Und zwar mit einem Elternbrief. Unter dem offiziellen Logo der Primarschule Weiach und versehen mit dem bereits von der Politischen Gemeinde auf einer Einladung für die Informationsveranstaltung vom 12. Juni verwendeten Parolen-Banner (vgl. WeiachTweet Nr. 2930) schreiben die Weiacher Primarlehrer:
«Liebe Eltern
Die Schule Weiach steht auch weiterhin vor grossen Veränderungen. Der [sic!] enorme Wachstum in den letzten Jahren hat die Schule Weiach schon weit über ihre Kapazitätsgrenzen katapultiert. Drei externe Kindergärten und eine Containerlandschaft, in denen drei weitere Schulklassen unterrichet [sic!] werden, sind bezeichnend für unsere Raumsituation.
Durch die fehlenden Schulzimmer, Gruppenräume, Therapiezimmer, Zimmer für die dringend benötigten Tagesstrukturen und eine teilbare Turnhalle ist ein differenzierter Unterricht nicht mehr möglich. Die Vorrausetzungen [sic!] für das Lehren und Lernen sind heute andere als noch vor 30 Jahren.
Es ist uns ein grosses Anliegen, dass Ihre Kinder in einer Lernumgebung arbeiten und lernen können, in der sie sich wohlfühlen und wir Ihren Kindern einen qualitativ hochwertigen Unterricht und eine zeitnahe Infrastruktur bieten können.
Mit dem Ersatzneubau der Schul- und Mehrzweckanlage Hofwies kann und muss genau dies ermöglicht werden. Sie bietet nicht nur während der Schulzeit, sondern auch für diverse Freizeitangebote eine ausgezeichnete Infrastruktur.
Deshalb appellieren wir nicht nur als Pädagogen, sondern auch als besorgte Mitglieder dieser tollen Gemeinde an Sie:
Gehen Sie abstimmen! Stimmen Sie mit JA! Denken Sie an die Zukunft Ihrer Kinder!
Das Team der Schule Weiach»
Dieses Schreiben wurde den Weiacher Schulkindern mitgegeben, mit dem Auftrag, es ihren Eltern auszuhändigen.
Wie man schon an den zahlreichen Schnitzern orthografischer und grammatikalischer Art sieht (vgl. die «[sic!]», welche anzeigen, dass der jeweilige Fehler so im Original steht), scheint das Papier mit ziemlich heisser Nadel gestrickt worden zu sein.
Auf Nachfrage von WeiachBlog erklärte Guido Moll, Vizepräsident der Schulpflege, dass seine Behörde von dieser Aktion im Vorfeld keine Kenntnis gehabt habe. Sonst hätten sie der Schulleitung explizit davon abgeraten.
Grenzwertige Aktion mit höchst fragwürdigen Argumenten
Jede andere Antwort seitens der Behörde wäre auch höchst bedenklich gewesen. Denn ein solches Verhalten der Schulleitung und des Lehrkörpers ist zumindest grenzwertig, wenn nicht gar justiziabel. Eine Beschwerde bei der Aufsichtsbehörde müssen sich die Weiacher jedenfalls überlegen.
Immerhin wird hier mit teils fragwürdigen Argumenten versucht, eine Zielgruppe zu beeinflussen, die besonders vulnerabel ist. Welche Eltern wollen schon nicht das Beste für ihre Kinder? Da verfangen platte Appelle wie «Denken Sie an die Zukunft Ihrer Kinder!» besonders gut.
Analysiert man den Inhalt, dann stossen gleich mehrere Argumente sauer auf:
- Negativ konnotiert wird eine «Containerlandschaft». Was ist an Containern konkret unhaltbar? Dass man ihnen den provisorischen Charakter ansieht?
- Nicht teilbare Turnhalle. Weshalb muss die zwingend unterteilbar sein? Es mag ja sein, dass der Stundenplanordner dann weniger Kapazitätsengpässe umschiffen muss. Aber sonst? Man kann ja auch zwei Klassen zusammenlegen und gemeinsame Turnprogramme entwickeln. Alles eine Frage der Flexibilität der Lehrkräfte. Dann ist auch Differenzierung möglich.
- Infrastruktur, in der sich die Kinder wohlfühlen? Auch Neubauten sind keineswegs eine Garantie für Wohlbefinden. Fragen Sie mal die Kindergärtler, ob sie lieber den Kindergarten im Pfarrhaus (Baujahr: 1564) oder den «Farbtupf» (Baujahr: 2015) besuchen. Da gewinnt das Pfarrhaus um Längen!
Und dann wäre da noch die Klage, die Voraussetzungen seien heute andere als vor 30 Jahren. Ja klar sind sie das, wir wissen auch um den Lehrplan 21, der uns von den erziehungsdirektorialen Obrigkeiten aufs Auge gedrückt worden ist. Aber wieso 30 Jahre? Die heutige Schulanlage ist Mitte der 1970er-Jahre gebaut worden. Also vor 45 Jahren.
Fazit: Lehrkräfte sollen sich auf ihre Kernaufgabe beschränken. Das Politisieren ist nicht ihr Metier.
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