Ja, Ägypten. Sie haben richtig gelesen. Konsequenterweise wurden gar keine Namen genannt. Nur Ortschaften und ein fernes exotisches Land. Der in den USA ansässige Hauptmäzen wurde dank der Kampagne von einem weiteren Grossspender mit Verbindungen ins Nildelta sekundiert. Diese beiden allein hätten – dem Wortlaut der Zusage-Bedingungen des Amerikaners folgend – schon das Zustandekommen des Projekts garantiert.
Die Achse Albis–Alexandria
Die «Bittschrift der Kirchenpflege an die Bevölkerung in nah und fern blieb nicht ungehört. Herr Reinhard von Hausen am Albis schenkte der Gemeinde 5000 Franken», schrieb Emil Maurer 1966.
Und nachdem er diesen Grossspender geoutet hat, sei hiermit nun auch offengelegt, dass es zwischen Ägypten und Hausen am Albis eine direkte Verbindungslinie gibt. Das zeigt sich an einem Schreiben, das im Pfarrarchiv Weiach erhalten geblieben ist:
Ibrahimich-Alexandri
8. Juni 1929Sehr geehrter Herr Pfarrer,
die Anfrage der Kirchenpflege Weiach, sowie Ihren Brief vom 23. Mai habe ich erhalten und freue ich mich, Ihnen mitteilen zu können, dass Herr Alfred Reinhart Ihnen Fr. 5000.- auf 1. September 1929 zur Verfügung stellt. Ich bitte Sie, Ende August diese Zeilen mir nach Hausen a/A. zu schicken, damit ich die Auszahlung des Geldes veranlassen kann. Ich selber besitze nicht so viel Vermögen, dass ich jetzt für solche Zwecke davon verausgaben könnte. Die Zinsen davon brauche ich, um Bedürftige in und ausser der Verwandtschaft regelmässig zu unterstützen.
Mit hochachtungsvollem Grusse,
Frau A. Reinhart
Ibrahimia ist ein Quartier des wichtigsten Seehafens Ägyptens, der vom Eroberer Alexander dem Grossen gegründeten Stadt Alexandria im westlichen Teil des Nildeltas. Dort gab es in diesen Jahren eine wirtschaftlich prosperierende Schweizerkolonie. Bis heute findet man dort Geschäfte mit Schweizer Familiennamen, wie beispielsweise «Fluckiger Patisserie», die nach eigenen Angaben seit 1930 besteht.
Die Weiacher hatten mit ihrer Fundraising-Kampagne Glück, denn der Börsencrash, der zur Grossen Depression in den 1930ern führte, ereignete sich erst Ende Oktober 1929. Nach diesem Datum hätten es sich die Mäzene möglicherweise nicht mehr leisten können, so grosszügig zu sein.
Immerhin hat ja auch die aus Ägypten zusagende Dame deutlich durchblicken lassen, dass sie nicht über unbegrenzte Finanzmittel verfüge, zumal es etlichen Verwandten schon vor dem Crash wirtschaftlich offenbar nicht allzu gut ging.
Quelle und Literatur
- Reinhart, A.: Schreiben an Pfr. Kilchsperger, Weiach. Datiert: Alexandria, 8. Juni 1929 (2 S.) Pfarrarchiv Weiach, noch ohne Signatur.
- Maurer, E.: Eine neue Orgel für die Kirche Weiach. Weiach, 1966. Hrsg.: Kirchenpflege Weiach – S. 8.
- Brandenberger, U.: Zeitgeschmack und Holzwurmsorgen. Vor 75 Jahren wurde die erste grosse Weiacher Orgel festlich eingeweiht. Weiacher Geschichte(n) Nr. 68. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Juli 2005 – S. 11-17. (Gesamtausgabe: S. 214-220)
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