«In den nächsten Tagen», so wurde auf WeiachBlog im März 2010 angekündigt, werde «das eine oder andere Interview» aus der in den noch jungen Mitteilungen für die Gemeinde Weiach publizierten Reihe Unter uns... in elektronischer Form im Blog zur Verfügung gestellt (vgl. WeiachBlog Nr. 784).
Ein dehnbarer Begriff. Denn es sind mittlerweile 4930 Tage ins Land gezogen, bis nun auch das letzte der sechs damals unter «Literatur» aufgeführten Interviews zum Zug kommt: Das mit zwei Vertreterinnen des Hauspflegevereins Weiach.
Dieser Verein hat in den 1950ern ein Konzept verwirklicht, das später in Stadel ebenfalls zur Gründung eines solchen Vereins geführt hat. Und das sich mittlerweile in der Form der SPITEX-Dienste Stadel-Bachs-Weiach konstituiert.
Gegründet 1951
Geführt wurde das Interview (wie alle in der Reihe Unter uns...) durch Regula Brandenberger. Der Text in den MGW ist kursiv gestellt, die redaktionellen Ergänzungen des WeiachBlog stehen in eckigen Klammern, soweit es sich nicht um Zwischentitel handelt:
Dieses Mal wird nicht über eine bestimmte Person berichtet, sondern über eine Einrichtung, eine Dienstleistungsstelle: Ueber die Hauspflege.
Seit dem Frühjahr 1983 ist Frau Trudi Werren, Oberdorf, Tel. 858 25 55 die neue Hauspflege-Vermittlerin.
(Bildquelle: MGW, November 1983, S. 19)
Da dieses Amt für Frau T. Werren noch relativ neu ist, haben wir Frau Rösli Baumgartner gebeten, bei diesem Gespräch mitzuhelfen.
[Rosa Baumgartner-Thut, *1932, war eine der ersten Hauspflegerinnen, vgl. WeiachBlog Nr. 185]
R.B. - Seit wann gibt es in Weiach eine Hauspflege?
T.W. - Seit 1951.
R.B. - Wer hat diese Hauspflege gegründet?
Frau Pfarrer Hauser, mit Hilfe des Frauenvereins.
[Gertrud Hauser-Pestalozzi, Ehefrau des damaligen Weiacher Pfarrers, Präsidentin des Frauenvereins Weiach 1947-1956, vgl. Weiacher Geschichte(n) Nr. 59 sowie WeiachBlog Nr. 219]
R.B. - Ist dieser Hauspflegeverein nach eigenen Ideen und Bedürfnissen entstanden, oder liegt ihm ein Modell einer andern Gemeinde zugrunde?
T.W. - Unser Hauspflegeverein ist weitgehend selbständig, nach eigenen Ideen entstanden; auch finanziell haben wir bei Null begonnen und die Anfänge finanziert mit Bazarerträgen.
R.B. - Ist der Verein immer noch gleich organisiert wie vor gut 30 Jahren?
T.W. - Ja, nämlich: 1 Präsident, 1 Aktuar, 1 Kassier, 1 Beisitzerin, 1 Vermittlerin. Seit der Krankenpflegedienst angegliedert ist, wurde die die [sic!] Beisitzerin ersetzt durch eine 2. Kassierin.
Ohne Moos, nix los
R.B. - Wie kommt der Hauspflegeverein zu den nötigen Finanzen?
T.W. - Am Anfang standen nur die Mitgliederbeiträge und Pflegetaxen und die Bazargelder zur Verfügung; heute setzt sich das Betriebskapital zusammen aus:
- Staatsbeitrag (richtet sich nach dem Gemeindesteuerfuss)
- Gemeindebeitrag (Defizitgarantie seit 1980)
- Armenpflegebeitrag
- Pflegetaxen
- Mitgliederbeiträge
- Spenden
R.B. - Haben sich diese Beiträge sehr erhöht seit früher?
T.W. - Früher, also in den 50er-Jahren, war der Mitgliederbeitrag Fr. 5.-, heute ist er Fr. 15.-; Bei Engpässen liess sich immer ein Kompromiss finden, z.B. mit der Hilfshauspflege.
[Man kann da nach wie vor Mitglied werden. Aktueller Mitgliederbeitrag gemäss Website der Spitex Stadel-Bachs-Weiach: CHF 40 für Einzelpersonen und Familien. Inflationsbereinigt nach dem Historischen Lohnindex HLI von swistoval.ch ist der Mitgliederbeitrag also im Vergleich zur Gründungszeit nicht gestiegen]
Anforderungen an die Pflegerin
R.B. - Wie kann ein Arbeitstag einer Hauspflegerin aussehen?
T.W. - Ueber kürzere oder auch längere Zeit
- Ganztagesstelle,
- Halbtagsstelle;
- stundenweise (Hilfshauspflege); letzteres entweder bei: Arbeitsüberlastung, oder auch Mangel an grösseren Einsätzen.
R.B. - Wie steht es mit der Ausbildung der Hauspflegerin?
T.W. - Früher hatte die Hauspflegerin keine spezielle Ausbildung; die praktische Erfahrung wurde ergänzt durch Fachkurse. Heute gibt es Hauspflegerinnenschulen, die allerdings vom Staat noch nicht anerkannt werden.
Wichtigste Voraussetzungen, in beiden Fällen:
- Freude und Erfahrung im Haushalten (Beweglichkeit!)
- Begabung im Umgang mit Gesunden und Kranken
- Verschwiegenheit
Trennung von den Aargauern erzwang Neuausrichtung
R.B. - Welchen Wunsch soll ich anbringen aus der Sicht der Vermittlerin oder der Vertreterin des Vorstandes?
T.W. - Wir möchten unsere Hauspflege in unserem Dorf sehr gerne vermitteln; man braucht nicht schwer krank zu sein, um sie zu beanspruchen! Sie kann auch einmal als Aushilfe einspringen; da Fisibach und Kaiserstuhl seit 1983 einen [sic!] eigenen Regionalkreis angeschlossen sind, ist das Arbeitsgebiet unserer Hauspflegerin sehr zusammengeschrumpft!
[Die kantonsgrenzenübergreifende Zusammenarbeit hatte die Auslastung der Weiacher Hauspflegerin signifikant verbessert, was nach deren Wegfall eine Neuausrichtung unumgänglich gemacht hat.]
Unsere Zusammenarbeit mit Stadel war seit jeher gut und erfreulich; wenn wir die Hauspflege mehr beanspruchen würden, wäre das nicht zu Ungunsten der Stadler, sondern zur besseren Auslastung dieses Vollamtes.
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Anschliessend zur Erinnerung beide Adressen:
Vermittlerin: Frau Trudi Werren, Oberdorf, Weiach [Tel-Nr. wie oben]
Hauspflegerin: Frl. Maja Bührer, Stäglistr. 14, Stadel [keine Tel-Nr. angegeben]
Weiach, 25. Okt. 1983 R. Brandenberger
Hinweis: Zu beachten ist, dass vor den Antworten im Original das Kürzel T.W./R.B. steht, getreu dem Umstand, dass die Antwort in vielen Fällen von Rösli Baumgartner gegeben worden sein dürfte. Da aber die Initialen der Interviewerin zufälligerweise gleich sind wie diejenigen von einer der Interviewten, sind diese vorstehend zur Vermeidung von Verwirrung weggelassen worden.
Quelle und Literatur
- Brandenberger, R.: Unter uns... Hauspflege. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, November 1983 – S. 19-20.
- Brandenberger, U.: Unter uns... Dörfliche Amtsträger im Interview. WeiachBlog Nr. 784 v. 5. März 2010.
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