Mittwoch, 8. Januar 2020

Obstgartenstrasse. Nicht aus der Luft gegriffen.

Es gibt sie auch in Weiach, die «hors-sol-Strassennamen». Solche nämlich, die nur wenig oder gar keinen Bezug zu historisch verbürgten Flurbezeichnungen haben.

Die Obstgartenstrasse ist nicht nach einem alten Flurnamen benannt. Und doch hat sie einen höchst realen Bezug zu einer Wirklichkeit, die noch vor wenig mehr als hundert Jahren dort anzutreffen war, wo diese Strasse heute ihren Dreiviertelkreis in die zugebaute Landschaft zieht.

Es ist ja nicht so, dass Baumgärten rund um Weiach zur damaligen Zeit eine Seltenheit gewesen wären. Im Gegenteil: die Häuser verschwanden fast in einem Meer von Obstbäumen. Verglichen mit damals verschwinden die Obstbäume heutzutage in einem Meer von Häusern.

Auf dem untenstehenden Bild, das von der Buhalde aus aufgenommen wurde, erkennt man dort, wo heute die Schlaufe der Obstgartenstrasse verläuft (vgl. Vermessungsplan unten), eine planmässig in schnurgeraden Reihen angelegte Obstanlage.


Oben links der Mitte liegt der Kirchenbezirk mit (v.l.n.r; Baujahre in Klammern): Altem Gemeindehaus (1857), Kirche (1706) und Pfarrhaus (1564). Darunter das Baumgartner-Jucker-Haus (1819) und - beiden vorgelagert - das Alte Schulhaus (1836).

Am kleinen Strässchen, das von der linken Bildmitte zum Alten Schulhaus führt (heute Schulweg genannt) erkennt man das Keller-Häuschen (Baujahr unklar). Auf der Höhe des Schulhauses zweigt ein weiteres Weglein ab, das parallel zur Stadlerstrasse verläuft. Das Teilstück bis zur Südostfassade der Liegenschaft Griesser (Stadlerstrasse 12) wird heute Lindenweg genannt, der weitere Verlauf wurde zu einem Teil der Obstgartenstrasse.

Der Bauernhof an der Einmündung des Wegleins in die Bergstrasse wurde vor wenigen Jahren erst abgerissen und durch das Überbauungsteilobjekt Obstgartenstrasse 1 ersetzt (vgl. Parzelle 359 auf dem Plan der Amtlichen Vermessung).


Ausser dem Postkartenverlag alles weiacherisch

Der abgebildete Ausschnitt gehört zu einer Postkarte, die 1911 nicht nur auf der Post Weiach abgestempelt, sondern auch von einem Weiacher Unternehmer verkauft worden ist, nämlich bei «Rud. Meierhofer. Hdlg. Weiach». Produziert wurde sie vom Postkartenverlag Kissel u. Rettner in Zürich. Vgl. den WeiachTweet Nr. 2616 v. 22. Dezember 2019, 15:12 MEZ für die Adressseite der Karte:


BTW: Das exekutive Machtzentrum der Gemeinde Weiach befindet sich in den Einfamilienhaus-Neubauten an der Obstgartenstrasse. Dort wohnen 3 der 5 Gemeinderäten der aktuellen Wahlperiode.

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