Ein Gastbeitrag von Michael Frauchiger, Im See 20, zum letzten Abstimmungssonntag
Weiach ist die politisch wohl interessanteste Gemeinde im Zürcher Unterland. Zumindest für mich als «Zuzüger». Als Stadtkind, aufgewachsen in Winterthur, bin ich mich Parteien und dadurch voraussehbare Ausgangslagen gewöhnt. Ich wurde jedoch eines Besseren belehrt in dieser schönen Gemeinde. Nichts ist vorhersehbar, nichts ist sicher, nichts kommt so wie gedacht und oder erwartet.
Als ich anfangs August 2016 nach Weiach zog, fand ich es schon speziell, dass 4 von 5 Gemeinderäten Parteilos waren. Nach den Wahlen und dem Parteiaustritt von Thomas Steinmann waren es sogar 5 von 5 Parteilose. Für mich als jemand der stets die Parteizugehörigkeit als Grund-Kompass sah, erst etwas eigen. Ich habe mich in den letzten fünf Jahren in diese Gemeinde eingelebt, versuche das Wahl- und Abstimmungsverhalten zu verstehen und bin immer wieder erstaunt. Immer wieder aufs neue.
Zuletzt am Sonntag, 26.9.2021. Es standen 2 eidgenössische Vorlagen zur Abstimmung: Die «99 %-Initiative» der JUSO, welche auch in Weiach erwartungsgemäss deutlich verworfen wurde und die Gesetzesänderung zur «Ehe für alle».
Als Koordinator des SVP-JA zur Ehe für alle-Komitees habe ich in einer Gemeinde wie Weiach, wo doch bei den National- und Ständeratswahlen 2019 immerhin 56 % die SVP wählten, beim besten Willen nicht erwartet, dass die Vorlage so deutlich angenommen wird. Nein, ehrlich, ich habe eigentlich erwartet, dass die Vorlage in unserer Gemeinde abgelehnt wird. Dass das Ja mit 57 % ziemlich deutlich ausfällt, überraschte mich positiv.
Wieso erwartet man in Weiach eigentlich ein Nein, auch zu einer Vorlage, die generell nicht umstritten war in der Schweiz? Für mich liegt das in diversen Punkten.
Die Weycher Stimmbürger entscheiden nicht nach Mainstream, Umfrageergebnissen oder sonst was. Nein, sie haben sich immer selbst treu an das gehalten, was für uns das Beste ist. Das ist eine Eigenschaft, welche ich in dieser Gemeinde enorm schätze.
Den Weycherinnen und Weychern soll nicht gesagt werden, was das Beste ist oder das Schlechteste, zuletzt zeigte sich dies auch bei der Abstimmung über den Schulhauskredit. Von allen Seiten wurde gesagt, wie wichtig ein JA sei, aber die Weycher haben anders entschieden (vgl. WeiachBlog Nr. 1535). Dies sieht man nicht oft in kleinen Gemeinden.
Weiach ist und bleibt für mich eine der spannendsten Gemeinden im Unterland. In politischen Angelegenheiten, ob auf Gemeinde-, Bezirks- oder auch auf Kantonsebene, zeichnet sich Weiach durch seinen stets selbst gewählten Weg aus und das ist etwas, was in dieser Gemeinde beibehalten werden soll und muss.
Ihr Michael Frauchiger
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