Donnerstag, 9. November 2023

Der «Grümpel-Meier». Löter, Schirm- und Pfannenflicker

In den Jahreschroniken von Walter Zollinger (1896-1986) findet man neben den wiederkehrenden, sozusagen statistischen Angaben über die Witterung und den Gang der landwirtschaftlichen Arbeiten auch Hinweise auf kleingewerblich-handwerkliche Selbstständige, die in unserem Dorf ihr Auskommen fanden. So im zweiten Band über das Jahr 1953 (ZBZ G-Ch Weiach 1953, S. 13-14; vgl. WeiachBlog Nr. 761):

«Noch kurz vor Jahresschluss, am 30. Dezember, musste einer der ältesten Einwohner und Bürger zu Grabe getragen werden: Albert Willi-Meier zur Schmiede, in seinem 85. Altersjahr. - Ein Dorforiginal, ebenfalls im 85. Altersjahr in der Anstalt Rheinau verstorben und am 13. August hier beerdigt, war dessen Verwandter: der Löter, Schirm- und Pfannenflicker Albert Meier. Er hatte sich, bevor er in Rheinau versorgt werden musste, mit Sammeln von allen möglichen "Altertümern" befasst, die er in Schutt- und Ablagerungsplätzen der nähern und weitern Umgegend oder bei Bauern aufstöberte. Nachdem er sie gereinigt und einigermassen wieder instandgestellt hatte, bot er sie zum Verkauf an. Daneben flickte und lötete er wieder zusammen, was man ihm nur brachte. Ein alter Schopf diente ihm als Wohn-, Ess- und Schlafraum, wie auch als Werkstatt. Hier folgt ein Bildchen seines Tag und Nacht vor dem Schopf ausgestellten bunten Warenlagers:

Hanni Rutschmann-Griesser (1928-2023) konnte sich aus ihrer Kindheit noch sehr gut an den «Grümpel-Meier» erinnern. Er sei jeweils ganz schwarz gewesen vom Russ der Pfannen und mit seinem vorne und hinten mit Pfannen behängten Velo durch die Gegend gefahren.  [Mdl. Mitteilung - 18. Oktober 2002]

Leider ist nicht bekannt, aus welchem Jahr die Aufnahme stammt. Wenn man das mutmasslich von Zollinger selber geschossene Foto analysiert, dann wird schnell klar, dass es sich bei diesem Schopf nur um das Erdgeschoss des in der zweiten Hälfte der 50er-Jahre von Kunstmaler Eugen Fauquex bemalten Riegelhauses Oberdorfstrasse 25 handeln kann (Baujahr laut Bauernhausforschung um 1812, als Anbau an Nr. 27).

Eine Alberten-Dynastie

Doch nun noch zum eingangs von Zollinger erwähnten Verwandten des Löters Albert Meier.

Martin Willi von Weiach Energy an der Kaiserstuhlerstrasse 10 (Migrol-Tankstelle) hat heute in seinem Stammbaum nachgesehen und den in der Schmiede in der unteren Chälen ansässigen Albert Willi identifizieren können:

Albert Willi-Meier (1869-1953) verheiratet mit Sophia, geb. Meier (1871-1946) war Martins Urgrossvater. Wir haben also hier die Tradition, den Sohn Albert zu nennen, sodass Martins Vater Albert Willi-Simon als Albert III. Willi und sein Grossvater Albert Willi-Jost als Albert II. Willi gelten dürfen. Ob auch Albert I. Willi schon als Schmied tätig war (z.B. als Angestellter des 1893 erwähnten Jakob Bersinger, vgl. WeiachBlog Nr. 1662) müsste genauer untersucht werden.

Literatur

  • Isabell Hermann: Die Bauernhäuser des Kantons Zürich, Bd. 3. Basel 1997 [Hrsg. Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde] – S. 275.
  • Die Zollingerschen Jahreschroniken in der ZB. WeiachBlog Nr. 761 v. 2. Februar 2010.
  • Ein Adressbuch ohne Adressen von 1893. WeiachBlog Nr. 1662 v. 2. Juni 2021.

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