Da kann man getrost «ἑυρήκαμεν» (1. Person Plural für das bekanntere «Heureka») rufen! Wir haben es gefunden, das Gebäude!
Nur 70 Minuten nach Veröffentlichung von WeiachBlog Nr. 2033 (da war auf der Facebook-Gruppe Du bisch vo Weiach, wenn... noch nichts gepostet) ging über die Kommentarfunktion des Blogs eine sehr heisse Fährte von anonymer Seite ein. Einige Tage später ein Hinweis auf dasselbe Gebäude per e-mail. Den verdanken wir einem Alteingesessenen mit Wurzeln in der Chälen. Ein Volltreffer!
Katasterplan 2024 und Grundriss 1944 stimmen überein
Die Ausmasse passen perfekt, die Terrainverhältnisse stimmen ebenfalls (Eingang zum kleineren Keller liegt höher als der zum grösseren) und selbst das Luftbild des heutigen Zustandes gibt grünes Licht.
Das gesuchte Gebäude mit dem ältesten Sanitätsposten des Weiacher Zivilschutzes im Keller steht am heutigen Birkenweg 6. Es trägt die Assekuranz-Nummer 556 und die beiden Keller wurden in den Jahren 1844 bzw. 1866 erstmals im Lagerbuch der Gebäudeversicherung eingetragen (Zeilen 1 und 6):
PGA Weiach IV.B.06.01 Lagerbuch Gebäudeversicherung 1834-1894
Die Hafnergasse war zu Zeiten des Baus der Stadlerstrasse 1844/45 bzw. Gründung des Schweizer Bundesstaates 1848 in etwa dort zu finden, wo heute der nördliche Teil der Chälenstrasse im überbauten Gebiet liegt:
StAZH PLAN A 8.24 (Ausschnitt Chälen)
Bis in etwa zur heutigen Chälenstrasse Nr. 12 erstreckte sie sich ihr entlang und bog dann auf den heutigen Birkenweg ab. Dort, unter dem «ä» von «Käh-len» sieht man ein schwarzes Gebäude, das heutige Wohnhaus Birkenweg 6. Die schwarze Farbe zeigt an, dass es damals noch nicht Wohnzwecken diente. Sondern rein als landwirtschaftliches Nebengebäude.
Als Speicher gebaut, dann zum Wohnhaus umfunktioniert
Im Auftrag von Zunftpräsident Jakob Baumgartner wurde 1844 der tiefer gelegene (von der Chälenstrasse aus gesehen vordere) Teil mit überdachtem Treppenabgang zum Gewölbekeller als Speicher errichtet: das Gebäude Hafnergasse Nr. 128.
Bereits 1861 wurde der Speicher zum Wohnhaus umgebaut, 1866 erfolgte eine Erweiterung bergwärts um einen zweiten, kleineren Gewölbekeller.
Mit der Neunummerierung 1895 wurden aus Nr. 128 (1809) zwei Versicherungsobjekte: 133 (ehem. Speicher) und 134 (Anbau v. 1866) und beide sind im zweiten Band der Lagerbücher (PGA Weiach IV.B.06.02) je als Wohnhaus mit gewölbtem Keller ausgewiesen.
Anbau geht an Rüdlingers
Laut Lagerbuch erfolgte im Jahre 1927 der Eigentumsübergang des Wohngebäudes Nr. 134 an Ernst Rüdlinger (mutmasslich als Folge des Grossbrandes an der Zelglistrasse im gleichen Jahr; vgl.
WeiachBlog Nr. 1468).
Im Jahr 1936 war dieser Anbau gemäss Lagerbucheintrag zur «Werkstatt» umfunktioniert. Und 1945 erfolgte der Umbau des Gewölbekellers zum zivilen Sanitätsposten.
Mit welchen Schwierigkeiten Ingenieur und Baumeister dabei kriegsbedingt zu kämpfen hatten, darüber wird ein späterer WeiachBlog-Beitrag Auskunft geben.
Korrekturhinweis vom 20. Februar
In einer früheren Version stand noch eine falsche Zeitform für die 1. Person Plural des altgriechischen Verbums heuriskein. Im Grammatiklehrbuch (Bornemann/Risch) nachsehen lohnt sich, denn da ist mein einst im Gymnasium erworbenes Wissen nach einigen Jahrzehnten doch arg eingerostet...
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