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Die Zeit war da, wo man sich in der ganzen Schweiz damit beschäftigte elektrisches Licht & Kraft einzuführen. Das Zürchervolk nahm ein Gesetz an, nach welchem der Kanton die Versorgung der Gemeinden mit elektrischer Energie an die Hand zu nehmen hatte.»
Diese Einleitung findet man im «Protokoll der Elektrizitäts-Commission Marthalen». Sie zeigt, dass die Stromversorgung vor rund einem Jahrhundert ihren Siegeszug auch an der Basis, auf der bäuerlich geprägten Landschaft antrat (Marthalen liegt im Zürcher Weinland).
Strom: Weichenstellung anfangs 20. Jahrhundert
Das oben erwähnte, in der kantonalen Volksabstimmung vom 15. März 1908 gutgeheissene Gesetz war auch zugleich der Startschuss für die Gründung der
Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ). Der Eintrag ins Handelsregister erfolgte am 2. Oktober 1908. Nur wenige Monate vorher wurden die
Nordostschweizerischen Kraftwerke (heute: Axpo AG) gegründet: erster Handelsregistereintrag am 9. Dezember 1907.
Damals wurden also die Weichen punkto Stromnetz gestellt, wie man dem Historischen Lexikon der Schweiz entnehmen kann (e-HLS: Artikel
Elektrizitätswirtschaft, Stand 16. Februar 2012):
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Die gegenwärtige Situation ist weitgehend auf Entscheidungen zurückzuführen, die zwischen 1880 und 1916 getroffen wurden. In den meisten grossen Schweizer Städten richteten in den 1880er Jahren Privatunternehmer in Pionierarbeit die ersten elektr. Beleuchtungsanlagen ein.»
Industriegebiete und Städte machen den Anfang
Schauen wir uns an, wann der elektrische Strom verschiedene Gemeinden erreichte: Zürich 1892, Schönenwerd 1895, Embrach 1904, Bubikon 1906, Otelfingen 1908, Marthalen 1911, Weiach 1912.
Grosse Städte wie Zürich waren ab 1892 erstmals mit elektrischer Energie versorgt worden (Gründung des Elektrizitätswerk der Stadt Zürich EWZ), die Bally-Werke sorgten dafür, dass das vor den Toren Aaraus liegende Schönenwerd schon vor der Jahrhundertwende erleuchtet wurde.
Meist wurde aber nicht das ganze Gemeindegebiet versorgt. Das war auch in Weiach nicht anders, als 1912 die Elektrizitäts-Genossenschaft Weiach das erste Verteilungsnetz errichten liess. Das Versorgungsgebiet der EGW beschränkt sich auch heute noch auf das eigentliche Dorfgebiet (vgl. das Kärtchen unten). Der Ofen-Hof und das Kieswerkareal beziehen ihren Strom von Osten her und direkt von den EKZ. Dasselbe gilt übrigens für Rheinsfelden und Zweidlen. Sie gehören nicht zum Versorgungsgebiet der Genossenschaft Licht- und Kraftwerke Glattfelden. Ähnliches gilt für Otelfingen (ebenfalls eine der wenigen Gemeinden im Unterland mit bis heute eigenem Stromversorgungsnetz).
Gemeindewerke erhalten Monopol
Warum die Boomzeit der Stromversorgung ausgerechnet auf die ersten Jahren des 20. Jahrhunderts fiel, erläutert das Historische Lexikon der Schweiz: «
Die beiden Bundesgesetze, welche die aus Wasserkraft gewonnene Elektrizität betreffen, förderten die zunehmende Vielfalt der Anbieter: 1913 wurden erstmals über 1'000 Elektrizitätswerke gezählt, während es 1900 erst 140, 1905 490 und 1910 780 gewesen waren. Mit dem Gesetz von 1902 über die Starkstromanlagen wurde den Gemeindewerken offiziell eine Monopolstellung eingeräumt...» (Artikel Elektrizitätswirtschaft).
Heutiges Versorgungsgebiet EKZ
Auf der Website der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich findet man eine
Karte, die detailliert zeigt, wo die EKZ direkt an den Endkunden liefern (blau: das «
Detailversorgungsgebiet») bzw. die Lieferung über ein Gemeindewerk erfolgt (grün: das Endverteilergebiet). Das Gebiet von Weiach ist Teil der Netzregion Limmattal, das Gemeindegebiet von Glattfelden dagegen gehört zur Netzregion Weinland.
Interessant ist übrigens, dass Teile der Kantone Schwyz (Einsiedeln, Feusisberg, Wollerau und Freienbach), Zug (Gde. Menzingen und Teile von Baar und Neuheim), St. Gallen (Goldingen) und Thurgau (Oberneunforn und Teile von Fischingen) ebenfalls durch die EKZ versorgt werden.
[Veröffentlicht am 9. November 2012]