Heute vor 150 Jahren, am 28. August 1872, berichtete die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) unter der Rubrik «Eidgenossenschaft» über den Baubeginn eines für den Norden des Kantons Zürich (Unterland und Winterthur) sowie das aargauische Studenland epochensetzenden Grossprojekts: die Eisenbahnlinie Winterthur-Koblenz.
So nannte man die Winterthur-Waldshuter-Bahn nun, nachdem die Nordostbahn die Konzession an sich gezogen hatte (vgl. ausführlich dazu WeiachBlog Nr. 1857). Die NOB hatte bereits seit 1859 einen Anschluss ans grossherzoglich-badische Bahnnetz, vgl. den Ausschnitt aus der Dufourkarte (Blatt 3, Stand 1869) und wollte deshalb die Strecke von Winterthur direkt in ihren bestehenden Bahnhof Koblenz münden lassen.
«Auch darf man wohl der Hoffnung Raum geben, daß über den weiteren Inhalt der seit längerer Zeit den Regierungen unterbreiteten Tracepläne der Entscheid nicht mehr allzu lange auf sich werde warten lassen. Eine weitere Verzögerung wäre namentlich im Gebiete des Kantons Zürich, wo sich die bedeutendsten und zeitraubendsten Bauobjekte befinden, sehr zu bedauern und müßte ernsten Zweifeln darüber rufen, ob der konzessionsgemäße Termin für Vollendung der ganzen Linie auch bei Anstrengung aller Kräfte werde eingehalten werden können. Wie man sich erinnert, hat die Nordostbahndirektion schon vor geraumer Zeit ihre Geneigtheit zu mündlicher Besprechung der noch waltenden Hauptdifferenz, ob über die Wagenbreche oder durch den Dettenberg und über Bülach nach der Kreuzstraße bei Glattfelden gebaut, und ob von der Kreuzstraße die Bahn längs der Glatt oder über Eglisau und dem Rhein entlang nach Rheinsfelden geführt werden solle, der Kantonalbehörde zu erkennen gegeben. Eine Rückäußerung auf diesen Vorschlag ist ihr indessen bis jetzt nicht zu Thei[l] geworden.»
Wie in WeiachBlog Nr. 1857 nachzulesen ist, sind die Trassenpläne bereits in der zweiten Hälfte des Aprils eingereicht worden, die Regierungen hatten also schon mindestens vier Monate der kostbaren Zeit ihres Konzessionärs ins Land gehen lassen! Da kann man verstehen, dass die NOB auf die Idee verfallen ist, den Druck auf die Regierenden öffentlich über die Zeitungsschiene zu verstärken.
Auch nach dieser Intervention hat es noch über zehn Monate gedauert, bis die Pläne für die Station Weiach-Kaiserstuhl im Juni 1873 schliesslich auch vom Eidgenössischen Departement des Innern genehmigt worden sind (vgl. WeiachBlog Nr. 1784 vom 30. Januar 2022)
Und selbst damit waren nicht alle offenen Fragen entschieden, wie man an der noch auf Herbst 1874 datierenden Korrespondenz des Weiacher Gemeinderates sieht (vgl. WeiachBlog Nr. 1783 vom 29. Januar 2022).
Quelle
- Neue Zürcher Zeitung, Nummer 436, 28. August 1872 (Erstes Blatt) - S. 1-2.
[Veröffentlicht am 29. August 2022 um 02:15 MESZ]
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