Diesen Titel setzte NZZ-Journalist Hillmar Höber über einen Artikel zum ersten Jahrestag der Einstellung des schienengebundenen Personenverkehrs an den Bahnstationen Weiach-Kaiserstuhl und Rümikon-Mellikon. Nachstehend sein Text im vollen Wortlaut (kursiv; Zwischentitel durch WeiachBlog-Redaktion):
«hhö. Seit einem Jahr halten keine Reisezüge mehr am stattlichen Bahnhof Weiach-Kaiserstuhl der SBB-Rheintallinie Eglisau-Zurzach. Er wurde 1876 bei der Eröffnung der damaligen Nordostbahn errichtet und verfügt über eine dreispurige Gleisanlage. Der geringe Güterverkehr, welcher der ehemaligen Station verblieben ist, wird von Rekingen (Kanton Aargau) aus betreut.»
Bemerkenswert an diesem Bahnhofgebäude: die Schweizerische Nordostbahn-Gesellschaft hatte diese einheitlichen Holzkonstruktionen ab dem Reissbrett eigentlich nur als Provisorium hingestellt. Im Schnellverfahren errichtet, um die Konzessionsauflagen einzuhalten. Und so steht unser Stationsgebäude seit 1876 in den Büchern der kantonalen Gebäudeversicherung, assekuriert für 20'000 Franken (was heute umgerechnet nach dem Historischen Lohnindex von Swistoval.ch rund einer Million entsprechen würde). Doch weiter in Höbers Text:
«Vor dem Bau der Eisenbahnlinie am Rhein wollten sowohl Weiach als auch Kaiserstuhl den neuen Bahnhof so nahe wie möglich bei sich haben. Weil eine Einigung der Gemeinden nicht möglich war, stritten sich sogar die beiden Kantonsregierungen um die Lage der Station. Als Kompromiss wurde schliesslich ein Standort auf der grünen Wiese in der Mitte zwischen den beiden Orten gewählt [vgl. dazu WeiachBlog Nr. 1858 v. 28. August 2022].
Wenige bauliche Veränderungen
Am alten Bahnhofgebäude Weiach-Kaiserstuhl hat sich während Jahrzehnten kaum viel geändert. Einzig der Güterschuppen ist zwecks Einbaus einer Relaisstation einmal verkleinert worden. Die alte Waage aus den Zeiten des Stückgutverkehrs ist immer noch vorhanden. Verschwunden sind zwar die überdimensionierten Tafeln mit dem Stationsnamen; im Aussengelände sind sie aber stehengeblieben und dienen als Wegweiser für verirrte Wanderer. Im Gebäude könnte man laut den noch vorhandenen Schildern wie eh und je Billette kaufen, Güter aufgeben oder Geld wechseln; die gesamte Einrichtung mit den beiden Minischaltern ist noch vorhanden.
Für das Rangieren der Güterwagen bleibt die Stellwerkanlage in betriebsfähigem Zustand. Kreuzungen gebe es keine mehr auf der Station, sagte der ehemalige Stationsvorstand Armin Steubli [sic!], der nach der Schliessung in Pension ging, aber im Gebäude die Dienstwohnung behalten durfte. Aufgaben für die Bahn habe er keine mehr zu erfüllen, wenn man vom Ordnungmachen rund um das Haus absehe, präzisiert Steubli. [Wieder einmal so ein Fall von phonetischer Namensschreibung durch einen Journi. Der letzte Stationsvorstand heisst korrekt geschrieben: Armin Stäuble]
Mehr Attraktivität. Ausser für Weiach.
Die Verlegung der Haltestelle nach Kaiserstuhl habe dem «Studenland-Express», wie die Rheintallinie im Volksmund heisst, viel Attraktivität eingebracht, stellte Harry Graf von der Kreisdirektion III der SBB fest. Wenn auch noch keine Zahlen vorliegen, dürfte die Zahl der Passagiere doch zugenommen haben. Auch für Fisibach ist der Haltepunkt näher zu den Kunden herangerückt. Der Nachbarbahnhof Rümikon-Mellikon ist stillgelegt und durch separate Haltestellen in den beiden Ortschaften ersetzt worden.»
Quelle
- Höber, H.: Der einsame Bahnhof Weiach-Kaiserstuhl. In: Neue Zürcher Zeitung, Nummer 116, 21. Mai 1996 – S. 55.
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