«Aargau. Entflohene russische Kriegsgefangene. Am Donnerstag früh entdeckte ein Einwohner von Weiach auf einem Emdwagen sechs splitternackte Gestalten, die dem erschrockenen Manne zuriefen: "Wir Russen! Russen nicht bös!". Es waren sechs von den Deutschen in der Schlacht an den Masurischen [sic!] gefangen genommene Russen, alles Burschen von 23 bis 24 Jahren, die in der Nacht vom letzten Mittwoch aus der Gegend von Stetten und Hohentengen, wo sie Feldarbeiten verrichten mußten, entwichen waren. Von fünfzehn Gefangenen hatten sich acht aus einem gemeinsamen Schlafraum geflüchtet und oberhalb Kaiserstuhl das schweizerische Rheinufer erreicht. Dabei war ihnen von der Strömung das Kleiderbündel entrissen worden, und so hatten die Flüchtlinge im Adamskostüm landeinwärts flüchten müssen. Aus den benachbarten Bauernhäusern wurden sie bald mit den nötigen Kleidungsstücken versehen und hierauf nach Dielsdorf eingeliefert, wo kurz hernach zu ihrer Freude auch die fehlenden zwei Kameraden eintrafen, die in Raat-Stadel aufgegriffen worden waren.» (Bote vom Untersee, 16. August 1916)
In diesem Sommer 1916 flüchteten noch etliche weitere Russen in die Schweiz, vgl. den unten verlinkten Artikel der Basler TagesWoche.
Der Zeitungsmeldung aus der Zeit des 1. Weltkriegs ist fast nichts hinzuzufügen. Nur noch dies: Wo genau die auf dem Emdwagen entdeckten Soldaten aus dem Rhein gestiegen sind, ist unbekannt. Es kann durchaus auf Kaiserstuhler (und damit Aargauer) Gebiet gewesen sein. Aber einem Weiacher verdanken wir die Überlieferung des Ausrufs «Wir Russen! Russen nicht bös!».
Quelle und weiterführender Artikel
- Bote vom Untersee. Publikations-Organ für den Bezirk Steckborn und die angrenzenden Gemeinden, 16. August 1916 – S. 3.
- Rockenbach, M.; Jäggi, S.: Die Flucht der russischen Soldaten nach Basel. In: TagesWoche, 17. Juni 2014.
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