Donnerstag, 23. Januar 2020

Eine Petrollampe setzte alles in Brand

Gestern war die Rede vom ehemaligen Kleinbauernhaus Siegenthaler, das bis Mitte Juni 1927 an der Verzweigung Zelglistrasse/Stockistrasse stand, vgl. WeiachBlog Nr. 1467.

E-Newspaperarchives.ch

Heute als Ergänzung zu diesem Beitrag die Reaktion der Printmedien auf dieses Brandunglück. Zumindest derjenigen Erzeugnisse, die auf dem aktuell umfassendsten Retrodigitalisierungsportal für Schweizer Zeitungen, e-newspaperarchives.ch zu finden sind (für Suchergebnis hier klicken).


Aktuell dort verfügbar sind fünf Pressemeldungen, allesamt kurz und knapp, zwei aus deutschsprachigen, drei aus welschen Zeitungen. Vier am 18. Juni erschienen, eine am 25. Juni (der Graubündner General-Anzeiger erschien nur 1x wöchentlich):

[1]  Unter der Rubrik Unfälle und Verbrechen schrieb das Oberländer Tagblatt (heute: Thuner Tagblatt) unter dem Titel In die Tenne gefallen:

«Donnerstag nacht wollte in Weiach der Fabrikarbeiter Robert Siegenthaler unter dem Dachfirst seiner Scheune, die an das Wohnhaus angebaut ist, den Haspel für einen Heuaufzug befestigen. Dabei stürzte er, mitsamt der Petrollaterne, die er in der Dunkelheit zur Arbeit benutzen mußte, in die Tenne hinunter, wo er bewußtlos liegen blieb. Die Laterne explodierte und entzündete sofort alles Brennbare in der Umgebung. Siegenthaler konnte von den Angehörigen noch rechtzeitig dem Feuer entrissen werden, das rasch um sich griff und das zu 13,500 Fr. versicherte Haus vollständig einäscherte. Außer dem Vieh konnte nichts in Sicherheit gebracht werden.» (Oberländer Tagblatt, Band 51, Nummer 140, 18. Juni 1927, S. 4)

[2]  La Liberté aus Fribourg schrieb unter der Rubrik Suisse und dem Titel Incendie:
  
«A Weiach (Zurich), un certain Siegenthaler voulut fixer un treuil au toit de sa grange. Il fit une chute, entraînant la lanterne à pétrole qu'il employait pour son travail, et tomba sur l'aire de la grange, où il resta sans connaissance. La lanterne fit explosion. Le feu s'étendit rapidement. Siegenthaler a pu être sauvé à temps par les membres de sa famille. En peu de temps, la maison était la proie des flammes.» (La Liberté, 18. Juni 1927, S. 3)

[3]  Le Jura aus Porrentruy reihte die Meldung unter ZURICH ein und titelte: Accident et incendie:

«La nuit dernière, à Weiach, M. Siegenthaler, ouvrier de fabrique, voulut fixer un treuil au toit de sa grange adossée à la maison d'habitation. II fit une chute, entraînant la lanterne à pétrole qu'il employait pendant qu'il exécutait son travail, tomba sur l'aire de la grange où il resta sans connaissance. La lanterne fit explosion. Le feu s’étendit rapidement. Siegenthaler a pu être sauvé à temps par les membres de sa famille. En peu de temps, la maison, assurée pour une somme de 13,500 fr., était la proie des flammes. Seul le bétail a pu être sauvé.» (Le Jura, Band 77, Nummer 72, 18. Juni 1927, S. 2)

[4]  Als drittes welsches Printprodukt titelte die sozialistische Tageszeitung La Sentinelle: Sauvé à temps und servierte ihrer Leserschaft was folgt:

«La nuit dernière, à Weiach, près de Bulach, M. Siegenthaler, ouvrier de fabrique, voulut fixer un treuil au toit de sa grange adossée à la maison d'habitation. Il fit une chute entraînant la lanterne à pétrole quil employait pendant qu'il exécutait son travail, tomba sur l'aire de la grange où il resta sans connaissance. La lanterne fit explosion. Le feu s'étendit rapidement. Siegenthaler a pu être sauvé à temps par les membres de sa famille. En peu de temps, la maison, assurée pour une somme de 13,500 francs, était la proie des flammes. Seul le bétail a pu être sauvé.» (La Sentinelle. Quotidien socialiste (La Chaux-de-Fonds), 18. Juni 1927, S. 8)

[5]  Für den Graubündner General-Anzeiger, der jeweils am Samstag erschien, war die Meldung vom Freitag, 17. Juni wohl zu spät, weshalb sie erst am übernächsten Samstag, 25. Juni publiziert wurde:

«Zürich . — Viel Unheil auf einmal. Als der Fabrikarbeiter Robert Siegenthaler in Weiach unter dem Dachfirst seiner an das Wohnhaus angebauten Scheune einen Haspel für einen Heuaufzug befestigen wollte, glitschte er mit der Petrollaterne aus und fiel in die Tenne hinunter, wo er bewußtlos liegen blieb. Die Laterne explodierte und entfachte einen Brand, aus dem der Verunglückte von feinen Angehörigen noch rechtzeitig gerettet werden konnte. Das Haus wurde vollständig eingeäschert. Das Mobiliar blieb in den Flammen.» (Graubündner General-Anzeiger, 25. Juni 1927, S. 3)

Interessant ist einerseits, wie besonders die Westschweizer Zeitungen, die über den Weiacher Brand berichtet haben, schon damals offensichtlich auf eine Agenturmeldung zurückgegriffen haben, anders sind die fast textgleichen Artikel, die alle am selben Tag erschienen sind, nicht zu erklären.

Andererseits ist es auch bemerkenswert, wie sowohl Zeitungen mit Arbeitern als Hauptzielgruppe (La Sentinelle aus der Stadt La Chaux-de-Fonds) aber auch solche mit eher bäuerlich-ländlichem Publikum (wie Le Jura aus der Ajoje) das Thema des verunglückten Kleinbauern mit Fabrikarbeiterjob aufgenommen haben.

In Grossstädten wie Zürich war dieser Unglücksfall kein Thema, zumindest nicht in der NZZ. Kein Wunder, was interessieren deren Leser die Probleme von Menschen mit der Erwerbskombination Kleinbauer/Fabrikarbeiter.

Weitere Zeitungsartikel

In weiteren Portalen ausserhalb von e-newspaperarchives.ch, aber über deren Plattformen-Linkliste erreichbar, sind Beiträge zum Brandfall Siegenthaler in fünf weiteren Zeitungen:

Frei verfügbar: Journal d'Yverdon (Feuille d'Avis d'Yverdon, du district de Grandson et du Nord vaudois), L'Express (Neuchâtel), Gazette de Lausanne und Journal de Genève. Hinter Paywall: Schaffhauser Nachrichten.

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