Nach der Karte von Jos Murer aus dem Jahre 1566 (vgl. WeiachBlog Nr. 1595) ist die zweitälteste Landkarte, auf der Weiach eingezeichnet ist, bereits eine, die im Ausland erschienen ist.
Es handelt sich um ein Werk, das unter der Ägide des schon zu seinen Lebzeiten weitherum berühmten Gerhard Mercator (1512-1594) geschaffen wurde. Der aus dem heute belgischen Flandern stammende Mercator war nicht nur als Geograph und Kartograph, sondern auch als Philosoph und Theologe tätig.
Wenn man berücksichtigt, wie heterogen die Datengrundlagen waren, die ihm und seinen Mitarbeitern zur Verfügung standen, dann ist die Leistung bemerkenswert, selbst wenn aus heutiger Sicht die Verzerrung der Darstellung (u.a. der Verlauf des Rheins im Vergleich mit den Breitengraden) seltsam erscheint.
Sowohl als Atlas wie als Wandkarte konzipiert
Die (ganz in moderner Manier genordete) Karte Zurichgow, et Basiliensis provincia auf der Wyach erscheint, ist nicht etwa als Einzelausgabe erschienen, sondern als Teil eines grossen Werks, das so konzipiert war, dass man es sowohl als Atlas in grossformatigen Folianten verwenden konnte, wie auch als Wandkarte. Zu letzterem Zweck musste man die einzelnen Blätter zusammensetzen, was durch Hilfslinien erleichtert wurde (vgl. de Vries 1992, S. 6). Man sieht schon an diesem Umstand, dass Mercator nicht nur ein wissenschaftlich arbeitender Gelehrter, sondern auch ein cleverer Geschäftsmann war.
Der unsere Gegend betreffende Ausschnitt (ganze Karte bei de Vries, S. 6/7) zeigt die damals üblichen Signaturen für Hügel, Wälder und Städte. Es sind aber auch erstaunliche Differenzierungen erkennbar, wie man an den Zeichnungen von Keyserstuol und Eglisouw sehen kann. Bei beiden ist die Brücke eingezeichnet. Auf der Nordseite des Rheins bei Kaiserstuhl sieht man, dass dort – im Gegensatz zu Eglisau – keine Bürgerhäuser stehen, sondern nur das Schloss Rötteln.
Für den nicht ortskundigen Betrachter erscheint die Situation so, wie wenn Wyach (Weiach), Nider Fyszibach (Fisibach), Ober Fyszibach (Altbachs), Bachs (Neu-Bachs), Wyndlach und Raat weit abgewandt vom Rhein liegen würden, was für Weiach in der Realität selbstverständlich überhaupt nicht zutrifft. Ein Vergleich mit der Murerkarte zeigt, wie der falsche Eindruck entstanden sein dürfte:
Wenn man die geostete Karte Murers nämlich einnordet, dann scheint es, wie wenn Weiach in derselben Geländekammer wie Raat läge. Was Mercator richtig hinbekommen hat (auf der Murerkarte aber kreuzfalsch vor den Toren von Kaiserstuhl eingezeichnet ist): die Lage von Windlach.
Es wird also auch damit die Aussage der Fachliteratur untermauert, dass Mercator jahrelang die ihm zur Verfügung stehenden Karten mit weiteren Quellen geprüft habe, bevor er damit in den Druck ging (vgl. de Vries, S. 4).
Quellen und Literatur
- Mercator, G.: Zurichgow, et Basiliensis provincia. Erschienen in: Galliae tabule geographicae. Duisburg 1585 [Exemplar Uni-Bibliothek Bern]
- de Vries, D.: Die HELVETIA-Wandkarte von Gerhard Mercator. In: Cartographica Helvetica, Januar 1992, Heft 5 – S. 3-10.
- Brandenberger, U.: Die Murerkarte von 1566 zwischen Detailtreue und Schludrigkeit. WeiachBlog Nr. 1595 v. 4. Oktober 2020.
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