Ab Herbst 1876 war Weiach schienentechnisch an die grosse weite Welt angeschlossen. Damals wurde die Linie Winterthur–Koblenz mit der Bahnstation Weiach-Kaiserstuhl eröffnet, was ganz neue Möglichkeiten bot. Fracht konnte in grösseren Quantitäten und billiger verschoben werden als je zuvor. Und Menschen konnten leichter reisen.
Eine neue Kundschaft
Nun wagte sich vermehrt ein Publikum aufs Land hinaus, dem es vorher (mit Postkutsche oder gar zu Fuss) zu beschwerlich gewesen wäre. Wer schon einmal von Weiach nach Zürich marschiert ist, der/die weiss: Eine solche Reise dauert per pedes gut und gerne sechs Stunden (je nach Ziel innerhalb des heutigen Stadtgebiets). Die Bahn-Billete hatten zwar verglichen mit den damaligen Löhnen saftige Preise. Aber es gab durchaus Städter, die sich das locker leisten konnten.
Und auf solche Städter, die dennoch rechnen konnten, zielte wohl auch ein Inserat von «Frau Ungricht-Willi» (die, wie man dem Namen entnehmen kann, eine gebürtige Weiacherin gewesen sein dürfte), publiziert in der Zürcherischen Freitagszeitung vom 27. Mai 1892:
Der «Gasthof zum Sternen in Weiach (am Rhein)» wird also «Erholungsbedürftigen als ruhiger, angenehmer Landaufenthalt bestens empfohlen». Was waren das noch für Zeiten, als obendrüber keine Flugzeuge flogen und sich in der Kurve vor dem Gasthofe keine Automobilrennen abspielten!
Die Konkurrenz schläft nicht
Die Chefin des «Sternen» musste sich allerdings auch gegen Konkurrenz behaupten. Da konnten die selling propositions «Gute Bedienung» und «Billige Pensionspreise» auch nicht schaden. In der darauffolgenden Ausgabe der Freitagszeitung vom 3. Juni 1892 sieht man, wie sich andere Betriebe auf dem Erholungs- und Gesundheitsmarkt anpriesen:
Und so wird wohl der eine oder andere gestresste Städter, gluschtig gemacht durch Zeitungsartikel wie den zur Eröffnung der Herdöpfelbahn im Jahr 1865 (vgl. WeiachBlog Nr. 1650), auch in Weiach abgestiegen sein. Wenn auch vielleicht nur als Restaurantbesucher. Aber immerhin.
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