Es ist derjenige Tag, an dem der Bahnhofvorstand von Weiach-Kaiserstuhl nach 118 Jahren und 300 Tagen Betriebsdauer seinen letzten regulären Personenzug abfertigte.
Ein Kind der Nordostbahn
Der Bahnhof, der in einem Konzessionsgesuch der Stadt Winterthur vom Ende der 1860er-Jahre noch «Kaiserstuhl-Weiach» benannt worden war, wurde mit der Aufnahme des fahrplanmässigen Betriebs auf der Bahnstrecke Winterthur–Bülach–Koblenz der Schweizerischen Nordostbahn am 1. August 1876 eröffnet (vgl. dazu Weiacher Geschichte(n) Nr. 20 und 21, s. Literatur unten).
Das heute noch stehende Stationsgebäude ist ein Standardbau «Stationsgebäude Classe V», wie man ihn an allen Bahnhöfen dieser Strecke findet. An den Bahnhöfen Glattfelden, Zweidlen, Weiach-Kaiserstuhl, Rümikon-Mellikon, etc. wurden kompakte Holzbauten errichtet, mit Stationsbüro, Güterschuppen und im oberen Stock einer Dienstwohnung – alles unter einem Dach. Nur bei grösseren Ortschaften wie Zurzach oder Eglisau, wo ein Knotenpunkt geplant war, wurden Steinbauten mit eisernem Vordach sowie Nebengebäuden aus Holz erstellt.
Die Aargauer sorgten für ihre Studenländer. Die Zürcher für die Weiacher?
Auf den Fahrplanwechsel Ende Mai 1995 entstanden in den Aargauer Gemeinden Kaiserstuhl, Rümikon und Mellikon in Siedlungsnähe neue Haltestellen. Die alte Bahnhofsinfrastruktur gab es da zwar nicht mehr. Dafür viel kürzere Wege für die Einwohner dieser drei kleinen Gemeinden (Kaiserstuhl mit 418 Einwohnern ist immer noch die grösste unter ihnen).
Den Weiachern hingegen, von denen es damals bereits über doppelt so viele gab wie Kaiserstuhler, wurde und wird zugemutet, bis zur nächsten Bahnhaltestelle noch einmal 750 Meter weiter gehen zu müssen. Das ist die Strecke vom Alten Bahnhof der Kantonsstrasse entlang bis zur Haltestelle Kaiserstuhl AG.
Wo sich die Aargauer Gemeinden (und ihre Regierung) für die Einrichtung von neuen, separaten Haltestellen einsetzten, die im Fall von Rümikon AG und Mellikon gerade einmal 1.65 Kilometer auseinander liegen, da hat sich in Weiach gar nichts getan.
Und dies, obwohl doch damals schon klar sein musste, dass dereinst in der Ebene zwischen dem Bedmen und der Lederwaren-Fabrik Fruet am Bahnhof Weiach-Kaiserstuhl in einem Ausmass gebaut werden würde, das die Bevölkerungszahl von Kaiserstuhl locker egalisiert. Den Zustand haben wir heute nämlich.
Warum keine Bahnhaltestelle «Weiach»?
Warum 1995 nur in Weiach in Dorfnähe keine neue Haltestelle entstanden ist, z.B. dort, wo die Bahnlinie den Verlauf des Dorfbaches kreuzt, ist völlig unverständlich. Dieser Punkt liegt immerhin 1.35 Kilometer von der Haltestelle Kaiserstuhl AG entfernt. Das sind nur 300 Meter weniger als die Strecke zwischen Rümikon und Mellikon.
Sollte die Errichtung einer solchen Haltestelle aus fahrplantechnischen Gründen partout nicht möglich sein, und würde man das Bevölkerungsgewicht in die Waagschale werfen (Weiach mit um die 2000 Einwohnern, Kaiserstuhl mit rund 450 und Fisibach mit rund 550 Einwohnern gerechnet), dann müsste die Haltestelle längst wieder im Kanton Zürich und damit auf Weiacher Gemeindegebiet liegen.
Dass ein solches Vorhaben nicht schon längst auf dem Tapet ist, erklärt sich einerseits aus der vorherrschenden Ausrichtung der Pendlerströme auf die Stadt Zürich hin, sowie dem darauf angepassten dichten Busfahrplan und andererseits damit, dass die Gemeindeväter mit den Folgen des Baubooms der letzten Jahre mehr als ausgelastet sind.
Literatur
- Brandenberger, U.: «Wann die Eröffnung indeß stattfindet, ist Gott bekannt». 125 Jahre Eisenbahnlinie Winterthur–Koblenz. Weiacher Geschichte(n) Nr. 20. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Juli 2001 – S. 12-14.
- Brandenberger, U.: New Public Eisenbahn Management. Die Station Weiach–Kaiserstuhl wird 125 Jahre alt. Weiacher Geschichte(n) Nr. 21. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, August 2001 – S. 9-10.
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