Wer einen Archivbesuch plant, der oder die tut gut daran, sich vorgängig mit der Struktur des Archivplans vertraut zu machen. Denn die sogenannte Tektonik bildet die Grundlage jeder archivischen Ordnung, sie bestimmt nämlich die Gliederung aller Bestände im Archiv. Und wer die Tektonik versteht, findet auch was er sucht. Oder findet heraus, wo wahrscheinlich wenig bis nichts zu finden sein dürfte.
Von dicken Büchern...
Wo früher vor Ort noch dicke Folianten, von fleissigen Archivaren handschriftlich erstellt, später mit der Schreibmaschine getippte Findmittel durchsucht werden mussten, da beginnt diese Arbeit heutzutage am heimischen Computer, im Idealfall lange bevor man sich physisch ins Archiv begibt.
... über die Volltextsuche...
Natürlich kann man auf eine simple Volltextsuche abstellen. Aber die findet halt auch heute längst nicht alles, was für die eigene Forschungsfrage von Belang ist, denn viele Archivalien sind entweder überhaupt noch nicht tiefenerschlossen, oder aber die Findmittel, Regesten, o.ä., in denen diese Arbeit (zumindest teilweise) geleistet wurde, sind noch nicht vollständig digitalisiert und in den Online-Katalog eingepflegt.
... zur Tektonik-Auswertung
Spätestens da schlägt dann die Stunde der Archivplansuche, wo die oben erwähnte Tektonik ins Spiel kommt. Nehmen wir den Online-Katalog des Staatsarchivs des Kantons Zürich als Beispiel.
Da kann man dank dieser Suchoption für die Kirchgemeinde Weiach feststellen, dass es zwischen 1806 und 1928 offenbar keine Beschwerden gegen Weiacher Pfarrherren dieser Zeit bis zum Kirchenrat geschafft haben. Jedenfalls nicht solche, die die Eröffnung eines Dossiers gerechtfertigt hätten (vgl. T 27.9). Vielleicht gab es «konfuse Beschwerden» aus Weiach (vgl. T 27.1). Aber man darf doch feststellen, dass die Bachser und die Stadler Beschwerden gegen insgesamt drei ihrer Pfarrer anhängig gemacht haben, die Weiacher gegen die ihren aber keine einzige.
Wirklich keine Beschwerden?
Auch wenn es nun so aussieht, dass es keine Beschwerden gab, so wären zur definitiven Klärung der Frage dann doch noch einige andere Bestände zu sichten, die man ebenfalls über die Tektonik findet.
So T 6 und T 7 über die Bezirkskirchenpflegen (denn bei dieser Aufsichtsbehörde werden Unstimmigkeiten zuerst manifest, vor allem wenn sie zwischen Pfarrer und Kirchenpflege entstanden sind), weiter T 11.9 über die Visitationen im Bezirk Dielsdorf (der vor 1871 Bezirk Regensberg hiess), dann T 13 über Wahlen und Entlassungen von Pfarrern, Helfern, Vikaren, Errichtung neuer Stellen, wo es auch Hinweise auf Probleme geben kann und nicht zuletzt auf T 21.17 über die Pfarrstelle Weiach von 1837 bis 1910.
Schliesslich sollte man noch in T 46 Kirchliche Gemeindebehörden (Stillstände) hineinschauen. Im Jahre 1837 durften die Weiacher erstmals eigenständig ihren Pfarrer wählen und damit wurde der Stillstand, dessen Jahresberichte sich in dieser Archivklasse befinden könnten, mit viel grösserer Macht ausgestattet. Vorher war der Pfarrer nämlich noch unabhängiger, da von der Obrigkeit gewählt. Jetzt musste er viel stärker auf die Wünsche der Stillständer achten.
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