.
Erni war also von Bürgermeister und Rat mit zumindest relativem Mehr gewählt worden. Mit wievielen Stimmen, das wissen wir nicht. Die Stimmenzahlen der einzelnen Kandidaten, die man auf anderen Wahlvorschlägen vermerkt findet, fehlen hier.
Quelle
- Vorschläge Ersatz für Pfr. Bluntschli, 5. Mai 1637. In: Pfrundakten Weiach, 1544-1796, Signatur: StAZH E I 30.136, Nr. 24.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen