Kirchenrat Salomon Vögelin (1774-1849) wird das Gloken-Buch, eine Handschrift mit der Signatur Ms. J 432 in der Zentralbibliothek Zürich zugeschrieben. In diesem Werk sind auch die Weiacher Glocken beschrieben. Auf der grossen Glocke, der sog. Mittagsglocke, seien neben dem Text, so das Gloken-Buch, die «Sinnbilder der vier Jahreszeiten» zu finden.
Ein Mann im Wintermantel und eine Trachtenfrau. Das sind zwei dieser vier Figuren. Dieses Motiv kennen die Leser des WeiachBlog. Es ist (als Abb. 32) auch in der Monographie zur Kirche Weiach von 2006 zu finden, s. S. 42:
Als der Redaktor vor bald einem Jahr den Beitrag WeiachBlog Nr. 1585 publiziert hat, erinnerte er sich nicht daran, dass er selber am 11. Juli 2006 im Glockenstuhl anwesend war und auch ein Bild der anderen beiden Figuren auf der gegenüberliegenden Seite der Glocke entstanden ist, nämlich das hier (Bild 215_1522):
Links ist eine Kornschnitterin mit Sichel und Garbe abgebildet, rechts eine (wohl ebenfalls weibliche) Person bei der Weinlese, neben einer Tanse stehend und mit Trauben in der Hand.
Wo noch letztes Jahr die These von der Trachtenfrau als Herbstallegorie plausibel erschien (und die mitgeführten Gegenstände als Erntegut interpretiert wurden), ergibt sich nun eine andere Sicht.
Wenn die Zeitabfolge nicht von rechts nach links erfolgt (wie letztes Jahr noch implizit angenommen), sondern in Leserichtung von links nach rechts, wie Schnitterin und Weinlesende nahelegen, dann passt es.
Der Mann im Mantel und mit Pelzkappe ist als Darstellung des Winters zu verstehen, die Kornschnitterin als Sommer und die Traubenleserin als Herbst. Man muss deshalb annehmen, dass die Trachtenfrau neben dem Mantelträger den Frühling darstellt. Fragt sich nur noch, was sie da mit sich trägt.
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