Eine Frau, die selber entscheidet, dass sie eine andere Staatsbürgerschaft annehmen will? Das muss ein Scherz sein, oder?
So dachte zumindest Richter Hutchins in Cleveland, Ohio als die Weyacherin Luisa Griesser (41) am 28. August 1894 sein Gerichtsgebäude betrat und ihre Einbürgerung in die USA beantragen wollte:
«The Cleveland “Leader” says: “Mrs. S. Louise Patteson enjoys the distinction of being the first woman in this county, and perhaps in Ohio, to apply for admission to citizenship. Judge Hutchins was greatly surprised Tuesday morning when Mrs. Patteson walked into his court-room and announced her determination to become naturalized. He at first took it as a joke, but the petitioner soon convinced him that she was thoroughly in earnest. So the Judge admitted her to full citizenship, restricted only by the laws which prevent women voting except on school questions. She was not required to take out “first” papers, as she came to this country before she was fourteen years of age. Mrs. Patteson is a native of Switzerland. She was born in Weyach on the Rhine, February 14, 1853, and came to America when a young girl, soon after the death of her mother.”»
Eine, die heraussticht
Was in der Zeitung The Cleveland Leader stand, wurde innert kürzester Zeit von der Zeitschrift The Outlook aus der Metropole New York verwertet. Zu diesem Zeitpunkt war Susanna Louise Patteson (1853-1922), geborene Griesser aus Weiach, noch keine bekannte Kinderbuch- und Tierbuch-Autorin.
Erfolg mit ihren Schriften hatte sie vor allem nach der Jahrhundertwende, also bereits in fortgeschrittenem Alter. Ihr für die Weiacher Ortsgeschichte wertvolles Büchlein When I was a Girl in Switzerland erschien erst 1921, kurz vor ihrem Tod. Vgl. WeiachBlog Nr. 1487 für weitere Informationen zu dieser bemerkenswerten Weiacher Bürgerin und die WeiachBlog-Beiträge Nr. 1488-1499, 1505-1507, 1509, 1512, 1517 und 1673 für ihr Spätwerk:
Bis 1914 setzte sich das Prinzip in allen Staaten des Westens der USA (inkl. Alaska) durch. Entscheidend war einerseits die Trennung der Wahlfrage von der Rassengleichheitsdiskussion sowie die Erfahrung, dass die Frauen offenbar nicht anders abstimmten als die Männer.
Im mittleren Westen, Süden und Osten hatten Frauen, wenn überhaupt, nur partielle Stimmrechte. So wie in Cleveland, wo sie offenbar in Schulangelegenheiten mitbestimmen durften. Vgl. Wikipedia für die wechselvolle Geschichte des Frauenstimmrechts in den USA.
Quelle
- The Outlook. A Family Paper. 1 September 1894 – S. 365.
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