«In der Versammlung v. 16. Januar wurde folgendes Projekt genehmigt: "Erstellung eines Oberstufenschulhauses im Stegli" (neben dem jetzigen Zentralschulhaus Stadel, das ja der Primarschulgemeinde Stadel gehört), Kostenvoranschlag Fr. 2'239'000.--.» (G-Ch Weiach 1964, S. 14)
Auch die Bachser mussten bei diesem Projekt mitzahlen, nachdem sie 1961 mit ihrem Vorhaben, die mit der Gesetzgebung von 1959 als obligatorisch erklärte Oberstufe selber führen zu wollen, zuerst beim Erziehungsrat auf wenig Gegenliebe gestossen waren und danach vom Regierungsrat zurechtgestutzt wurden. Um ihrem Hauptargument, der Schulweg sei zu lang und ihre Sekundarschüler hätten den ja bisher freiwillig auf sich genommen, den Wind aus den Segeln zu nehmen, wurde die Sekundarschulpflege Stadel aufgefordert, Massnahmen für den Transport zu treffen (vgl. Guggenbühl 1994, S. 183-184). Das ist letztlich der Grund, weshalb die Bachser eine Busverbindung nach Stadel hinüber haben.
Das Raumprogramm laut Presseartikeln
In Zollingers Jahreschronik findet man neben der oben abgebildeten Einladung auch einen Zeitungsartikel – wie bei ihm oft anzutreffen – leider ohne Angabe der Herkunft und des Datums.
«(Korr.) Der Oberstufenkreis Stadel-Neerach-Bachs und Weiach hiess in der Gemeindeversammlung das von den Architekten Knecht und Habegger in Bülach ausgearbeitete Projekt für ein Oberstufenschulhaus einstimmig gut und bewilligte den Baukredit von 2 239 000 Franken. Das Raumprogramm umfasst fünf Unterrichtszimmer für die Sekundar-, Real- und Oberschule sowie Nebenräume, Mädchenhandarbeitszimmer, Singsaal mit kleiner Bühne, Lernschwimmbecken, Metallwerkstatt und kleinere Räume. Schon 1953 wurde ein Sekundarschulhaus im Kostenbetrage von rund 1,5 Millionen Franken von Architekt Adolf Kellermüller (Winterthur) eingeweiht.» (G-Ch Weiach 1964, S. 13v)
Das einleitende «Korr.» bezeichnet einen eingesandten, nicht von der Redaktion verfassten Text. Wo dieses angeblich 1953 erbaute frühere Sekundarschulhaus gestanden haben soll, erschliesst sich auch nach Lektüre von Guggenbühls Stadler Buch von 1994 nicht einmal ansatzweise. Es ist dort mit keinem Wort erwähnt.
Sehr wohl aber der Umstand, dass die Oberstufe bereits ab Eröffnung in Räumlichkeiten des 1952 fertiggestellten Zentralschulhauses eingemietet war (2 von 6 Schulzimmern; vgl. S. 179) und die Primarschule Stadel überdies 1962 eine Klasse ins alte Schulhaus nach Windlach verschoben hatte (vgl. S. 184).
Ebenfalls erstaunlich ist der Bericht in der NZZ. Er ist fast zwei Wochen nach dem Entscheid datiert und womöglich auch noch redaktionell bearbeitet. Denn die Kurzmeldung unterschlägt wesentliche Teile des Bauprogramms und lässt damit die paar Schulzimmer extra teuer erscheinen:
«Stadel, 29. Jan. In der Gemeindeversammlung des Oberstufenkreises Stadel, umfassend die Gemeinden Stadel, Weiach, Bachs und Neerach, wurden das von den Architekten Knecht und Habegger in Bülach ausgearbeitete Projekt für ein Oberstufenschulhaus und der Baukredit im Betrag von 2 239 000 Fr. einstimmig gutgeheißen. Das Raumprogramm umfaßt fünf Unterrichtszimmer für die Sekundär-, Real- und Oberschule sowie ein Lernschwimmbecken.» (NZZ Nr. 489, 6.2.1964)
Die Hälfte der Steuern ging 1962-1964 an die Oberstufe
Diese hohe Projektsumme war ein ziemlicher Brocken für die Steuerzahler in den Kreisgemeinden. Dass man nicht ums Bauen herumkommen wird, das war nach der Aufgabenerweiterung zu einer dreiteiligen Oberstufe (Sek, Real, Ober) völlig klar. Bereits 1962 hatte die Oberstufenschulgemeinde daher ihren Steuerfuss von bisher 45 % auf 70 % angehoben. Und musste ihn auch nach diesem Entscheid vom Januar 1964 nicht weiter erhöhen.
«Für 1964 wurde der Gesamtsteuerfuss von 140% nochmals beibehalten, nämlich Politisches Gut 0 %; Armengut 5 %; Primarschulgut 30 %; Ref. Kirchengut 35 %; Oberstufe Stadel 70 %» (G-Ch Weiach 1964, S. 9)
Dieses Bild von der teuren Oberstufe begann aber bereits 1965 zu bröckeln, als die Primarschulgemeinde Weiach ihren Steuerfuss auf 70 % verdoppeln und im Jahr darauf gar auf 85 % anheben musste, um Bauvorhaben (wie bspw. das Lehrerwohnhaus mit Einliegerwohnung an der Neurebenstrasse 2) finanzieren zu können.
Positiv für die Steuerzahler: 1966, im Jahr der Eröffnung des neuen Oberstufenschulhauses, konnte die Oberstufe bereits wieder um 15 % auf 55 % reduzieren. Da hatte also der Schulgutsverwalter der Oberstufenschulgemeinde entweder gut budgetiert oder eine glückliche Steuerertragslage in den vier Gemeinden. Vielleicht auch beides.
Quellen und Literatur
- Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1964 – S. 9, 13v, 14. Weiach, September 1965. – Typoskript in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1964.
- Neue Zürcher Zeitung, Nummer 489, 6. Februar 1964.
- Guggenbühl, H.: Stadel. Raat, Schüpfheim, Stadel und Windlach. Entwicklung einer Gemeinde. [Hrsg. Gemeinde Stadel [b. Ngl.] 1994.
- Brandenberger, U.: Den Zeitgeist der 60er aufs Bild gebannt. WeiachBlog Nr. 611 v. 6. Mai 2008.
- Brandenberger, U.: Das Oberstufenschulhaus Stadel feiert den 50sten. WeiachBlog Nr. 1308 v. 4. September 2016.
- Brandenberger, U.: Geniale Schwimmbeckenkonstruktion by Jucker Engineering. WeiachBlog Nr. 1837 v. 30. Juni 2022.
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