WeiachBlog hat bereits vor mehr als einem Jahrzehnt über den tragischen Tod eines 30-jährigen Subalternoffiziers des gestern erwähnten Grenzfüsilierbataillons 269 berichtet (vgl. Leutnant von Wachtposten erschossen. WeiachBlog Nr. 613 v. 8. Mai 2008).
Im genannten Artikel wurde aus den Tagebüchern des Bataillonsstabes sowie einer Schwesterkompanie (Kp I/269) zitiert. Als Ergänzung dazu folgt heute ein Einblick ins Kommandantentagebuch der Gz Füs Kp III/269, der Einheit, der der zu Tode gekommene Lt Sigg angehörte.
Drei Monate Aktivdienst am Stück
Vom 6. März bis 7. Juni 1940 leistete die Kp III unter ihrem Kommandanten, Hauptmann Meister, Aktivdienst. Aus dem Offiziersetat ersieht man die Eckdaten von Meister und Sigg:
Hptm. Meister Arthur, Lehrer, Rafz, geb. 1905
Lt. Sigg Hugo, Dr. jur., Zürich, geb. 1910
Der Chef lebte und arbeitete also in der Grenzregion, wie das vorgesehen war. Leutnant Sigg hingegen wohnte in der Stadt Zürich und damit nicht in der Region. Aus welchen Gründen er dennoch bei den Grenztruppen eingeteilt wurde, ist mir derzeit nicht bekannt.
Sigg war akademisch ein Senkrechtstarter, der bereits 1935 an der Universität Zürich seine Dissertation zum Thema Der Entschädigungsanspruch des Strassenanliegers nach schweizerischem Recht vorlegte und kurz darauf auch das Anwaltpatent erwarb (vgl. weitere Angaben im letzten Abschnitt).
Wer wo einquartiert war
Am dritten Tag dieser Aktivdienstperiode, dem 8. März 1940, wurde im Kommandantentagebuch die
Unterkunftsliste der Kompanie eingetragen:
Kp. Büro – Mühle Weiach
I. Zug 3 Kantonnemente in Weiach
II. Zug 2 Kant. in Fisibach
III. Zug 1 Kant. in Fisibach-Bad
Hptm Meister – Pfarrhaus Weiach
Oblt Jenny – Lehrer Zollinger, Weiach
Oblt Wehrli – bei Holzhändler Meierhofer, Weiach
Oblt Baumgartner – Post Fisibach
Lt. Sigg - Fisibach
«Kant.» steht für Kantonnement. Der ranghöchste Offizier war im repräsentativsten Gebäude von Weiach einquartiert, im Pfarrhaus. Weiter hatte auch Lehrer Zollinger (der selber bei der Gz. Füs Kp V/269 eingeteilt war) ein Zimmer in seinem Haus am Müliweg 4 zu vergeben. Die Unterkunft von Oblt Jenny lag damit nur ein paar Meter vom Kompaniebüro in der Mühle entfernt.
Krankheit und Tod
Von widrigen Umständen blieb auch die dritte Kompanie nicht verschont. So stehen unter dem 11. März die folgenden Zeilen:
Witterung: Sonnig, warm
Lt. Sigg an Grippe erkrankt. Eine Grippewelle breitet sich unter der Truppe aus. Auch der Bat. Kdt. und Bat. Adj. müssen das Bett hüten.- Ausser Lt. Sigg sind 6 Mann erkrankt.
Etwas mehr als einen Monat später trug der Tagebuchführer unter Montag 15.4.1940 die folgenden Worte ein:
16.50 † Lt. Sigg
Unverständliche Umstände führen zur Erschiessung unseres Lt. Sigg durch eine Bunkerwache. - Es sei ihm an dieser Stelle in Ehren gedacht. Die Schildwache Füs. Schmid Hch., sein eigener Soldat, hat in schonungsloser Korrektheit eines Befehls gehandelt, den Lt. Sigg missachtete.
Im genannten Artikel wurde aus den Tagebüchern des Bataillonsstabes sowie einer Schwesterkompanie (Kp I/269) zitiert. Als Ergänzung dazu folgt heute ein Einblick ins Kommandantentagebuch der Gz Füs Kp III/269, der Einheit, der der zu Tode gekommene Lt Sigg angehörte.
Drei Monate Aktivdienst am Stück
Vom 6. März bis 7. Juni 1940 leistete die Kp III unter ihrem Kommandanten, Hauptmann Meister, Aktivdienst. Aus dem Offiziersetat ersieht man die Eckdaten von Meister und Sigg:
Hptm. Meister Arthur, Lehrer, Rafz, geb. 1905
Lt. Sigg Hugo, Dr. jur., Zürich, geb. 1910
Der Chef lebte und arbeitete also in der Grenzregion, wie das vorgesehen war. Leutnant Sigg hingegen wohnte in der Stadt Zürich und damit nicht in der Region. Aus welchen Gründen er dennoch bei den Grenztruppen eingeteilt wurde, ist mir derzeit nicht bekannt.
Sigg war akademisch ein Senkrechtstarter, der bereits 1935 an der Universität Zürich seine Dissertation zum Thema Der Entschädigungsanspruch des Strassenanliegers nach schweizerischem Recht vorlegte und kurz darauf auch das Anwaltpatent erwarb (vgl. weitere Angaben im letzten Abschnitt).
Wer wo einquartiert war
Am dritten Tag dieser Aktivdienstperiode, dem 8. März 1940, wurde im Kommandantentagebuch die
Unterkunftsliste der Kompanie eingetragen:
Kp. Büro – Mühle Weiach
I. Zug 3 Kantonnemente in Weiach
II. Zug 2 Kant. in Fisibach
III. Zug 1 Kant. in Fisibach-Bad
Hptm Meister – Pfarrhaus Weiach
Oblt Jenny – Lehrer Zollinger, Weiach
Oblt Wehrli – bei Holzhändler Meierhofer, Weiach
Oblt Baumgartner – Post Fisibach
Lt. Sigg - Fisibach
«Kant.» steht für Kantonnement. Der ranghöchste Offizier war im repräsentativsten Gebäude von Weiach einquartiert, im Pfarrhaus. Weiter hatte auch Lehrer Zollinger (der selber bei der Gz. Füs Kp V/269 eingeteilt war) ein Zimmer in seinem Haus am Müliweg 4 zu vergeben. Die Unterkunft von Oblt Jenny lag damit nur ein paar Meter vom Kompaniebüro in der Mühle entfernt.
Krankheit und Tod
Von widrigen Umständen blieb auch die dritte Kompanie nicht verschont. So stehen unter dem 11. März die folgenden Zeilen:
Witterung: Sonnig, warm
Lt. Sigg an Grippe erkrankt. Eine Grippewelle breitet sich unter der Truppe aus. Auch der Bat. Kdt. und Bat. Adj. müssen das Bett hüten.- Ausser Lt. Sigg sind 6 Mann erkrankt.
Etwas mehr als einen Monat später trug der Tagebuchführer unter Montag 15.4.1940 die folgenden Worte ein:
16.50 † Lt. Sigg
Unverständliche Umstände führen zur Erschiessung unseres Lt. Sigg durch eine Bunkerwache. - Es sei ihm an dieser Stelle in Ehren gedacht. Die Schildwache Füs. Schmid Hch., sein eigener Soldat, hat in schonungsloser Korrektheit eines Befehls gehandelt, den Lt. Sigg missachtete.
Man kann sich die Betroffenheit vorstellen. Durch die relative Ruhe im Tagesablauf des Grenzdienstes hatten die Kompanieangehörigen immerhin die Möglichkeit, über das Geschehene zu reden. Also das, was man heute Debriefing nennt und mit professioneller Hilfe eines Care-Teams durchgeführt wird.
Kurznachruf und Totentafel
Der Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich ist folgender Kurznachruf entnommen:
Hugo Sigg (1910-1940; Mitglied der Gesellschaft seit 1939).
Herr N. Sigg, Zürich, stellte uns folgende biographischen Angaben über seinen Sohn zur Verfügung:
«Dr. jur. Hugo SIGG, Rechtsanwalt, ist am 15. April 1940 ein Opfer seiner Dienstpflicht geworden und im Alter von 30 Jahren gestorben. Der allzufrüh Verstorbene hat nach Abschluss der Studien sich in einem Zürcher Anwaltsbureau als Substitut betätigt und sich speziell der Handels- und Verwaltungspraxis zugewandt. Nach kurzer selbständiger Tätigkeit auf diesem Gebiete ist er als Prokurist in das Übersee-Importgeschäft seines Vaters eingetreten. Ein vielseitig begabter und interessierter, hoffnungsvoller und liebenswürdiger junger Mann ist mit ihm dahingegangen.»
Noch kürzer die Mitteilung auf der Totentafel der Allgemeinen schweizerischen Militärzeitung:
«Lt. Hugo Sigg, geb. 1910, III/64 und III/269, verstorben am 16. April 1940 im Aktivdienst.» Die Kompanie III/64 war ebenfalls eine Infanterieeinheit. Beim Todesdatum hat sich die ASMZ geirrt.
Quellen
- Tagebuch Gz. Füs. Kp. III/269. Signatur: BAR E5790#1000/948#1873* Bd. 3
- Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich (NGZH) 85/3-4, S. 364-365.
- Allgemeine schweizerische Militärzeitung (ASMZ), Bd. 86=106 (1940), Heft 4 - S. 214.
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