Dienstag, 7. November 2023

Wenn Weiacher Gemeindewald nicht der Gemeinde Weiach gehört

Wie vor zwei Monaten erläutert (vgl. WeiachBlog Nr. 1987) sind die grössten Parzellen auf Weiacher Boden überwiegend Waldparzellen. Das findet man heraus, wenn man auf maps.zh.ch, dem Geographischen Informationssystem (GIS) des Kantons Zürich, mit dem Fokus auf die Amtliche Vermessung (AV) unterwegs ist.

Nur die langgezogenste Parzelle (von einem Grundstück oder einer Liegenschaft zu reden, mutet etwas verwegen an) besteht, einige wenige Uferpartien ausgenommen, fast ausschliesslich aus Wasserflächen: der Schweizer Anteil am Rhein auf Weiacher Territorium. 

Diese Parzelle 1403 erstreckt sich von der Kantonsgrenze (Gemeindegrenze zu Zurzach, Ortsteil Kaiserstuhl) bis an die Bezirksgrenze (Gemeindegrenze zu Glattfelden, Ortsteil Zweidlen-Station, bzw. Rheinsfelden). Und: die Parzelle steht im Alleineigentum eines Gemeinwesens. Welches, das verrät WeiachBlog Nr. 1280.

Nach Waldeigentümerkategorien eingefärbt

Sie können das aber auch selber herausfinden, ganz ohne WeiachBlog: auf der oben erwähnten GIS-Plattform des Kantons. Und zwar unter der Rubrik Flora und Fauna, Vegetation. Dort gibt es eine Karte namens Waldeigentumskategorien, Forstkreise und Forstreviere.

Waldparzellen im Eigentum der Eidgenossenschaft (bspw. VBS oder Staatsbetriebe wie die SBB) sind rot eingefärbt, Parzellen des Zürcher Staates hellblau, solche von kommunalen Gemeinwesen hellgrün (darunter nicht nur Wald der Politischen Gemeinde Weiach, oder bis Ende 2021 der Primarschulgemeinde, sondern auch die einzige Waldfläche der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Weiach). Korporationswald ist in orange gehalten. Und Privatwald kommt in Gelb (mit Rotstich) daher. In geschlossenen Waldgebieten kann man daher auch feststellen, ob die Waldstrasse einer Gemeinde oder Privaten gehört, wie auf dem nachstehenden Ausschnitt schön sichtbar.


Stadel hält Weiacher und Zweidler Gebiet im Portfolio

Gemeindewald auf Weiacher Gebiet ist nicht immer Weiacher Gemeindewald. Er gehört zwar politisch zur Gemeinde Weiach, gehört aber nicht ins Gemeindegut der Politischen Gemeinde Weiach. 

Eigentümerin der Parzelle 713 ist die Gemeinde Stadel (96'125 m²; auf dem Kartenausschnitt oben ist das das Grundstück mit der roten weissumrandeten 7 und der Flurbezeichnung Winzlen). Nahtlos anschliessend daran und ebenfalls im Eigentum der Stadler: die auf dem Plan mit dicker roter Linie umrandete Fläche. Sie liegt auf Gemeindegebiet von Glattfelden. Diese Parzelle (Glattfelden-6097) misst 29'492 m². Für die Bewirtschaftung dieser gesamthaft rund 12.5 Hektaren Wald ist der Zweckverband Forstrevier Egg-Ost - Stadlerberg mit Sitz in Schöfflisdorf zuständig. 

Die Aufsicht über diese Fläche ist allerdings beim Kanton auf zwei Forstkreise aufgeteilt, denn Glattfelden gehört zum Forstkreis 6, Weiach zum Forstkreis 7. Deshalb ist auch unser Förster Alexander Good sozusagen Diener zweier Herren, denn das Forstrevier Weiach-Glattfelden (Sitz am Grubenweg 6 in Weiach) liegt natürlich auch in zwei Forstkreisen.

Der Leuenchopf und das Gebiet des ehemaligen Winzlenhofs (Wüstung des 19. Jahrhunderts) sowie die Fürstenhalde sind Eigentum der Gemeinde Weiach. Diese oben erklärte Aufteilung der Eigentumsverhältnisse ist übrigens auch eine mögliche Erklärung, weshalb es auf obigem Planausschnitt den Flurnamen Winzlen gleich zweimal gibt (vgl. auch WeiachBlog Nr. 563).

Wer hat die grösste Parzelle: Weiach oder Stadel?

Die Antwort lautet: Stadel. Denn die Gemeindewaldung auf dem Stadler- und Raaterberg (Parzelle Stadel-722) umfasst nicht weniger als 869'965 m², also fast 87 Hektaren.

Würde Weiach hier auftrumpfen wollen, dann wäre das möglich. Mittels einer Fusion seiner grössten Waldparzelle 1144 (83.2 ha; vgl. WeiachBlog Nr. 1987) mit den angrenzenden Parzellen 1050 und 1051:  832'211 m² (1144) + 73'853 m² (1050) + 7'635 m² (1051) = 913'699 m²

Auch den Kaiserstuhlern gehört Weiacher Wald

So umfangreich wie das Waldstück der Stadler auf Weiacher Territorium ist das der Ortsbürgergemeinde Kaiserstuhl nicht. Sie ist Eigentümerin von Weiach-1039 mit 3193 m². Auch hier ist die Bewirtschaftung ähnlich einfach wie auf dem Ämperg: Die (nur durch einen Waldweg abgetrennte) angrenzende Parzelle Bachs-750 mit 344'949 m² gehört nämlich ebenfalls der Ortsbürgergemeinde Kaiserstuhl.

Für die Bewirtschaftung zuständig ist der Forstbetrieb Region Kaiserstuhl mit Sitz in Fisibach, dessen Bereich die ehemaligen Gemeindewaldungen von Kaiserstuhl, Rümikon, Wislikofen und Mellstorf (seit 1. Januar 2022 zur Gemeinde Zurzach) sowie Fisibach und den dort liegenden Aargauer Staatswald umfasst. Sein Betriebsleiter Samuel Schenkel ist den Weiachern als Vizepräsident des OK 750 Jahre Weiach auch kein Unbekannter.

Literatur

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