Dienstag, 16. Juli 2024

Weyacher Hafnerhandwerk in Schüpfheim und Neerach

Wer auf der regionalen Verbindungsstrasse von Raat nach Stadel fährt, der begegnet in Schüpfheim (Schüpfe) rechterhand einem stattlichen Bauernhaus mit roten Riegeln:


Das Bild stammt aus dem vor rund einem halben Jahr publizierten Kunstdenkmälerband über unseren Bezirk (Abb. 505, S. 447). Die Legende lautet:

«Stadel, Schüpfheim. Weierstrasse 2. Vielzweckbauernhaus. Das traufseitig zur Weierstrasse gerichtete Gebäude präsentiert sich zur Landstrasse mit Giebellaube. In Achsen regelmässig angeordnete Fenster gliedern die Fassaden des Wohnteils. Traufseitig schmücken kelchförmige Verzierungen die Brüstungsfelder im Obergeschoss, das Fachwerk über dem Tenntor zeigt ein Rautengitter. Foto Urs Siegenthaler, Zürich, 2020.»

Klassizistische Fassade, aber bewährtes Heizsystem

Auf der folgenden Seite findet man die Würdigung der Kunsthistorikerin Anika Kerstan:

«Spätestens 1811 liess Rudolf Huber das Haus anstelle eines seit dem 17.Jh. belegten Vorgängerbaus neu errichten. Es handelt sich dabei um ein typisches Bauernhaus um 1800, dessen äusseres Erscheinungsbild eine klassizistische Fassadengestaltung mit spätbarocken Zierelementen vereint. [...] Die strassenseitige Stube mit einfachem Täfer, Felderdecke und Wandschrank ist mit einem Kachelofen des Weiacher Hafners Ludwig Meierhofer ausgestattet. Eine signierte Kranzkachel trägt die Jahrzahlinschrift «1811»

Der Kachelofen dient den Autoren des Kunstdenkmälerbandes als sogenannter terminus ad quem. Sie nehmen also an, dass der Kachelofen eine Auftragsarbeit an den Weyacher Hafner war. Und nicht nachträglich an die Weierstrasse versetzt wurde.

Derselbe Hafner hat auch den Kachelofen des Weiacher Mitterstall-Bauernhauses an der Büelstrasse 3 (Vers. Nr. 227) gebaut. Dieser trägt den Herstellervermerk «LUDWYG MEYERHOFER, HAFNER ZU WEYACH 1809». (Fussnote Weiach 52, S. 529/530)

Und auch im 2016 abgebrochenen Bauernhaus an der Zwinghofstrasse 20 in Neerach gab es einen auf 1811 datierten Kachelofen aus der Werkstatt dieses Weiacher Ofenbauers. Seine Arbeit scheint also gefragt gewesen zu sein. (Fussnote Neerach 59, S. 503)

Quelle und weiterführende Literatur

  • Hermann, I.: Die Bauernhauser des Kantons Zürich, Bd. 3: Zürcher Weinland, Unterland und Limmattal (= Die Bauernhäuser der Schweiz, Bd. 11). Basel 1997 – S. 197. [Zusammenstellung von Herstellerinschriften auf Kachelöfen im Kanton Zürich]
  • Crottet, R.; Kerstan, A.; Zwyssig, Ph.:  Der Bezirk Dielsdorf. Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Neue Ausgabe VII. (zugl.: Die Kunstdenkmäler der Schweiz (KdS), Bd. 146.) Bern 2023.

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