Kleine Reminiszenz von einem Nicht-genannt-sein-wollenden, ein mittlerweile nicht mehr unter den Lebenden weilender älterer Herr aus Weiach, der weiland die Bezirksschule in Kaiserstuhl besucht hatte.
Das Städtchen ist ja ein Hort des Katholizismus und das seit seiner Gründung (von einem kurzen Intermezzo 1530/31 abgesehen, vgl. WeiachBlog Nr. 1543). In der Stadt findet man die Kirche St. Katharinen, vor den Toren vis-à-vis des Gasthofs zum Kreuz die Friedhofs-Kapelle zu den Vierzehn Nothelfern, in Fisibach die Agatha-Kapelle und ennet dem Rhein oberhalb des Schlosses Rotwasserstelz (Rötteln) auf Hohentengener Gebiet die Antonius-Kapelle.
Als Weiacher Reformierter taucht man da in eine ganz andere Welt ein. Eine mit Messgewändern, Weihrauch, lateinischen Begriffen und dergleichen, die einem jungen Menschen schon etwas spanisch vorkommen können. Zum Beispiel die Abkürzung IHS, ein sogenanntes Nomen sacrum, das sich von den ersten drei Buchstaben des Namens Jesu ableitet, wenn man ihn griechisch schreibt. IHS findet man auf etlichen Portalen von Kirchen und Kapellen, sei es eingemeisselt oder aufgemalt.
Die Familie des Nicht-genannt-sein-wollenden besass landwirtschaftliche Flächen auch in diesem von alter Tradition geprägten Gebiet, ging ab und zu ins Städtchen für Besorgungen etc. und so kam es, dass ihm die Inschriften nicht entgingen und er dann halt auch einmal fragte, was denn dieses IHS bedeute. Antwort seines Vaters: Das heisse «Isch halt so!» und habe mit der Religion zu tun, weil die Katholiken selber keine Ahnung hätten, warum sie glauben, was sie eben glauben.
Als in der Schulstube die Rede einmal auf dieses IHS gekommen sei, habe er ganz spontan mit «Isch halt so!» geantwortet und eisiges Schweigen des Lehrers geerntet. Danach habe er sich seine Unwissenheit von katholischen Gspänli immer wieder neckend vorhalten lassen müssen.
Hier scheint der jahrhundertealte Kulturkampf zwischen Reformierten und Katholiken durch, wo erstere sich nur auf die Heilige Schrift abstützen und all das ablehnen, was in den Urfassungen der Bücher des Alten und Neuen Testaments nicht erwähnt wird.
Täufer gehen da bekanntlich besonders weit mit diesem Anspruch. So weit, dass die reformiert gewordenen Zürcher und Berner Obrigkeiten diese kommunistisch anmutenden Anwandlungen rabiat bekämpften, weil man sonst wirklich die gesamte Gesellschaft hätte umbauen müssen. Samt allen Herrschaftsstrukturen.
P.S.: Den Ausspruch «Ist so, weil ist so!» kennen auch einige Armeeangehörige von ihren Vorgesetzten, die auch nicht immer wissen (wollen), weshalb eine bestimmte Anordnung nun einmal so und nicht anders daherkommt. Und die ihnen unterstellte allzu hartnäckige «Frögli» mit diesem zugegebenermassen platten Spruch ausbremsen müssen.
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