Montag, 1. Juni 2020

Der Ausbau der Sternenkreuzung im 19. Jahrhundert

Wo sich in Weiach die Glattfelder-, die Kaiserstuhler- und die Stadlerstrasse treffen, da ist die Sternenkreuzung. Die heisst so, weil das ehafte Wirtshaus «zum Sternen» seit dem Bau der Kunststrassen in den 1840er-Jahren an diese Kreuzung zu stehen kam.

Als das Gasthaus anfangs der 1830er-Jahre gebaut wurde, da lag es noch an der Landstrasse von Kaiserstuhl nach Zürich. Auf der Höhe der Einmündung der heutigen Chälenstrasse führte diese in einer rechtwinkligen Linkskurve auf die Büelstrasse, die sich nach wenigen Metern nach rechts wendet, an Kirchhof und Pfarrhaus vorbei durchs Oberdorf und entlang der Bergstrasse Richtung Raat schlängelt. Das war damals die Landstrasse nach Zürich. 

«Komplett neu gebaut...» trifft auf «Alte Trasse übernommen...»

Die durch das Siedlungsgebiet schnurgerade verlaufende heutige Stadlerstrasse wurde erst Mitte der 1840er-Jahre realisiert. Sie ist von A bis Z eine neu angelegte Strecke. Anders die Verbindung nach Osten, die fast gleichzeitig ausgebaut wurde.

Die Strasse Richtung Glattfelden hat nämlich mit wenigen kleinen Abweichungen bis zur Grenze bei Rheinsfelden die bereits bestehende Trasse übernommen. Die markanteste Änderung der Glattfelderstrasse ergibt sich bei diesem nach ingenieurtechnischen Kriterien geplanten Projekt an der genannten Sternenkreuzung. 

Links sieht man das Resultat der Strassenbaumassnahmen, wie es sich auf dem 1859 gedruckten Blatt IX Weiach der Topographischen Karte des Kantons Zürich (sogenannte Wildkarte) präsentiert. 

Rechts sieht man den von der Baudirektion 1843 vor dem Bauvorhaben erstellten Plan, mitsamt einer genauen Verzeichnung aller betroffenen Grundeigentümer. Und das waren sehr viele. Allein auf Weiacher Gemeindegebiet und für die Glattfelderstrasse insgesamt 144. Besonders auffällig: das Gebäude des Gasthauses zum Sternen mit seinem Wirtshauszeichen, dem sechsstrahligen Stern.


Vergleicht man die Breite der neuen Strassen mit der der alten Landstrasse, dann springt einem der Unterschied sogleich ins Auge. Die neuen Verkehrsachsen müssen den Zeitgenossen gigantisch vorgekommen sein. 

Auch klar ist nun, wie es zu diesem verbindenden, kurzen Strassenstück zwischen Glattfelder- und Stadlerstrasse gekommen ist, dessen östlicher Teil heute Bachweg genannt wird. Wenn man dazu noch weiss, dass die noch wenige Jahre vor dem 1975/76 erfolgten neuerlichen Ausbau der Sternenkreuzung noch nicht unter den Boden verlegten, sich an dieser Stelle vereinigenden beiden Dorfbäche (Mülibach und Sagibach) ihren Verlauf einst entlang dieser Strasse Richtung Glattfelden genommen haben (vgl. Wild-Karte), dann wird die Namensgebung erst so richtig verständlich.

Quellen
  • Strasse I. Klasse Nr. 17, Winterthur-Weiach. Politische Gemeinden Glattfelden, Weiach: Projektierte Strasse von der Gemeindegrenze zwischen Zweidlen und Rheinsfelden bis Weiach; Situationsplan, 1843. Signatur: StAZH PLAN S 356.
  • Topographische Karte des Kantons Zürich (Wild-Karte). Blatt IX: Weiach, Mai 1859. Leitung: Johannes Wild (1814-1894), Ingenieur sowie Strassen- und Wasserbauinspektor des Kantons Zürich. Zeichnung: Heinrich Enderli (1830-1902). Stich: Johann Jakob Brack (1824-1867), Lithograf. Signatur: StAZH PLAN A 4.9

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