Mittwoch, 19. Juli 2023

Beitrag à fonds perdu für das Lehrschwimmbecken

Erinnern Sie sich ans heutige Datum vor 50 Jahren? Damals (aber nur noch bis 1974) erschien beispielsweise die NZZ mit zwei Ausgaben pro Tag. Einer Morgenausgabe und einer Mittagausgabe.

In letzterer berichtete der für unsere Gegend über Jahre hinweg zuständige Redaktor Hillmar Höber über das gerade in (vermeintlich) trockene Tücher gebrachte Grossbauprojekt auf der Hofwiese mitten im Zentrum von Weiach:

Ein neues Primarschulhaus für Weiach

«hhö. Kürzlich hieß der Weiacher Souverän an der Gemeindeversammlung den Bruttokredit von 6,2 Millionen Franken für die Erstellung einer Primarschulhausanlage gut. Das von Architekt Romeo Favero (Winterthur) ausgearbeitete Projekt umfaßt ein Schulhaus mit vier Klassenzimmern, eine Turnhalle, ein Abwartshaus sowie ein Lehrschwimmbecken im Ausmaß von 8 auf 16,66 m. Ferner sind im Raumprogramm der Politischen Gemeinde folgende Anlagen enthalten: Bühne bei der Turnhalle, Feuerwehrmagazin und drei Einstellräume, Militärunterkunft mit Küche, acht Zivilschutzräume für total 400 Personen. Die neue Anlage wird unmittelbar neben dem bestehenden Schulhaus erstellt. Von den totalen Baukosten übernimmt die Primarschulgemeinde 5 194 000 Franken, auf die Politische Gemeinde entfallen 1 250 000 Franken. Die ganze Vorlage wurde von der Politischen und der Primarschulgemeinde dem Souverän als Gemeinschaftsantrag vorgelegt.

Erfreulicherweise stößt die Schwimmbadanlage bei der Bevölkerung auf reges Interesse. Diese wird allerdings aus finanziellen Gründen vorläufig im Rohbau erstellt. Der Vollausbau kann zu einem späteren Zeitpunkt realisiert werden. Sofern das Lehrschwimmbecken durch den Regierungsrat nicht subventioniert wird, würde die Politische Gemeinde dem Primarschulgut einen Gemeindebeitrag à fonds perdu in der Höhe des ausfallenden Staatsbeitrages gewähren.»

Zwei separate Gemeindeversammlungen

Wenn man die von Höber gegebenen Zahlen zusammenrechnet, dann kommt man nach Strübis Rächnigsbüechli auf 6.444, nicht 6.2 Millionen. Irgendetwas geht da nicht ganz auf. 

Bei der geschilderten Ausgangslage kann der Ablauf überdies eigentlich nur so gewesen sein, dass zwei separate, am selben Abend aufeinander folgende Gemeindeversammlungen durchgeführt wurden: Eine der Politischen Gemeinde Weiach und eine der Primarschulgemeinde Weiach. Wäre eine der beiden miteinander verknüpften Vorlagen abgelehnt worden, dann hätte das Projekt nicht wie geplant umgesetzt werden können.

Wie wurde das Projekt 1973/76 schulseitig finanziert?

Und selbst das war in der Folge fraglich. Das von den anwesenden Stimmberechtigten favorisierte Hallenschwimmbad wäre viel zu teuer gekommen. Es ist zwar wie versprochen im Rohbau erstellt worden, aber letztlich für immer unvollendet geblieben. Indoor-Schwimmen für Schüler findet deshalb nach wie vor in Stadel statt (vgl. WeiachBlog Nr. 1837, s. unten).

Gravierender dürfte gewesen sein, dass sich die Suche nach den Finanzierungsmöglichkeiten nach erfolgter Genehmigung durch den Souverän für die Primarschulgemeinde offenbar nicht ganz einfach gestaltete. Kolportiert wird jedenfalls: Ohne massgebliche Beteiligung privater Darlehensgeber in Form wohlhabender Gemeindebürger, die dafür allerdings auch einen satten Zins kassiert haben, wäre die Umsetzung möglicherweise in globo am Geldmangel gescheitert. Affaire à suivre. Im Archiv der Primarschulgemeinde allfällig noch vorhandene Akten zu dieser Finanzierung warten noch auf die historische Aufarbeitung.

Zwei Jahrzehnte ungenutzter leerer Raum

Der leere umbaute Raum hinter der Glasfront im Untergeschoss der Turnhalle, versehen mit verstaubten Holzgerüsten aus der Bauzeit und von Einheiten der Schweizer Armee als Aufenthaltsraum genutzt (wie sich der hier Schreibende noch aus eigener Anschauung erinnern kann), wurde erst viele Jahre später (1994/95) zum Gemeindesaal umfunktioniert. So konnte wenigstens der obere Teil sinnvoll genutzt werden.

Nach der definitiven Schliessung des Gasthofs zum Sternen (im Jahre 1991) stand nämlich dessen grosser Saal nicht mehr zur Verfügung. Gemeindeversammlungen wurden in dieser Übergangszeit primär im Mehrzwecksaal im Untergeschoss des (heute weinroten) Schulhauses Hofwies abgehalten.

Quelle

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