Donnerstag, 6. August 2020

Was ein Handwerker vor dem 1. Weltkrieg gekostet hat

Im Sommer 1914 ging es auf der europäischen Weltbühne heiss zu und her. Am 28. Juni starb der Thronfolger der Donau-Monarchie bei einem Attentat in der bosnischen Stadt Sarajevo. Einen Monat später begann der Weltkrieg.

Im selben Sommer führte der Glattfelder Baumeister Gottlieb Meier neben den akkordierten Arbeiten auch diverse Regieaufträge zur Renovation der Weiacher Kirche aus. Meier hatte den Gesamtauftrag an Land gezogen und engagierte die nötigen Fachleute für die auszuführenden Arbeitsschritte.

Seiner Bauabrechnung vom 28. September 1914 kann man nicht nur entnehmen, welche Sanierungsmassnahmen man der Kirche angedeihen liess. Man sieht darin auch, für welche Art von Handwerker im Baugewerbe welche Ansätze verrechnet wurden. Das waren natürlich nicht die Löhne, die der Baumeister seinen Arbeitern ausbezahlt hat. Das Unternehmen musste ja auch gewinnorientiert arbeiten.

Wir sehen hier die vierte und letzte Seite der Abrechnung, wo die Ansätze für Fenstergitter verputzen und Dachwasserabläufe wie folgt aufgeführt sind: Vorarbeiter 85 Rp./Std.; Maurer 75 Rp./Std.; Handlanger 62 Rp./Std. Mit dem Historischen Lohnindex von Swistoval umgerechnet sind das 28, 25 bzw. 20 Franken.


Für eine Bodenreparatur im Innern der Kirche waren föhrene Bretter nötig und ein Schreiner, der (wie der Maurer) mit 75 Rp./Std. verrechnet wurde.

Noch etwas weiter unten werden Arbeiten am Fachwerkvorbau aufgeführt (Aufbahrungsraum, heute Sigristenzimmer und Eingangsüberdachung). Der Zimmermann arbeitete 24.5 Std daran, was die Kirchensteuerzahler 18.35 Franken gekostet hat. Auch hier derselbe Ansatz: 75 Rp./Std. Interessant ist übrigens, wie schon damals das verbaute Konstruktionsholz relativ zu den Arbeitskosten moderat ins Gewicht fällt. Die 3.5 kg Nägel und die «Kennelleisten» hingegen waren relativ teuer.

Quelle
  • ERKGA Weiach, Signatur: II.B.5.03 Kirche. Renovationen 1874-1914.

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