Montag, 28. März 2022

Der Triumph der kochenden Männer. Ein Wahlkommentar.

Die letzten 17 Artikel auf WeiachBlog haben den Wahlkampf für Gemeinderat und Schulpflege dokumentiert. Einen Wahlkampf, in dem es für die beiden genannten Gremien wirklich Auswahl gegeben hat für die Stimmberechtigten der Gemeinde Weiach. 

Das Gegenteil gilt für die Rechnungsprüfungskommissionen von politischer und evang.-ref. Kirchgemeinde sowie für die Kirchenpflege. Da herrscht leider Flaute: mehr Sitze als Kandidierende!

Warten auf die Resultate am Wahlapéro

Nach dem Wahlpodium vom 7. März gab es nun gestern Nachmittag sozusagen ein Absenden wie beim Schiessen. Die Resultate wurden am offiziellen Wahlapéro der Gemeinde bekanntgegeben. Er konnte dank bestem Frühlingswetter auf dem Spielplatz zwischen Schulhaus, Kirchenbezirk, Gemeindehaus und Baumgartner-Jucker-Haus stattfinden.

Wie lief das Ganze ab? Um 11 Uhr wurde das Wahlokal geschlossen. Auf 13 Uhr war der Start des Apéros angesetzt. Bis die Resultate ausgezählt und die Protokolle unterschrieben waren, hat es dann aber doch noch bis 14 Uhr gedauert. 

Um 14:20 Uhr twitterte Kandidat Michael Frauchiger: «15.5.22 zweiter wahlgang. Es bleibt spannend». Und kurz darauf veröffentlichte er ein Foto mit den Resultaten der Ausmarchung um den Gemeinderat.

Keine Experimente, bitte. Käpitan soll weitermachen

Anders als 2010 und 2014 entbrannte diesmal keine Kampfwahl ums Präsidium. Für das Amt des Gemeindepräsidenten war die Sache klar und deutlich. Auf fast zwei Dritteln der gültigen Stimmzettel (222 von 340) wurde Stefan Arnold für eine weitere Amtszeit als Präsident bestätigt.

Die tiefe Stimmbeteiligung von gerade einmal 27.6 % lässt erahnen, dass die Ergebnisse massgebend von der konservativen Stammwählerschaft aus dem alten Dorfkern bestimmt worden sind:


Die wenigen Stimmberechtigten, die sich an der Urne geäussert haben, sind offensichtlich mit dem Kurs von Kapitän und Mannschaft zufrieden. Die krachende Niederlage in der Balance-Abstimmung hat nicht geschadet. Alle Bisherigen wurden mit überzeugenden Quoten im Amt bestätigt: Brüngger (auf 70.0 % der abgegebenen Wahlzettel), Arnold (69.1 %), Wunderlin (67.6 %).

Von den sechs Neuen machte Jean-Marc Petitpierre (55.6 %) auf Anhieb das Rennen. Alle anderen Kandidierenden haben das absolute Mehr nicht erreicht und müssen daher in einen 2. Wahlgang. 

Von den Nichtgewählten am besten abgeschnitten hat die erst zweite Frau, die in der Weiacher Geschichte je für den Gemeinderat direkt kandidiert hat: Manuela Galimberti-Vogel fehlten nur gerade 5 Stimmen! Die Stimmberechtigten können also noch einmal überlegen, ob sie (etwas überspitzt formuliert) lieber eine Frau, einen SVP-Politiker (Frauchiger) oder einen Finanzberater (Kohli) wählen wollen. Dass die letztplatzierten Vieli und Senn noch Chancen haben, dürfte eher unwahrscheinlich sein.

Es zählt die Kontinuität: Wahlflyer sind Schall und Rauch

Dieses Resultat ist ein eindeutiges Votum für Kontinuität. Ein Vertrauensbeweis für seit Jahren in der und für die Gemeinde engagierte Gruppierungen. Denn sowohl Brüngger (Jg. 1959) wie auch Petitpierre (Jg. 1969) gehören zur Mannechuchi Weych, die aus dem F.O.R.U.M. Weiach hervorgegangen ist. Beide sind seit über zwei Jahrzehnten in der Gemeinde ansässig. Da weiss man, was man wählt. Und wüsste es auch ohne Flyer. Wie in alten Zeiten. So erklärt sich der Triumph dieser kochenden alten Männer. Und so erklärt sich letztlich auch das Resultat von Galimberti-Vogel. Sie ist im Spätherbst 2007 nach Weiach gekommen.

Kandidierende mit Wohnsitz ausserhalb des alten Dorfkerns und mit wesentlich weniger als 10 Jahren in der Gemeinde (und damit entsprechend schlechterem Bekanntheitsgrad) haben es da wesentlich schwerer. Wer nicht aktiv in einem Dorfverein oder gar in der Feuerwehr mitmacht (wie GR Wunderlin, der erst nach 2011 nach Weiach gezogen ist), dem nimmt man die Zugehörigkeitsbekundung auch weniger ab. Ganz einfach.

Die Einheitsgemeinde nicht mitgerechnet

Martin Liebrich vom Zürcher Unterländer titelte um 15:38 Uhr: «Weiach muss nochmals wählen» und schrieb dazu:

«In Weiach haben es lediglich vier Kandidierende auf Anhieb in den Gemeinderat geschafft. Gewählt wurden die Bisherigen Andreas Brüngger (238 Stimmen), Stefan Arnold (235 Stimmen) und Stephan Wunderlin (230 Stimmen) sowie der Neue Jean-Marc Petitpierre (189 Stimmen). Manuela Galimberti-Vogel erreichte mit 147 Stimmen zwar das fünftbeste Resultat, verpasste aber das absolute Mehr von 152 Stimmen. Michael Frauchiger (122 Stimmen), Robin Kohli (119 Stimmen), Valentin Vieli (86 Stimmen) und Markus Senn (78 Stimmen) wurden ebenfalls nicht gewählt. Ein Sitz im Gemeinderat von Weiach bleibt damit frei, weshalb ein zweiter Wahlgang stattfinden muss. Dieser ist auf den 15. Mai angesetzt. Stefan Arnold bleibt Gemeindepräsident. Die Wahlbeteiligung lag bei 27,6 Prozent.»

Was der ZU-Journalist da nicht richtig hinbekommen hat: Es sind nicht vier Kandidierende, die es auf Anhieb in den Gemeinderat geschafft haben, sondern fünf. Liebrich hat den sechsten Gemeinderatssitz vergessen. Der für den Präsidenten der Schulpflege reservierte Sitz.

Zu Liebrichs Ehrenrettung sei angemerkt: Das offizielle Wahlprotokoll mit allen anderen Resultaten (als den von Frauchiger bekanntgegebenen) wurde erst um 16:06 Uhr auf der Gemeindewebsite veröffentlicht.

Gleich zwei Einträge für die Geschichtsbücher

Die eigentliche Sensation des gestrigen Sonntags ist die Wahl von Dania Peter als Schulpflegepräsidentin. Mit 252 von 311 gültigen Wahlzetteln – einer hervorragenden Quote von 81.0 % aller Stimmzettel – wurde sie in der Schulpflege bestätigt. Und mit 209 Stimmen (entsprechend 67.2 %) ist sie als Präsidentin in den Gemeinderat Weiach gewählt. Sie ist damit die erste Weiacher Schulpflegepräsidentin überhaupt (Eintrag 1)!

Auch der Bisherige Guido Moll wurde wiedergewählt (73.9 %). Dieses deutliche Bekenntnis zur Kontinuität entspricht also auch bei der Schule dem überwiegenden Wählerwillen.

Die Wortmeldung des bisherigen Schulpflegepräsidenten Samuel Meier (vgl. WeiachBlog Nr. 1800) hat offensichtlich ihre Wirkung nicht verfehlt. Sie ist nicht nur der meistabgerufene Beitrag unter den 17 eingangs erwähnten Artikeln. Wäre der Spross aus alteingesessenem Weiacher Geschlecht nicht aus beruflichen und familiären Gründen zurückgetreten, so hätte er sich um seine Wiederwahl keine Gedanken machen müssen. Es ist daher kein Wunder, wenn die Wählerschaft seinen Empfehlungen, Dania Peter und Guido Moll das Vertrauen auszusprechen, stattgegeben hat.

Nach der Wahl von Elsbeth Ziörjen-Baumgartner als Gemeinderätin (und ihrem nachfolgenden Verzicht auf das Amt; zu den Hintergründen vgl. WeiachBlog Nr. 766) im Jahre 2010 zieht nun auch in Weiach die erste Frau wirklich in den Gemeinderat ein (Eintrag 2). Und das mit einem Glanzresultat: Dania Peter hat nämlich ihren Konkurrenten Yves Mikel Weibel haushoch geschlagen. 

Weibel wurde zwar mit 171 Stimmen komfortabel in die Schulpflege gewählt, hat in der Ausmarchung um das Präsidium jedoch gerade einmal 67 Stimmen auf sich vereinigen können: nicht einmal ein Drittel der Stimmen für Peter. Auch hier könnte die langjährigere Ortsansässigkeit mitgespielt haben. Entscheidend war aber wohl die Portierung der Kandidatur Peter durch Samuel Meier.

Klar hinter den beiden Bisherigen auf Platz 3 in die Schulpflege gewählt wurde Melanie Bossert. Mit 192 Stimmen hat sie allerdings deutlich besser abgeschnitten als das als Gruppierung auftretende Quartett Weibel/Weingart/Vieli/Matthäi-Morris. Renate Weingart hat das absolute Mehr mit 101 Stimmen (32.5 % der Stimmzettel) eindeutig verfehlt. Und damit kommt auch der fünfte Sitz der Primarschulpflege am 15. Mai in den 2. Wahlgang.

Ein Mandat für die Einheitsgemeinde

Dass die beiden mit den höchsten Stimmanteilen abschneidenden Kandidierenden (Brüngger und Peter) bereits seit Monaten massgebend am Fusionsprojekt zwischen Politischer und Schulgemeinde gearbeitet haben, ist ebenfalls als deutliches Mandat zu werten. Die Stimmberechtigten wollen, dass die von ihnen gutgeheissene Fusion auch gut umgesetzt wird.

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Mit diesem Kommentar verabschiedet sich der WeiachBlog wieder von Ihnen. Die Arbeiten an der Chronologie für den Festführer «750 Jahre Weiach» erfordern den vollen Einsatz der knapp verfügbaren Zeit.

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